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weitere Infos zum Buch „Tracht und Tradition der Altenburger Bauern“

 

 

 

Rezensionen zum Buch

„Tracht und Tradition der Altenburger Bauern“

 

 

 

Leipziger Volkszeitung / Osterländer Volkszeitung 17.12.2018

 

Heimatgeschichte

Als die Bauern noch Rumpuff tanzten

Neuauflage des 1839 erschienenen Buches über die Bräuche der Altenburger Bauern von Carl Friedrich Hempel

VON ELLEN PAUL

 

 

ALTENBURG. Als Anfang Oktober mit dem Bauernreiten einmal mehr Altenburger Traditionen wieder auflebten, säumten Hunderte, ja Tausende den Weg der Kutschen, Reiter und Bauersleut'. Unter den Zuschauern waren beachtlich viele Vertreter der jüngeren Generation zu finden. Das Interesse an der eigenen Geschichte ist also ungebrochen. Wer mehr und detailgetreuer etwas wissen will über die Trachten, die Mundart, die Besitzverhältnisse, den Alltag und die Feste der Bauern und ihrer Vorfahren wird seit kurzem im Buchhandel fündig. Die Historiker Joachim Krause, Betreiber einer Geschichtswerkstatt, und Andreas Klöppel, Mitglied in der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg, haben im Sax-Verlag unter dem Titel „Tracht und Traditionen der Altenburger Bauern" ein kleines, aber feines Buch herausgebracht. Eine wahre Rarität, denn es ist eine Neuauflage des Buches „Sitten, Gebräuche, Trachten, Mundart, häusliche und landwirtschaftliche Einrichtungen der Altenburgischen Bauern“ von Carl Friedrich Hempel. Darin setzte Hempel dem Stand der Bauern der Region ein bleibendes Denkmal. Veröffentlicht wurde es 1839 bei der Schnuphase'schen Buchhandlung in Altenburg.

Für deren jetzigen Inhaber Albrecht Reinhold ist die Neuauflage deshalb natürlich ein ganz besonderer Grund zur Freude. „Es ist toll, dass dieses Werk nun der heutigen Generation zugänglich gemacht wird, die Geschichte der Altenburger Bauern nicht in Vergessenheit gerät“, sagt der Buchhändler, der sogar noch ein wunderbar erhaltenes Exemplar des Originals von Hempel sein eigen nennt. Nicht nur emotional ein wahrer Schatz, denn es wird heute für über 400 Euro gehandelt. Doch ans Verkaufen denk Albrecht Reinhold selbstverständlich nicht, denn für ihn verkörpert das Büchlein natürlich auch die Geschichte der über zweihundertjährigen Altenburger Buchhandlung, die damals noch selbst Werke auflegte und drucken ließ, ja sich sogar als Zeitungsverleger betätigte.

Wer sich heute ans Lesen macht, braucht allerdings auch eine gewisse Portion Geduld. Denn manche Sätze sind überaus lang, noch dazu ohne Punkt und Komma, oftmals auch ohne Abschnitte. Denn es wurde bei Orthografie und Zeichensetzung durchgehend die Schreibweise des Hempelschen Originals beibehalten. Dafür gibt es aber zusätzliche Fußnoten, wo die Herausgeber dem interessierten Leser erklärend zur Seite stehen. Außerdem gibt es zusätzliche Anhänge wie beispielsweise eine Karte des Herzogtums Sachsen-Altenburg aus dem 19. Jahrhundert oder eine Tabelle zur Umrechnung früherer Maßeinheiten wie Scheffel, Elle oder Loth sowie Notenbeispiele für den legendären Tanz der Altenburger Bauern, den „Rumpuff". Auch eine Einführung von Andreas Klöppel zu den Altenburger Bauern und zur Biografie des Autors dürfen nicht fehlen.

Carl Friedrich Hempel (1769–1857) wurde als Sohn eines Lehrers in Großlöbichau geboren und war nach dem Studium in Jena zunächst als Lehrer in Altenburg tätig. 1804 übernahm er die Pfarrstelle im benachbarten Dorf Stünzhain, die er bis 1837 innehatte. Hempel hatte schon zuvor elf Schriften verfasst. Im Ruhestand machte er sich nun daran, das erstmals 1793 verlegte Buch des Altenburger Malers Carl Friedrich Kronbiegel „Über die Sitten, Kleidertrachten und Gebräuche der Altenburgischen Bauern" grundlegend zu überarbeiten und mit neuen Abbildungen versehen zu veröffentlichen.

Und diese elf farbigen Zeichnungen – in der Originalausgabe noch handkoloriert - sind das wahre Kleinod des Buches. Sie zeigen die Bauern in ihren Trachten, ihrem Kopfschmuck, bei Festen und auch in einer Wirtshausstube beim Skat oder auf einem Markt beim Handel mit ihren Produkten. Für alle traditionsbewussten und interessierten Altenburger ist das Buch mithin eine wahre Fundgrube, die vielleicht auf diesem oder jenem Gabentisch liegen könnte.
Joachim Krause und Andreas Klöppel (Hg.)

 

„Tracht und Traditionen der Altenburger Bauern“, Sax-Verlag Beucha Markkleeberg, ISBN 978-3-86729-227-6, 14,80 Euro.

 

 

 

 

Ostthüringer Zeitung OTZ Schmölln 2.4.2019

 

Aus dem Leben der Altenburger Bauern

Historiker Joachim Krause stellt sein Buch über Trachten und Tradition in Meerane vor

02. April 2019 / 02:29 Uhr

 

Großes Interesse zeigten die Gäste der Buchvorstellung durch Autor Joachim Krause (rechts) auch am Bildmaterial und den von Besucher Werner Flämig ­mitgebrachten Puppen in Osterländer Hochzeitstracht. Foto: Wolfgang Riedel

Großes Interesse zeigten die Gäste der Buchvorstellung durch Autor Joachim Krause (rechts) auch am Bildmaterial und den von Besucher Werner Flämig mitgebrachten Puppen in Osterländer Hochzeitstracht. Foto: Wolfgang Riedel

 

Meerane. Die Autoren und Heimatforscher Joachim Krause aus Schönberg und Andreas Klöppel aus Altenburg sind Herausgeber des von ihnen überarbeiteten Buches, einer Neuauflage von Carl Friedrich Hempel von 1839, unter dem Titel „Sitten, Gebräuche, Trachten, Mundart, häusliche und landwirtschaftliche Einrichtungen der Altenburgischen Bauern“. Am Donnerstag  stellte Joachim Krause in der Meeraner Bibliothek 55 Gästen dieses Werk „Tracht und Tradition der Altenburger Bauern“ mit 17 farbigen Abbildungen vor.

Trachten und Traditionsdetails des mit dem slawischen Stamm der Sorben verwobenen Bauernstandes im Altenburger Land hinein bis in die Zeit des Herzogtums Sachsen-Altenburg von 1826 bis 1918 zeigte Krause auch anhand von Lichtbildern. Dazu gehörte ein Damenquartett in Rock und weißen Kniestrümpfen aus Baumwolle, mit Vorstecklatz aus harter Pappe bis zum Kinn und einer Haube auf dem Kopf. „Die Altenburger Bauern blieben als Volksgruppe unter sich als Nachbarn der Thüringer und Franken“, so der ­Betreiber einer Geschichtswerkstatt mit Sicht auf Sprache und Charaktereigentümlichkeiten der Osterländer. „Der damalige Buchherausgeber Carl Friedrich Hempel kannte seine Altenburger Bauern und ihre Lebensart bestens aus eigener Anschauung und täglichem Erleben“, ­berichtet der Historiker mit Sicht auf den Bauernstand und das Erbrecht.

Entsprechend des Kurrechtes erbte der jüngste Sohn das Gut, weil so die Eltern ihr Anwesen länger bewirtschaften und die Angehörigen versorgen konnten. Bei den Vorbereitungen der eher wohlhabenden Altenburger Bauern auf eine Hochzeit nahm der Hochzeitsbitter eine wichtige Position ein. Er sorgte für die Einladungen, behielt das Kuchenbacken und die Sitzordnung der Gäste im Auge und besorgte Musik, Tanzsaal und vieles mehr. Er sprach das Tischgebet und hielt zur Unterhaltung allerhand Späße bereit. Große Hochzeiten feierte man sogar bis zu drei Tage lang. Der Pfarrer des Ortes nahm übrigens beim Hochzeitmahl den gewichtigsten Platz ein.

Rumpuff um das Brautpaar getanzt

Ganz gewiss tanzten die Gäste rund um das Brautpaar den Rumpuff, eine Art feuriger Nationaltanz im Osterland.

Erwähnung findet auch der Altenburger Rossmarkt, der im Deutschen Reich zu den bedeutenden zählte. Das Bauernreiten gedieh zu weit bekannten, festlichen Aufzügen bis hinein ins 20. Jahrhundert. „Doch finden sich auch einige Freigüter und andere, die nach und nach mehr Besitztum erworben haben, zwei und mehr Pferde halten. Auf dieser Klasse beruht der eigentliche Wohlstand der Bauernschaft“, heißt es in Originalschrift im Buch weiter.

„Die zweite Klasse begreift die Handbauern und Gärtner, die ihre Wirtschaft mit zwei bis sechs Kühen bestellen. Die dritte Klasse sind die Häusler oder Nachbarn und Einwohner mit meist nur einem Haus mit Gärtchen, die die Tagelöhner machen oder ein Handwerk betreiben.“

Joachim Krause zeigte zudem ein Lichtbild mit Händlern, Marktfrauen und Pferdegespann, das einen Markttag veranschaulicht. „Der Handelsabschluss fand oft im ‚Rathskeller‘ statt“, lautete die Untertitelung. Erwähnung fand auch die Traditionspflege durch Kulturgruppen zu DDR-Zeiten.

Werner Flämig aus Mülsen besuchte mit Ehefrau Heidi die Buchvorstellung. Er überraschte die Anwesenden mit zwei Puppen von 1890, die wie zu längst vergangenen Osterlandzeiten hochzeitsprächtig gekleidet waren.

Bernd Aurich, Leiter des Bauernmuseums in Dürrengerbisdorf bei Limbach-Oberfrohna und der Sammler historischer Werke, sowie Reinhard Schraps aus dem Waldenburger Ortsteil Franken, freuten sich über viele neue Details aus der Geschichte des Altenburger Landes, die Heimatforscher Krause vermittelte.

 

Wolfgang Riedel / 02.04.19