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Beteiligung der katholischen Kirche 
am Biopark Gatersleben – Teil 2
 
 
http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/root,did=84690.html?listBlId=74462
 
Kirche geht auf Distanz zu Biopark Gatersleben
 
28.11.2008
 
Das Engagement des katholischen Bistums Magdeburg im Biopark Gatersleben
über die kircheneigene Gero AG war von Anfang an umstritten. Für viele
passte die gentechnisch-kritische Haltung der Kirche nicht mit dem
Vorzeigeobjekt der 2003 beschlossenen Biotechnologie-Offensive des
Landes Sachsen-Anhalt zusammen. Nun kündigt das Bistum einen Rückzug an.
 
Es war von Anfang an keine ganz einfache Allianz, die das katholische
Bistum Magdeburg mit dem Biopark Gatersleben eingegangen war. Im
Frühjahr 2007 wurde erstmals öffentlich, dass sich die kircheneigene
Gero AG über zwei ihrer eigenständigen Tochtergesellschaften am
Biotechnologie-Standort Gatersleben engagiert. So hat die
Beteiligungsfirma Futura GmbH zum einen in die Biotech-Firma SkinSysTec
GmbH investiert. Zum anderen beteiligte sich die Gero AG, die 2001 aus
dem Siedlungswerk St. Gertrud GmbH des Bistums Magdeburg hervorgangen
war, gemeinsam mit dem Land Sachsen-Anhalt am Aufbau des Bioparks
Gatersleben, dem Vorzeigeprojekt der im Hochsommer 2003 beschlossenene
Biotechnologie-Offensive des Landes. „Wir tragen das Thema
Biotechnologie offensiv in die Öffentlichkeit“, betonte Antje Guth,
Geschäftsführerin der Gero-Tochter Futura, im Frühjahr 2007 im
Biotechnologie-Nachrichtenmagazin |transkript. Das Verständnis der sonst
gentechnisch-kritischen Kirche für den Biotechnologie-Standort
Gatersleben erhielt Rückendeckung durch den liberalen Bischof Leo Nowak,
ohne dessen Unterstützung ein solches Engagement kaum möglich gewesen
wäre. So entstand bereits im Jahr 2003 die BGI Biopark Gatersleben
Infrastruktur mbH, bei der die GWG Gaterslebener
Wirtschaftsförderungsgesellschaft zu 51 Prozent und die Futura GmbH zu
49 Prozent beteiligt sind.
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Gutachten zu ethischen Fragen der Gentechnik im Bistum
 
So ganz einfach diese Beteiligung aber schon damals nicht. Ein Jahr
später beauftragte der damalige Diözesanadministrator Gerhard Feige und
heute Nowaks Nachfolger im Bischofsamt ein „Gutachten zu ethischen
Fragen der Gentechnik im Bistum Magdeburg“ bei der Clearingstelle Umwelt
und Gesundheit der Deutschen Bischofskonferenz. Deren Leiter, Professor
Markus Vogt, kam jedoch zu keinem klaren Urteil. „Angesichts der
überwiegend kritischen Haltung der Kirchen wäre ein Ausstieg der Diözese
Magdeburg aus dem Bauprojekt in Gatersleben aus Gründen der
Konfliktvermeidung möglicherweise vernünftig, verstanden als Signal
einer pauschalen negativen Bewertung ethisch voreilig“, so Vogt im
Geschäftsbericht 2004 der Gero AG.  Für die Handelnden vor Ort gab es
also weder ein Ja noch ein Nein. „Es hat uns bei unserer Suche nur wenig
weitergeholfen“, sagte Ulrich Lieb, Ordinariatsrat des Bistums
Magdeburg, 2007 gegenüber |transkript. Dass er selbst kein
Fundamentalkritiker ist, zeigte er bereits im September 2006, als er die
Einsegnung des Forschungsgewächshauses im Biopark übernahm.
Auch in der Landwirtschaft kommen biotechnologische Verfahren zum
Einsatz.Lightbox-Link
 
Bischof erbt Beteiligung von Vorgänger
 
Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. 2005 übernahm Gerhrad Feige
das Amt des Bischofs und ‚erbte’ die Geschäftsbeteiligungen der Gero AG.
Nachdem er dem Treiben zunächst zusah, geht der Bischof nun deutlicher
auf Distanz. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk Mitte November berichtete,
wird ein Käufer gesucht, der die 49 Prozent Beteiligung der Gero-Tochter
Futura am Biopark übernehmen soll. „Bischof Feige stand dem Projekt von
Anfang an skeptisch gegenüber“, bestätigt Bistumssprecher Thomas Lazar.
Dem MDR hatte er zuvor erklärt „es kann nicht Aufgabe der katholischen
Kirche sein, die Grüne Gentechnik voranzutreiben“.
 
Engagiert habe sich Feiges Vorgänger Leo Nowak, laut Lazar, weil er sich
positive Effekte für die Region erhofft habe. Bischof Feige bewertete
das Engagement aber offenbar von Beginn an anders. „Die Ankündigung
kommt für mich nicht überraschend“, sagte BIO Mitteldeutschland-Chef
Jens Katzek. Feige habe von Anfang an die Gesprächsangebote der
Biotechnologie ignoriert.
 
Zukunft des Bioparks auch ohne Bistum sicher
 
Laut Lazar sind bislang insgesamt drei Millionen Euro von Futura nach
Gatersleben geflossen. Weitere 13 Millionen Euro kamen aus der
Landeskasse. Auf diese Weise konnte die Infrastruktur des Bioparks im
Jahr 2007 fertiggestellt werden. Aufgrund der bestehenden Verträge, die
bis zum Jahr 2022 laufen, ist ein Ausstieg der Kirche nicht ganz
einfach. Dieser ist juristisch nur möglich, wenn Gero-Vorstand Frank
Meyer einen Käufer findet, der sämtliche Verpflichtungen der Futura GmbH
übernimmt. „Wir werden die Anteile solange halten, wie es notwendig
ist“, stellte Meyer denn auch in der Mitteldeutschen Zeitung klar.
 
Biopark-Geschäftsführer Eric Schreyer betont indes, dass alle derzeit im
Biopark eingemieteten Firmen gar nicht mit Methoden arbeiten würden, die
zu gentechnisch veränderten Pflanzen führen. „Es ist wichtig, Dinge
voneinander zu trennen, die nichts miteinander zu tun haben, wie die
Diskussion um die Grüne Gentechnik und die bestehenden Verträge“, so
Schreyer. Das sah bereits Ethikgutachter Vogt so. „Die Kirche will sich
weder als Akzeptanzbeschaffer für eine bestimmte Technologie gebrauchen
lassen, noch dem ökologischen Antitechnikreflex nachgeben“, ist im
Gutachten von 2004 nachzulesen. Stattdessen wird empfohlen, mit Mythen
über die Gentechnik aufzuräumen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hatte
das Bistum 2007 einen Ethikdiskurs mit allen Beteiligten initiiert.
„Dieser hat leider nicht richtig funktioniert“, bedauert Schreyer. „Die
Zukunft des Bioparks ist aber trotz der Ankündigung des Bistums sicher.“
 
 
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