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Klaus-Peter Jörns:
„Notwendige Abschiede – Auf dem Weg zu einem glaubwürdigen Christentum“,
Gütersloh 2004
(Auszüge aus den Seiten: S.14, 24, 26, 30, 39, 59, 62, 75f, 83, 85,
94f, 96, 106, 109, 110, 111, 114, 118, 124, 129, 130, 132, 140, 141, 155f, 169,
179f, 184, 186, 191, 198, 202, 218+220+222, 224, 230, 231, 232, 243, 269, 270,
282, 328, 358, 361)
… fremde religiöse Überlieferungen, konfessionelle Vielfalt
des Christentums:
Unterschiede nicht von der hybriden Frage her bewerten, wer die Wahrheit
kennt, sondern als parallele Spuren der einen großen „Wahrnehmungsgeschichte
Gottes“ ...
können wir in vielen nichtbiblischen religiösen Texten
(Sonnenhymnus des Pharaos Echnaton, Koran-Suren) wichtige und für den Glauben
heute hilfreiche Gottes- und Glaubenserfahrungen finden – und in biblischen
Texten vieles, was Menschen heute eher abstößt, weil es sich auch beim besten
Willen mit der Verkündigung Jesu nicht verbinden lässt. ...
Wahrnehmungen Gottes heute sind von geringerer Bedeutung als
diejenigen, die biblisch überliefert werden (?) ...
Glaubensvorstellungen, die keinen erkennbaren Lebensbezug
mehr haben, und Glaubensvorstellungen, die eine fatale Wirkungsgeschichte
ausgelöst haben, müssen deshalb hinterfragt werden, auch wenn sie biblisch
fundiert sind ...
“konstruierte Wirklichkeit“: die Welt, in der wir leben und
von der wir als von einer bekannten Größe reden, entsteht erst in unserem Kopf.
Ohne ein so entstehendes Weltbild, ohne eine Weltansicht
(Weltanschauung? JK), bliebe es bei einer zusammenhanglosen Vielfalt von
Einzelwahrnehmungen, gäbe es keine „Welt“, keinen Sinn. Doch der einzelne
Mensch wird in eine bestimmte „Weltansicht“, in eine seiner Umgebung geläufiges
Welt- und Menschenbild, hineingeboren. ... „Weltansicht als grundlegende
Sozialform der Religion“ (Luckmann) ... in diesem Sinn haben alle Menschen – ob
mit oder ohne Religionszugehörigkeit – mit Religion zu tun, und zwar in der
Form der „unsichtbaren Religion“. Sie vermittelt „Wissen von der Welt im
umfassenden Sinne eines letztfundierten Sinnrahmens“. ...
Biblische Texte sind kanonisierte kulturelle Texte.
Das heißt: ihr Wortlaut darf nicht mehr verändert werden. Damit sie in der
jeweiligen gottesdienstlichen Gegenwart überhaupt verstanden werden können,
müssen sie permanent erklärt, also ausgelegt werden. ...
Unser heutiges kulturelles Gedächtnis (z.B. Grundgesetz)
beruft sich zu Recht nicht nur auf die biblischen Texte und Kommentare. Sondern
es wird genauso mitgeprägt durch die schrecklichen Erfahrungen, die die
Religionen und Konfessionen im Umgang miteinander gemacht haben ...
Die Bibel der Christen enthält die Heilige Schrift der Juden
... die Heilige Schrift der Muslime enthält Überlieferungen mit, die aus den
heiligen Schriften der Juden und Christen stammen ...
zweifeln daran, dass Gott einen Menschen danach beurteilen
könnte, ob ein Mensch in eine christliche oder muslimische oder buddhistische
Familie hinein geboren und dann in deren Glauben erzogen worden ist.... fragen
vielmehr, ob der Glaube ihnen hilft, leben und sterben zu können, und binden
Wahrheit an Lebens- und Sterbeerfahrungen von Menschen. Die meisten Laien sind
den Verfechtern eines geschlossenen Systems Religion weit überlegen, weil sie
auf diesem Lebensbezug des Glaubens bestehen. ...
Predigt: statt primär Schriftauslegung zu sein, müsste
sie primär Lebensauslegung sein ...
Dogmen und Bekenntnisschriften versuchen, die „Mitte der
Schrift“ zu formulieren; sind nicht zeitunabhängig (entstanden, als konkrete
Fragen entschieden werden mussten, solche Fragen treten immer neu auf); sind
längst Teil der christlichen Tradition, (auch sie JK) bedürfen der Auslegung
und der theologischen Kritik ...
Jesus sprach aramäisch (galiläische Provinz), schriftliche
Überlieferung (30 Jahre später) in der Weltsprache Griechisch =
Quantensprung! ...
Glaube ist die Individualform von Religion; im Glauben von Individuen geht es
zuerst um das eigene Leben;
(Seite 95) Bei Martin Luther finden wir in der Erklärung zum
ersten Glaubensartikel („Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
Schöpfer des Himmels und der Erde“) überraschenderweise kein Wort zu der
kosmischen Dimension des Schöpfungswerkes. Die individuelle Beziehung des von
Gott geschaffenen Menschen zu seinem Schöpfer, die sich in der Gabe des eigenen
Lebens und in dessen Bewahrung zeigt, ist das einzige Thema. Aus Dank für diese
Gabe ... erklärt sich der Glaubende
bereit, Gott mit seinem Leben zu dienen.
(106f) (In der Bibel zweimal der Bericht von einer
Begebenheit:) König David hat erst durch eine Zählung herausfinden lassen, auf
wie viele wehrfähige Männer er sich würde verlassen können. Weil er damit daran
gezweifelt hat, dass Sieg oder Niederlage einzig von seinem Gott abhängen,
werden als Strafe dafür 70.000 Menschen aus dem Volk von einem „Würgeengel“
seines Gottes getötet. Der ohne Zweifel ältere Bericht von dieser Geschichte
(2.Sam.24) sagt, Gott selbst habe dem David aus Zorn über Israel die Idee zur
Zählung eingegeben. Das 1.Buch der Chronik, das in Kapitel 21 dieselbe
Geschichte überliefert, konnte diesen Punkt theologisch nicht mehr verantworten
… Also ersetzt er in seiner Version Gott als Verursacher und schreibt: „Und
Satan trat auf wider Israel und reizte David, Israel zählen zu lassen.“
Wie das Leben, das Menschen in ihren Lebensbeziehungen haben, gut gelebt
und gegen seine Gefährdungen geschützt, also bewahrt werden kann, das
sagt und vermittelt Religion. ...
Albert Schweitzer: „Gut ist Leben erhalten und Leben fördern; schlecht ist
Leben schädigen und zerstören.“ ...
Religionsinterner Pluralismus meint das Nebeneinander unterschiedlicher
Gottesbilder (einschließlich ihrer differenten Taten und Wesenszüge) und
Gottesnamen inmitten ein und derselben Religionsgemeinschaft. ...
(109) Es ist ausgeschlossen, dass sich der historische Jesus
in der Christologie des Johannesevangeliums wiedererkannt hätte. ...
Die Trinität sagt, dass Gott in der Begegnung mit den Menschen seine Gestalt
ändern kann. ...
das Dogma vom trinitarischen Gott, in dessen Mitte der Gott-Mensch Jesus
Christus steht, können Juden und Muslime nicht akzeptieren. Denn im Zentrum
ihrer Gottesvorstellung steht der Monotheismus eines ganz und gar jenseitigen
Gottes. Dass die Christen am Nebeneinander der vier Evangelien und der beiden
Teile des biblischen Kanons festhalten, bedeutet deshalb heute wie in der frühen
Christenheit ein ausdrückliches „Bekenntnis zur Pluralität“. ...
dass der in der empirischen Vielfalt sich ausdrückende Pluralismus zur
Selbstoffenbarung Gottes in der Kulturgeschichte der Menschheit hinzugehört ...
Judentum, Christentum und Islam haben zur Zeit immer noch unvereinbare
Gottesvorstellungen ...
größerer Überlieferungszusammenhang: die universale Wahrnehmungsgeschichte
Gottes ...
an anderem Ort und zu anderer Zeit lässt sich das Wahrnehmungsoriginal so, wie
es zustande gekommen ist, nicht mehr reproduzieren ...
“Texte“ sind „Gewebe“; In ihnen sind alte Begegnungen und daraus
resultierende Wahrnehmungen, aber eben
auch immer neue Spuren der auf die Autoren bezogenen Erinnerungsarbeit
ineinander verwoben ...
(130) “jungfräuliche Empfängnis“;
Es geht nicht um ein biologisches Mirakel. Jesus hat natürliche Eltern gehabt
wie wir. (Joh 6,42: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und
Mutter wir kennen?); benutzt damals bekannten mythischen Stoff der göttlichen
Zeugung von Götterkindern, Königen, Heroen und Philosophen – hiermit soll
ausgedrückt werden, „wes Geistes Kind“ das Menschenkind Jesus ist; das
Markusevangelium kennt keine Vorgeburts- und Geburtsgeschichte Jesu, nur seine Taufe
...
In allen schriftlichen Erinnerungen an den Auferstandenen ist es so, dass
Menschen eine ihnen begegnende menschliche Gestalt wahrnehmen, die sie aber von
ihrem Äußeren her nicht mit dem irdischen Jesus ... identifizieren können
(Gärtner, Fremder) ... erst durch Erinnerung an Bekanntes wird er erkannt (mit
Namen ansprechen, Wundmale, Abendmahlsgebet) ... Auferstehungsglaube
literarisch „rückwärts“ gewachsen: die durch den Geist bestehende Beziehung zu
Jesus besteht nach seinem Tode (verändert) fort, das leere Grab, der Leichnam
Jesu sind „blinde Flecken“ (dazu gibt es keine „Bilder“ wie beim blinden Fleck
im Auge), das Fehlende wird ergänzt ...
Zeugnisse der Begegnung von Menschen mit Jesus sind trotzdem authentische
Erinnerungsgestalten, die im Prozess des „Hörensagens“ entstanden sind, ...
Kein biblischer Text ist kodifiziertes „Wort Gottes“. ...
(140) „So sagt Gott“ ist jedenfalls sowohl auf der Kanzel
als auch in theologischen Dokumenten von Kirchen ein anfechtbarer Satz. Nur wer
sich als Prophet verstünde und sich auf eine ihm persönlich geltende Offenbarung
berufen könnte, dürfte so reden.
Begegnungen mit Gott und ihre Wahrnehmung (Gotteserfahrungen) liegen vor jeder
schriftlichen Überlieferung. Für diese Gotteserfahrungen haben wir Menschen
keine besonderen Organe. Wir nehmen sie wahr und erinnern uns an sie wie an
alles andere im Leben auch. ... Wird eine Wahrnehmung Gottes schriftlich
dokumentiert ... alle heiligen Schriften sind sekundäre Erinnerungsgestalten
Gottes ... bei Übersetzungen fällt die
Überschreibung der älteren Gedächtnisspuren aufgrund des kulturellen Wechsels
umso gravierender aus. ... Nicht nur kulturelle und religiöse Vorprägungen,
sondern auch persönliche und kollektive Erwartungen an Gott gestalten die
Gotteswahrnehmung und ihre späteren Erinnerungsgestalten mit. ...
“Das war eine Offenbarung (für mich)“ ... wörtlich: ein Tun, bei dem etwas
offen gelegt wird
(155) Jede Religion pflegt eine besondere Gedächtnisspur im
Rahmen der universalen Wahrnehmungsgeschichte Gottes. Aber Gott hat sich auch
außerhalb der jeweils eigenen Überlieferungsgeschichte wahrnehmen lassen ...
keine Religion kann deshalb mit bzw. in ihren Überlieferungen die universale
Wahrnehmungsgeschichte Gottes wiedergeben. ...
Religiöse Texte können deshalb weder so angesehen werden, als fassten sie Gott
zeit- und kulturunabhängig, noch als fassten sie Gott überhaupt. ...
(156) Der vielgeschmähte Synkretismus, das Einschmelzen von
Überlieferungen aus unterschiedlichen Religionen, ist ebenfalls positiv zu
bewerten – als ein Zeichen der Vitalität des Christentums (haben die Gestalt
des Christentums kräftig mitbestimmt und dafür gesorgt, dass das Christentum
sich in ihm ursprünglich fremde kulturelle Regionen ausbreiten konnte) ...
Dazu zwingt im Grunde schon der Glaube, dass Gott der Schöpfer aller Menschen
ist.
Religionen sind „Modelle ..., an denen der Mensch versucht, sich selbst und die
Welt zu deuten. Modelle sind nicht die Wirklichkeit. ... Wenn sich die
Weltsicht ändert, sollten auch die Religionen den Mut haben, neue Modelle zu
kreieren oder die alten neu zu interpretieren ...“
Entwurf riskieren, der ernst damit macht, dass Jesus Christus die
Gottesvorstellungen der Vergangenheit als neuer Gott abgelöst hat ...
Gottes neues Gesicht wahrzunehmen: er hat die Gewalt gegen Jesus nicht wieder
mit Gewalt verhindert, weil er ihr selbst abgeschworen hat (Mt 26,53) ... das
ist in der Tat ein neuer Gott. ...
so viel muss möglich werden: dass nicht nur der Konfessions-, sondern auch der
Religionswechsel mit Respekt begleitet werden wird ...
Jede Antwort bleibt nur als Antwort in Kraft, solange sie im Fragen verwurzelt
ist. In der Bibel sind in großer Variation Antworten auf Fragen gegeben worden,
die sich damals gestellt haben. ... Das große Problem des Kanons ist, dass er
viele der uns heute umtreibenden Fragen gar nicht oder nur höchst mittelbar zu
beantworten vermag, weil es sie damals noch gar nicht gab. Zu sagen, die Bibel
habe alle Fragen der Menschheit beantwortet, ist ungeschichtlich und lieblos
gegenüber den heute lebenden Menschen. ...
(177) Ein anderes schwerwiegendes Problem stellen für alle Kirchen die im Kanon enthaltenen Verwerfungsurteile dar. Sie betreffen im jüdischen Teil der Bibel »andere Völker« oder »Heiden« und im rein christlichen Teil der Bibel vor allem Juden, aber auch »Heiden«. Daniel Goldhagen hat im Oktober 2002 bei der Präsentation seines Buches »Die katholische Kirche und der Holocaust« folgende Ansicht vertreten: Während Nichtchristen »das tragische Problem der christlichen Bibel benennen dürfen - dass ein Buch, das zu so viel Gutem anregt, weiterhin so viele Vorurteile verbreitet -, muss die Lösung des Problems aus den Reihen der Kirche und der Christen selbst kommen.« Im Rahmen dessen, was ich hier behandelt habe, kann die Lösung des Problems innerhalb des christlichen Teils der Bibel nur in einer Revision des Bibeltextes bestehen. Sie müsste von einer Kommission erarbeitet werden und wenigstens die krassesten Antijudaismen einklammern. In dieser Kommission müssten auch Juden vertreten sein. Mit »Einklammerung« meine ich, dass zumindest auf die Verlesung solcher Textstellen in Gottesdiensten verzichtet wird. Denkbar wäre für mich aber auch, sie aus einer revidierten Textfassung herauszunehmen und in einen »Apparat« unter dem Text zu verweisen. Das entspräche der gängigen Praxis bei wissenschaftlichen griechischen Ausgaben des Neuen Testamentes, die unter dem fortlaufenden Text einen »Apparat« mit Textvarianten und Textergänzungen enthalten. Sie verzeichnen Handschriften, die von der Exegese aufgrund einer Abwägung historischer Fakten als jeweils - gegenüber der abgedruckten Fassung - spätere Varianten eingestuft worden sind. Die von mir vorgeschlagene Einklammerung würde nun allerdings aufgrund einer neuen theologischen Beurteilung zustande kommen. Ganz aus der gedruckten Fassung dürften diese Antijudaismen aber nicht verschwinden, weil sie als historische Dokumente folgenden Generationen verständlich machen können, aus welchen - eben auch biblischen - Quellen sich der Antijudaismus genährt hat, und dass Heilige Schriften nicht dagegen gefeit sind, hasssäenden und todbringenden Vorurteilen zu folgen. …
(186) Die Einsicht, dass Dogmen zeitbedingte Antworten auf
zeitbedingte Fragen gegeben haben und daher notwendig vorläufige Aussagen sind
...
(191) [ein Gott, der ungerecht ist, in Betrügereien
verstrickt (Hagar und Ismael, Esau und Jakob) widerspricht den Vorstellungen
vieler Menschen heute von ihrem Gott; antijüdische Passagen im NT; Unterordnung
der Frau; Verwerfung von Heiden und Juden; Fremdenhass = solche Textstellen
„einklammern“; es muss gefragt werden, ob diese Überlieferungen auch heute
Bestandteil des christlichen Glaubens und der Theologie sein müssen] ...
Gottes Liebe gilt der „Welt“ (Joh 3,16), wobei das griechische Wort kosmos, das
für „Welt“ steht, keinesfalls nur die gläubige Menschheit meint. ...
So vielfältig biblisch und außerbiblisch belegt Erwählungsvorstellungen auch
sind, von der unbegrenzten Liebe Gottes kann man nur glauben, dass sie (allen
Menschen gilt und) die ganze Schöpfung meint. ...
(215) Theißen formuliert den Gedanken, dass „die
Verminderung des Selektionsdrucks das heimliche Programm aller Kultur“ sei.
(220) (1. Mose 1,26ff:) „Und Gott sprach: Lasset uns
Menschen* machen nach unserem Bilde, uns ähnlich; die sollen herrschen ... Und
Gott schuf die Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes (älohim) schuf
er sie; und schuf sie (pl.) als Mann und Frau. ...“ [* Das im Hebräischen
verwendete Wort adam ist hier ein Kollektivum und bedeutet so viel wie
„Menschheit“. Es wird nie im Plural gebraucht und bezeichnet die Menschheit
...; adam kann aber auch den einzelnen Menschen und den Mann bezeichnen]
... Anschluss 1. Mose 5,1-3: „Als Gott die Menschen schuf, machte er sie Gott
ähnlich; als Mann und Frau schuf er sie. Und er segnete sie und gab ihnen den
Namen Adam, ... Als Adam 130 Jahre alt war, zeugte er einen Sohn, ihm selbst
ähnlich, nach seinem Bilde; den hieß er Seth.“ [das Wort für „Bild“ ist
dasselbe] ...
Paulus wandelt die Vorstellung von der Gottebenbildlichkeit entscheidend um
(1.Kor. 11,7): P. bezeichnet ganz traditionell (nur!) den Mann als Gottes Bild
und die Frau als des Mannes Bild ...
(226) dass – zumindest nach 1.Mose,5,1-3 – die Menschen
zugleich als nach Gottes Bild geschaffen und nach dem Bild des jeweiligen
menschlichen Vaters gezeugt verstanden werden können
im Hebräischen bedeutet 1000 dasselbe wie „ewig“ ...
jüdische Könige werden bei ihrer Inthronisation von Gott adoptiert (Psalm 2,7;
Gottes Sohn) ...
Menschenebenbildlichkeit Gottes; Menschen nehmen das Göttliche mit ihren
Möglichkeiten wahr (sehen, hören, gelegentlich be-fühlen) ...
Sprache der Bilder neben der Wort-Sprache ...
Schöpfung Gen 1 als Beziehungsnetz; Scheidung schafft auch jeweils
unmittelbares Gegenüber ...
Hebammen, die die Neugeborenen in dieses Leben „heben“, nennen diese Phase am
Eingang ins Leben „Austreibung“; ... ist die Austreibung die Vertreibung ins
Leben und zum Leben; ... Mit der im biblischen Mythos erzählten Vertreibung aus
dem Paradies durchschneidet der Schöpfer die während der Paradieszeit noch
nicht gekappte Nabelschnur zum Geschöpf Mensch, damit dieser nun selbständig
leben kann. ...
dass zu diesem Fortgang der Schöpfung – es geht um mehr als nur ihre Erhaltung!
– auch das Sterben hinzugehört, und zwar von Anfang an. ...
von den Vorstellungen von einem Schöpfer verabschieden, von dem kein Theologe
je hat einleuchtend machen können, wieso die Schöpfung „sehr gut“ gewesen sei
und dennoch im Menschen die todbringende Sünde lauere, von der wir dann erlöst
werden müssten. ...
(275) (Verständnis von Tod als Strafe nach dem)
der Gedanke setzt einen Gott voraus, der die ganze Menschheit in Haftung nimmt
dafür, dass die ersten Menschen einen
göttlichen Befehl missachtet haben.
(277) Mit der Vorstellung vom Tod als der „Sünde Sold“ wird
dem Ungehorsam der Menschen die Macht zugesprochen, Gottes Schöpfung verändert
zu haben
Bischof Wolfgang Huber (auf der Synode Berlin-Brandenburg 23.4.04): „Ich
persönlich habe die Vorstellung, Gott sei auf ein Menschenopfer angewiesen, um
den Menschen sein Heil zuteil werden zu lassen, mit meinem Glauben an Gottes
Güte nie vereinbaren können.“ ...
(333) Theodizeefrage … Warum lässt Gott das zu? … die neuen
Fragen heißen: Wie lange werden wir
das Leiden der Armen noch zulassen? (Wann
stehen wir an der Seite der leidenden
Kreatur JK)?
(358) Alle Götter sind aus vorhergehenden Göttern
hervorgegangen. Genauer gesagt heißt das: alle Götter sind neue
Wahrnehmungsgestalten des früher anders wahrgenommenen Gottes. Doch sie
enthalten, um als Götter erkennbar zu sein, wichtige Wesenszüge ihrer Vorgänger.
... auch der jüdische Gott Jahwe ist genauso wenig wie der am Ostermorgen aus
dem Tod erstandene Gott der Christen, Jesus Christus, als Deus ex machina auf
der Bühne der Religionsgeschichte erschienen, sondern hervorgegangen aus
Vorläufern. Dazu gehören bei Jesus Christus sowohl jüdische
Messias-Vorstellungen als auch griechische Vorstellungen vom therapeutischen
Heiland Asklepios, ägyptische Vorstellungen vom getöteten und auferstandenen
Gott Osiris sowie vom mythischen Sänger Orpheus. ...
(361) Jeder Wandel der Gottesvorstellungen schließt
notwendige Abschiede ein. Trotzdem ist es sinnvoll, eine Bibel zu haben, in der
alte Wahrnehmungsgestalten Gottes überliefert werden, an die niemand mehr
glaubt. Ich denke an Vorstellungen von Gott als gewalttätigem Kriegsherr und
Schutzgott, ...
Die Bibel ist für uns Heutige über weite Strecken hin Teil des religiösen
Gedächtnisses der Menschheit. Als solche aber bindet sie uns nicht im
Glauben, sondern hat sie eine reine Bildungsfunktion. ...