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Euthanasie (aktive Sterbehilfe) und andere Entscheidungen am Lebensende (zur Lebensbeendigung) in den Niederlanden 1990, 1995 und 2001

„Euthanasia an other end-of-life decisions in the Netherlands in 1990, 1995, an 2001”
(The Lancet, online 17.6.03)

 

Die Untersuchung erfasste Sterbefälle, die in den betreffenden Jahren jeweils von August bis Dezember aufgetreten waren.

Alle drei hier zusammengefassten Studien basieren zum einen auf der Auswertung der Totenscheine, zum anderen auf ausführlichen (anonymen, standardisierten) Befragungen von Ärzten. Befragt wurden Hausärzte sowie solche, die in Pflegeheimen oder als Spezialisten in Krankenhäusern tätig waren.

Mögliche Maßnahmen in der Sterbephase werden unterschieden nach:

a) Vorenthalten oder Absetzen von medizinischen Behandlungsmaßnahmen, in der Absicht oder mit dem Wissen um eine mögliche Todesbeschleunigung

b) Intensivierung von Maßnahmen zur Linderung von Schmerzen oder Beschwerden mit einem in Kauf genommenen möglichen schnelleren Eintritt des Todes

c) verordnete, verabreichte oder verschriebene Medikamente mit dem ausdrücklichen Ziel der Lebensverkürzung
hierzu noch Unterscheidung nach
c1) Euthanasie = Verabreichung von Medikamenten mit dem ausdrücklichen Ziel der Lebensbeendigung; wenn ein anderer als der Patient das tödlich wirkende Mittel verabreicht, die Tötung aber auf sein Verlangen (auch schriftlich) hin erfolgt

c2) ärztlich-assistierte Selbsttötung (Verschreibung oder Bereitstellung von Medikamenten mit dem ausdrücklichen Ziel, dem Patienten die Selbsttötung zu ermöglichen), wobei der Patient selbst handelt
c3) alle anderen Fälle unter c) wurden klassifiziert als Tötung ohne Zustimmung des Patienten

Wenn mehrere Möglichkeiten angekreuzt wurden, galt jeweils die „höhere“, also c statt b oder b statt a.

Nach der Methode der Auswertung der Totenscheine ergeben sich z.T. geringfügig andere Zahlen als nach der Interview-Methode (unten sind nur erstere Zahlen angegeben).

 

Tatbestand

1990

1995

2001

Erläuterung / Kommentar

Beteiligung, Rücklauf der Fragebögen

76%

77%

74%

hohe Quote

Sterbefälle insgesamt in den Niederlanden

 

 

140377

von 1990 bis 1995 um 5,3% und dann weiter von 1995 bis 2001 um 3,5% gestiegen

Prozentualer Anteil der Todesfälle, in denen Entscheidungen zur Sterbehilfe getroffen wurden

39,4

42,6

43,8

 

ausdrückliche Bitten um Euthanasie oder Hilfe bei der Selbsttötung

8900

9700

9700

keine Zunahme trotz gestiegener Todesfallzahlen

Euthanasie (aktive Sterbehilfe)

1,7%

2,4%

2,6%

(ca. 3650 Fälle

keine deutliche Zunahme mehr

Beihilfe zur Selbsttötung

0,2%

0,2%

0,2%
ca. 280 Fälle)

konstant niedrig

Lebensbeendigung ohne ausdrücklichen Wunsch des Patienten

0,8%

0,7%

0,7%
(ca. 980 Fälle)

keine Veränderung

Maßnahmen zur Linderung von Schmerzen und Beschwerden mit möglicher Lebensverkürzung

18,8%

19,1%

20,1%

hoher Anteil, leichte Steigerung;
gestiegene Aufmerksamkeit für Palliativmedizin und Einsatz von Schmerzmitteln

Entscheidung für Nichtanwendung oder Abbruch medizinischer Maßnahmen

17,9

20,2

20,2

hoher Anteil, keine weitere Zunahme

Anteil der Ärzte, die irgendwann an aktiver Sterbehilfe oder assistiertem Suizid beteiligt waren

54%

53%

57%

hauptsächlich Hausärzte (hier Anteil 2001: 73%)

Anteil der Ärzte, die irgendwann aktive Sterbehilfe oder assistierten Suizid geleistet haben, ohne dass der ausdrückliche Wunsch des Patienten vorlag

27%

23%

13%

starker Rückgang;
fallender Anteil z.T. erklärt durch starke Zunahme der Ärztezahl in den Niederlanden

Anteil der Ärzte, die nie ohne Wunsch des Patienten handeln würden

41%

45%

71%

deutliche Zunahme

 

Grobübersetzung und Zusammenstellung: Joachim Krause, Hauptstr. 46, 08393 Schönberg