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Angela Schiefer:
Hausarbeit

Das Mensch-Tier-Verhältnis in ethischer und theologischer Sicht

 

 

Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH)

Sommersemester 2006

 

Seminar: Theologie II – Glaube und Naturwissenschaft

Dozent: Joachim Krause

 

vorgelegt von:

Angela Schiefer, g6

Alaunstr. 82

01099 Dresden

Tel. 0351/ 56 33 657

e-mail: schieferella@gmx.de

 

Inhalt

 

Einleitung                                                                                                                              

1. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier                                                           

2. Tiere in rechtlicher Sicht                                                                                                    

2.1 Überblick über die Tiere betreffenden Gesetze in Deutschland                                         

2.2 Das Tierschutzgesetz                                                                                                       

3. Tiere in unserer Sprache                                                                                                   

4. Ethische Überlegungen                                                                                                      

4.1 Moral                                                                                                                             

4.2 Würde                                                                                                                            

4.2.1 Begründbarkeit von Würde                                                                                          

4.2.2 Mitgeschöpflichkeit und Zugehörigkeit zu Gott                                                  

4.3 Dringlichkeit                                                                                                                   

4.4. Ethik des Nichtwissens                                                                                                  

5. Theologische Überlegungen                                                                                   

5.1 Tiere als Thema der Bibel                                                                                    

5.2 Das Beispiel Jesu                                                                                                            

5.3 Der Mensch – die Krone der Schöpfung? Christliche Anthropozentrik                             

5.4 Kritik am Christentum                                                                                                     

5.5 Aufgaben der Kirche aus ihrer eigenen Sicht                                                                    

Ausblick und Wege – was zu sagen und zu tun bleibt                                                 

Verwendete Literatur                                                                                                            

                                                                                                                                            

 

 

Einleitung

 

„Wir haben nicht das Recht, Tiere in irgendeiner Form zu auszubeuten, zu mißhandeln oder zu verwerten.“ (Grundsatz der Organisation People for the Ethical Treatment of A nimals)[1]

 

Tagtäglich haben wir es mit Tieren zu tun, sei es direkt - der Gesang der Vögel, den wir wahrnehmen, die lästigen Fliege im Zimmer, die Katze, die sich auf dem Hof sonnt – oder indirekt – die skrupellos Pelz tragenden Diven in Zeitschriften und Fernsehen, die Ledermöbel, auf denen wir sitzen, das Schnitzel auf dem Mittagstisch. Doch Gedanken machen wir uns meistens kaum über unser Verhältnis zu den Tieren, außer vielleicht zu unseren von uns geliebten Haustieren. Selten ist das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren einmal im öffentlichen Blickpunkt – wie im Sommer dieses Jahres der Braunbär Bruno, der getötet wurde, weil er sich nicht so verhielt, wie Menschen es von ihm erwarteten.[2] Für die meisten ist es selbstverständlich, daß wir Menschen über die Tiere bestimmen und sie für alle unsere Bedürfnisse benutzen können. Natürlich würde die Mehrheit sich nicht aktiv an Tierquälerei beteiligen, doch profitieren alle davon, und  nur wenige setzen sich dagegen ein, nicht ohne oft noch auf massiven Widerstand und herablassenden Spott zu treffen.

Unser Blick, mit dem wir Tiere wahrnehmen, ist oft nur darauf gerichtet, was für einen Nutzen sie für uns haben können. Da werden Diskussionen geführt, ob man Tiere als Organspender züchten dürfen soll, Tiere werden als Therapeuten und Tröster in der Einsamkeit eingesetzt, Prominente ziehen Hunden wie Barbiepuppen an und tragen sie als Accessoire mit sich herum, 11 Millionen Tiere wurden im Jahr 2004 allein in der EU in Tierversuchen gequält.[3] Wir pressen Tiere in unsere menschlichen Kategorien und machen Fernsehsendungen, in denen es darum geht, welches Haustier das schlaueste ist. Wir verniedlichen manche Tiere als Kuscheltiere und dämonisieren andere als Bestien. Grundsätzlich ist es nicht zu verurteilen, daß wir Tiere nach menschlichen Maßstäben einordnen, wir haben ja keine anderen. Dennoch müssen wir uns fragen, ob wir diese so absolut setzen dürfen und nicht vielmehr Ehrfurcht vor dem haben sollten, was wir an den Tieren nicht ergründen können.

Wie verträgt sich das Prinzip der Gewinnmaximierung, nach dem Tiere meistens behandelt werden, mit einer Ethik der Barmherzigkeit und Liebe? Haben wir nicht vor Gott eine Verantwortung für die Tiere und kann die Vernachlässigung dieser Verantwortung  gerechtfertigt werden?

In dieser Hausarbeit möchte ich dem nachgehen, wie Tiere in einzelnen Bereichen des menschlichen Lebens gesehen werden und kritisch überprüfen, welche Maßstäbe dabei angelegt werden. Den Schwerpunkt meiner Betrachtungen möchte ich auf ethische und theologische Überlegungen und den daraus folgenden Konsequenzen für das Verhalten   für Menschen allgemein und für Christen insbesondere setzen.

Dieses Thema ist kein „Spezialthema“ , denn es hat durchaus mit anderen ethischen Fragen und mit der sozialen Arbeit zu tun, da die Einstellung zu Tieren eng verknüpft ist mit der Einstellung zum Leben und zu den Mitmenschen. Rücksichtnahme, Verantwortung, Ehrfurcht vor dem, was uns als Lebensumwelt geschenkt wurde, und Liebe sind Haltungen, die sowohl gegenüber menschlichen als auch nichtmenschlichen Lebewesen eingeübt werden können.

Wenn von Tieren und Tierschutz die Rede ist, meinen wir meistens nur Vertreter bestimmter Tierarten, mit denen wir uns identifizieren können und die wir für schützenswert halten.   Ethisches Verhalten beispielsweise gegenüber Mücken und ihr Schutz sind nicht Teil der Tierschutzdebatte, obwohl zweifellos auch sie Lebewesen und Geschöpfe Gottes sind. Dieses Problem ist mir bewußt, es kann aber im Rahmen dieser Hausarbeit nicht behandelt werden.

Diese Hausarbeit erhebt keinen Anspruch auf Einbeziehung aller die Tiere betreffenden Mißstände und aller Positionen in der Tierschutzdebatte, sondern will nur  einige Punkte aufzeigen und zur Diskussion stellen.

 

 

1. Der Unterschied zwischen Tier und Mensch

 

„Die Erfindung des großen Grabens zwischen Mensch und Tier im Kopf des Menschen ist ... kein Zufall. Sie dürfte ein entscheidender Vorteil beim Kampf gewesen sein, das Territorium zu sichern bis hin zur Eroberung des gesamten Planeten. ...  Der Mensch erkennt von Natur aus nur den Menschen als gleichwertig.“[4]

 

Immer wieder wird versucht, die Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier biologisch zu begründen. Dies ist jedoch problematisch, da der Unterschied zwischen  dem Menschen und seine nächsten Verwandten, den Menschenaffen, molekulargenetisch gesehen nur  sehr gering ist. So unterscheiden sich Mensch und Schimpanse nur in 1,6% ihrer Erbanlagen voneinander.[5] Der Evolutionsbiologe Jared Diamond geht soweit zu folgern, daß die traditionelle Unterscheidung, die zwischen  Mensch und Menschenaffe getroffen wird, nicht der Realität entspricht.[6]  Die deutliche Abgrenzung zwischen Mensch und Tier wird schwierig. Um die Grenzen zwischen den Spezies zu durchbrechen, fordert der australische Philosoph Peter Singer mit seinem „Great Ape Project“ sogar Menschenrechte für die Großen Menschenaffen. Dabei ist das Ziel nicht eine Gleichbehandlung mit den Menschen, sondern eine gleiche Interessenabwägung. Das würde in der Praxis bedeuten, daß ihre Interessen, wie etwa das, vor den Menschen geschützt zu werden, berücksichtigt und gesetzlich geregelt durch einen Vormund wahrgenommen werden.[7]

Doch auch wenn man sich diesen radikalen Forderungen nicht anschließt - welches ist denn nun das Kriterium, das den Unterschied von Mensch und Tier eindeutig  belegt?

Ein Unterschied zwischen Mensch und Tier liegt im Neocortex, der Hirnregion, in  der Willensimpulse, Sprachzentren und Regionen der Begriffsbildung ihren Sitz haben. Jedoch ist nicht der rein biologische Unterschied von Affen- und Menschengehirn ausschlaggebend, sondern seine Folgen. Durch ihren Neocortex können Menschen psychische und kulterelle Leistungen erbringen.[8]

 Ein weiterer Unterschied zu den Tieren wird oft im menschlichen Bewußtsein gesehen. Um  zu überprüfen, ob Tiere mit ein dem Menschen vergleichbares Bewußtsein haben, wurden viele Versuche mit Affen gemacht. Man muß allerdings bedenken, daß die dabei angewandten Maßstäbe nur die menschliche Wahrnehmung und Erkenntnisfähigkeit spiegeln können und  wir in Wirklichkeit nicht wissen können, ob die Tiere ein Bewußtsein haben oder nicht. [9]

Ein weiterer dieser Maßstäbe ist die menschliche Sprache, zu der der Mensch durch seinen einzigartig gebauten Kehlkopf in der Lage ist. Affen können einige hundert Wörter unserer Sprache lernen, wobei es fraglich ist, ob sie den Sinn verstehen. Wir dürfen jedoch daraus nicht ableiten, daß Affen eine minderwertige Sprachfähigkeit haben, vor allem dann nicht, wenn wir bedenken, daß wir nicht halb soviele Sprachzeichen von Schimpansen verstehen wie sie Wörter unserer Sprache erlernen können.Außerdem haben Affen ein sehr differenziertes Kommunikationssystem, in dem sie keine Sprache nach Menschenart benötigen. [10] Deswegen sind sie nicht weniger intelligent, sie sind einfach anders als wir. Wir sollten uns hüten, etwa anzunehmen, daß Tiere kein Bewußtsein haben, nur weil wir es nicht messen können und uns deswegen als „Krone der Schöpfung“ zu betrachten. Die Einsicht, daß wir über das, was in den Tieren vorgeht, nichts sicher wissen können, aber auch die Beobachtung, daß sie uns in vielerlei Hinsicht als uns ähnlich erscheinen (z.B. was Schmerzempfinden, Bedürfnisse, Sozialverhalten betrifft), sollte dazu führen, daß wir vor ihnen und dem Geheimnis des Lebens mehr Respekt haben.

 

 

2. Tiere in rechtlicher Sicht

2.1 Überblick über die Tiere betreffenden Gesetze in Deutschland

 

Der Tierschutz hat  in Deutschland immer mehr Eingang in die Gesetzgebung gefunden. Im Jahre 1871 fand sich  im Reichsgesetzbuch der Straftatsbestand „öffentlich oder in Ärgernis erregender Weise Thiere boshaft [zu quälen oder zu mißhandeln]“. 1933 wurde ein Reichstierschutzgesetz erlassen, dessen Ziel es jedoch nicht allein war Tiere zu schützen, sondern das auch dazu diente, Juden zu diskriminieren und zu entrechten. Ein neues Tierschutzgesetz wurde erst 1972 erlassen. Es wurde in der Folgezeit mehrfach überarbeitet, das aktuell gültige Gesetz trat 1998 in Kraft.[11]

Seit 1990 gibt es im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) den Zusatzparagraphen §90a, der besagt, daß Tiere keine Sachen sind. Da aber zynischerweise im gleichen Atemzug bestimmt wird, daß Tiere weiterhin rechtlich wie Sachen zu behandeln sind, ist der neue Paragraph praktisch sinnlos. Die Absicht war wohl, die Tiere als Mitgeschöpfe wenigstens gedanklich von Sachen zu unterscheiden, aber selbst Palandt/ Hinrichs [Herausgeber des Kurzkommentars zum BGB] nennen den §90a „eine gefühlige Deklamation ohne wirklichen rechtlichen Inhalt“.[12]

Am 26.7.2002 wurde der Tierschutz als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen, indem der Artikel 20a des Grundgesetzes um die Worte „und die Tiere“ ergänzt wurde: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtssprechung.“ Kritiker beanstanden, daß diese Neuregelung ohne größere rechtspraktische Bedeutung geblieben ist.[13] Ungeklärt ist auch, wer das Recht der Tiere einklagen kann. Zur Zeit gibt es Bemühungen, ein Verbandsklagerecht einzuführen [d.h., Verbände können Klage erheben, die nicht die eigenen Interessen betrifft, sondern die ihrer Mitglieder oder der Allgemeinheit. Bisher sind Verbandsklagen nur in ausdrücklich gesetzlich zugelassenen Fällen möglich, nach der Verwaltungsgerichtsordnung kann nur die Verletzung von Individualinteressen geltend gemacht werden.[14]]

 

 

2.2 Das Tierschutzgesetz

 

Der Grundsatz des Tierschutzgesetzes, in dem Tiere als Mitgeschöpfe bezeichnet werden, ist es, daß niemand „einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen [darf]“.[15] (Hier stellt sich sofort die Frage, was denn als „vernünftiger Grund“ anzusehen ist. Gewiß wird jeder, je nachdem welchen Standpunkt er vertritt, „vernünftig“ anders definieren. Und ist ein als „vernünftig“ befundener Grund auch immer ethisch vertretbar? Sicher ist es nicht einfach, hier eine verständliche und weniger relativierbare Formulierung zu finden, dennoch wäre es gut gewesen, sich darum zu bemühen – etwa „wenn nicht das Interesse der Allgemeinheit an neuen Forschungserkenntnissen die Interessen des Tieres an seiner Unversehrtheit eindeutig überwiegt“.)

Ausführlich beschäftigt sich das Tierschutzgesetz mit den Bedingungen, unter denen Tierversuche erlaubt sind. Es fällt auf, daß diese Bedingungen relativ streng sind. So dürfen „Versuche an Wirbeltieren, die zu länger anhaltenden oder sich wiederholenden erheblichen Schmerzen oder Leiden führen, nur durchgeführt werden, wenn die angestrebten Ergebnisse vermuten lassen, daß sie für wesentliche Bedürfnisse von Mensch oder Tier einschließlich der Lösung wissenschaftlicher Probleme von hervorragender Bedeutung sein werden.“[16] (Unterstreichungen von mir). Angesichts dieser Einschränkungen mutet es seltsam an, daß in der BRD im Jahre 2004 knapp 2 Millionen Versuchstiere „verbraucht“ wurden[17] - alles Versuche für wesentliche Bedürfnisse und von hervorragender Bedeutung?

Richard David Precht merkt dazu in seinen Ausführungen an, daß die Gesetzgebung selbst dazu zwingt, gegen das Tierschutzgesetz zu verstoßen, da mehr als 85% der durchgeführten Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben sind, um Arzneimittel zu testen. Dabei wären die meisten dieser Versuche laut den Experten nicht erforderlich. Es ist also ein Widerspruch in sich, Tiere einerseits als Mitgeschöpfe vor unnötigen Leiden gesetzlich schützen zu wollen und gleichzeitig  Tierversuche bei jedem neuen Medikament und jeder Chemikalie gesetzlich vorzuschreiben. Precht schlägt vor,  daß Tierversuche grundsätzlich verboten werden sollten und sie nur unter strengsten Auflagen und bei nachgewiesenem Bedarf zu genehmigen anstatt sie pauschal zu erlauben und in zahllosen Unterparagraphen zu relativieren.[18] Es ist wünschenswert, daß dieser Vorschlag Beachtung findet.

 

 

3. Tiere in unserer Sprache

 

„Gerade die Schweine sind die größten Opfer einer überheblichen und gewalttätigen menschlichen Wortwahl. Für die gemeinsten menschlichen Verhaltensweisen, für Betrug, Mord, Vergewaltigung – immer müssen die Schweine dafür ihren Namen hergeben. Ob das daran liegt, daß sie auch die häufigsten Opfer des Menschen sind?...[19]

 

Tiere sind in unserem Alltagsreden  allgegenwärtig. Es finden sich zahlreiche Vergleiche und Metaphern aus der Tierwelt, die bestimmte einseitige Sichtweisen und Vorurteile gegenüber Tieren transportieren: Zum Beispiel „Rabenmutter“, „Angsthase“, „Dreckspatz“, „diebische Elster“, „falsche Schlange“, „Löwenmut“. Wir bewerten das Verhalten der Tiere nach unseren menschlichen Maßstäben und schreiben unsere Einschätzung in unserer Sprache fest – was verständlich ist, aber vielleicht auch den vorurteilsfreien Blick auf die Tiere verstellen kann und zur Dämonisierung bestimmter Tiere beitragen kann. So malt auch die Bezeichnung „Raubtiere“ für Tiere, die andere Tiere jagen und fressen, das Bild vom „bösen“ Tier – vom „Raubmenschen“ hingegen spricht niemand, obwohl der Mensch, der im Gegensatz zum Tier andere Möglichkeiten zur Ernährung und Lebensgestaltung hat, der Flora und Fauna der Erde mehr Schaden zufügt als jedes Tier.

Unsere Sprache verrät uns, sie ist geprägt von dem gespaltenen Verhältnis des Menschen zu den Tieren. Schimpfwörter wie „blöde Kuh“, „dumme Gans“ etc. gehen uns sehr  leicht und ohne nachzudenken über die Lippen. Die Tiere werden  mit dem Bösen und Gemeinen gleichgesetzt.

Abwertung beginnt mit der Sprache. Schon die Gegenüberstellung von „human“ und „bestialisch“ (lateinisch bestia = das Tier) zeigt, wer die Guten und wer die Bösen sind. Niedere Instinkte sind „animalisch“. Ausdrücke wie „viehische Schergen“, „zusammengepfercht wie Schafe“, „behandelt wie ein Tier“, die besonders bei Berichten von Verfolgten des Nazi-Regimes gebraucht werden, zeugen vom rücksichtslosen Umgang des Menschen mit den Tieren.[20]  Sinn der Abwertung der Tiere scheint die Abgrenzung zu sein. Wesen, die nicht sind wie wir, müssen wir kein Mitleid entgegenbringen. Auffällig ist diese Abgrenzung in der verhüllenden Jägersprache, aber auch allgemein bei auf Tieren bezogenen Ausdrücken. Tiere essen nicht, sie fressen; sie trinken nicht, sie saufen; sie gebären nicht, sie werfen; sie sterben nicht, sie verenden. Sie sind Nutztiere, Pelztiere, Forschungsmodelle, nicht etwa atmende beseelte Wesen, was die etymologische Bedeutung des Wortes „Tier“ ist.[21] Tiere zu töten wird „Nahrungsmittelproduktion“ oder „Arzneimittelprüfung“ genannt, Tierversuche „In-vivo-Untersuchungen“- die sprachliche Vernichtung geht dem Töten voraus. Auf der anderen Seite geht uns beispielsweise „das Versuchskaninchen“ verharmlosend leicht von den Lippen, ob da nun jemand eine neue Eissorte oder einen neuen Modetrend ausprobiert.

Dabei sind es nicht nur die Tiere, die durch die Sprache entwürdigt werden. Für Frauen, Juden, Schwarze trifft dies gleichermaßen zu, wobei bezeichnenderweise auch für sie oft Tierbezeichnungen benutzt werden („Judensau“, „Niggersau, „Hausdrache“ etc).[22]

Zugegebenermaßen dürfte es nicht so leicht sein, auf sämtliche tierfeindliche Redensarten zu verzichten, sind sie doch  eher unbewußt und wie selbstverständlich in unserem Wortschatz verankert. Dennoch sollten wir auf unsere Sprache – und auf die anderer – achten, denn sie prägt unser Bewußtsein und damit auch unser Handeln.[23]

 

 

4. Ethische Überlegungen

 

„Den anderen als anders zu achten, ihm das Recht zuzugestehen, in seiner Andersheit glücklich zu leben, ist die Herausforderung auch der Tierethik.“[24]

 

4.1 Moral

 

Der moralische Fortschritt ist davon abhängig, daß die Reichweite des Mitgefühls immer umfassender wird.“[25]

 

Was bedeutet Moral? Sie wird definiert als die unserem Handeln zugrunde liegenden, als verbindlich angesehenen ethisch-sittlichen Normensysteme. [26] Sicherlich werden nicht von allen Menschen die gleichen Normen als für ihr Handeln verbindlich angesehen. Die folgenden Handlungsgrundsätze erscheinen mir jedoch schlüssig.

Keinen Zweifel dürfte es heutzutage daran geben, daß Tiere genauso empfindende Lebewesen sind wie wir Menschen. Schon deshalb muß der moralische Grundsatz unseres Handelns sein, Leben und Wohlergehen von Tieren zu schützen und ihnen sowenig Leid und Schmerzen zuzufügen wie möglich, wie es beispielsweise in §1 des Tierschutzgesetzes zum Ausdruck kommt (s. Kapitel 2). Mancher führt das Argument an, daß  „nicht alle Tiere gleichermaßen schmerzempfindlich sind, sondern daß es eine graduell gestufte Ähnlichkeit zwischen Menschen und Tieren gibt, die mit höheren Säugetieren sehr groß und mit niederen Einzellern sehr gering ist“[27]. Demzufolge wäre es nicht sinnvoll, in diese Forderung alle Tiere einzubeziehen. Dabei erscheint es fraglich, inwieweit wir das Schmerzempfinden von Einzellern überhaupt beurteilen können und ob es moralisch gutzuheißen wäre, diesen wegen ihrer angenommenen geringeren Schmerzempfindlichkeit mit weniger Respekt zu begegnen als anderen Tieren.

Ein von manchen in Zweifel gezogenes Argument für einen respektvolleren Umgang mit Tieren ist, daß Gewalt immer eine zerstörerische Wirkung auf den Menschen hat, egal ob sie sich gegen andere Menschen oder gegen Tiere richtet. Eugen Drewermann formuliert es so:

 „Und immer mehr sehen wir deutlich inzwischen, daß die Grausamkeit und die Gleichgültigkeit gegenüber Tieren zurückwirken muß auf die Menschen, und umgekehrt, daß die Grausamkeit gegen die Menschen die Tiere miterreicht. Beides ist eins.“[28]

Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Gewalt gegen Menschen und Gewalt gegen Tiere. So haben viele Gewalttäter vor ihren Vergehen gegen Menschen Tiere gequält. [29] Umgekehrt kann man sagen, daß das Einüben von Respekt vor nichtmenschlichen Lebewesen auch Einfluß haben wird auf das respektvolle Verhalten gegenüber Menschen.

Den Zusammenhang zwischen Verhalten gegenüber Menschen und Verhalten gegenüber Tieren sieht auch Christa Blanke:

 

 Die Behandlung der Schwarzen in Südafrika, der Kurden im Irak und in der Türkei, der Juden im Nazideutschland, der Asylbewerber im heutigen Deutschland entspringt derselben üblen Wurzel wie Tierversuche, Massentierhaltung, Walfang und Elefantenmassaker: Nämlich der Hybris [Überheblichkeit] einzelner Menschen oder auch Völker, die meinen, Leben, das von Gott kommt, einteilen zu können in nützlich und nutzlos, lebenswert und lebensunwert, rein und unrein. Bei einer solchen Einstellung ist es vom Tierversuch zum Versuch mit menschlichen Embryos, vom Schlachtviehtransport zur Judendeportation nur ein (logischer) Schritt. Der Rassismus wird nur aus unserer Welt verschwinden, wenn immer mehr Menschen lernen, dem Leben in jeder Form mit Respekt und Toleranz zu begegnen.“[30]

 

4.2 Würde

 

„Die Würde des Tieres ergibt sich aus seinem Eigenwert. Dieser ist unabhängig von möglichen Nutzwerten. Die Würde des Menschen verpflichtet ihn, die Würde des Tieres zu achten.“[31]

 

Ob Tiere eine Würde haben ist in der Tierschutzdebatte umstritten. Kommt man zu dem Ergebnis, daß Tieren eine Würde zukommt wie den Menschen auch, so wird man daraus auch schlußfolgern müssen, daß Tiere dieser Würde gemäß zu behandeln sind.

Was bedeutet „Würde“? Das Wort hat eine gemeinsame etymologische Wurzel mit dem Wort „wert“ und bezeichnet „den Achtung gebietenden Wert, der dem Menschen innewohnt.“[32] In seinem Buch über Sterbehilfe zeigt Carl-Heinz Ratschow auf, daß der Terminus „Würde“ zwei Aspekte hat. Einmal ist Würde das, was dem Menschen innewohnt, was er schon immer besitzt, was also unverlierbar ist. Es ist aber auch das, was der Mensch an Achtung und Respekt von anderen empfängt, was ihm also von anderen zugestanden wird und was ihm auch verwehrt werden kann.[33] Es fällt auf, daß nur von der Würde des Menschen gesprochen wird. Manch einer findet es lächerlich und nicht ernstzunehmen, wenn Reinhard Mey singt „Die Würde des Schweins ist unantastbar“ (Text s. Anhang), weil dieser Terminus nun einmal so eng mit dem Menschen – und nur mit ihm - verknüpft ist. Woher kommt der Widerstand dagegen, die „Würde“ mit den Tieren zu teilen?

 

4.2.1  Begründbarkeit von Würde

 

Auch Norbert Hoerster wehrt sich dagegen, von einer Würde der Tiere zu sprechen. Er argumentiert damit, daß „Würde“ eine Leerformel sei, mit der man praktisch alles  fordern une begründen könne. Auch Würde im Sinne eines moralischen Anspruches – wie bei Ratschow als zweitem Aspekt des Begriffes – lehnt er für Tiere ab, da er sich die Frage, wie sich dieser Anspruch denn begründen lasse, nicht beantworten kann. Argumente, die sich auf die Menschenwürde beziehen (daß Menschen ihre eigene Würde verletzen, wenn sie Gewalt gegen Tiere ausüben) läßt Hoerster nicht gelten, da sie begründungslos das gewünschte Ziel voraussetzten und das Wort „Menschenwürde“ hier lediglich die Argumentation unangreifbar erscheinen lassen solle.[34] Auch wenn man an die Erschaffung der Welt durch einen Schöpfer glaube und daraus den Eigenwert allen Lebens ableite, müsse man sich die Frage stellen, wieso dann nicht ebenso alles nichtlebende Geschaffene einen Eigenwert habe, so daß in der Konsequenz auch beispielsweise ein Flußlauf nicht begradigt werden dürfte.[35] In dieser zynischen Betrachtungsweise übersieht Hoerster allerdings, daß hier verschiedene Aspekte des Begriffes „Würde“ unreflektiert nebeneinander verwendet werden, was vielleicht auch der Grund dafür ist, daß er den Gebrauch dieses Wortes als „Totschlagargument“  empfindet. Würde als Anspruch, d.h. respektvoller Umgang mit Tieren, ergibt sich u.a. daraus, daß „ich Leben bin, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.[36]

Wenn ein Mensch Gewalt gegenüber Tieren (oder auch gegenüber Menschen) anwendet, verletzt er nicht seinen ihm innewohnenden Wert, denn dieser ist unverlierbar. Er verletzt auch nicht den Anspruch auf Achtung und Respekt durch andere. Er verletzt letztendlich sich selbst und die seiner Würde gemäße Handlungsnorm - er selbst erhebt ja auch den Anspruch darauf, daß er würdevoll und gewaltfrei behandelt wird – und stellt damit das generelle Prinzip der der Würde entsprechenden Behandlung in Frage.

In Hoersters Ausführungen wird nicht beachtet, daß jemandem oder etwas Würde oder Eigenwert zuzugestehen nicht bedeutet, allem den gleichen Stellenwert zu geben. So wird es auch dem Eigenwert der unbelebten Natur nicht entgegenstehen, einen Flußlauf aus ökonomischen Gründen zu begradigen, und das Tier, auch wenn man ihm Würde zugesteht, wird nicht und muß nicht den gleichen Stellenwert für den Menschen einnehmen wie der Mensch.

 

 

4.2.2 Mitgeschöpflichkeit und Zugehörigkeit zu Gott

 

Immer wieder und selbst im Tierschutzgesetz wird für das Tier der Begriff „Mitgeschöpf“ benutzt, ein Wort aus dem christlichen Sprachgebrauch. Hoerster merkt an, daß laut der christlichen Schöpfungslehre alles im Universum „Mitgeschöpf“ des Menschen sei und daß daraus keineswegs die Verpflichtung des Menschen zu einem besonderen Schutz der Tiere ableitbar sei.[37]  Ist „Mitgeschöpf“ nicht viel mehr ein Wort, das gedankenlos gebraucht wird und oftmals der Realität spottet? „So etwa ist es mit der Mitgeschöpflichkeit durchaus vereinbar, Tiere in chemischen Labors mit Elektroschocks zu Tode zu foltern, am lebendigen Leib zu verätzen, zu verstümmeln und zu vergiften, in Drahtkäfige einzupferchen und ihres Pelzes wegen zu vergasen“, schreibt Precht.[38] Ob sich etwas ändern würde, wenn der Begriff „Mitgeschöpflichkeit“ Aufnahme in unser Grundgesetz fände, wie es sich die Nordelbische Kirche wünscht?[39]

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vertritt zum Thema Mitgeschöpf und Würde folgende Meinung: „Vor allem haben die Mitgeschöpfe der Menschen unabhängig von ihrem Nutzwert einen eigenen Sinn und Wert. ... Von der unveräußerlichen Würde und dem uneingeschränkten Lebensrecht jedes einzelnen kann [jedoch] nur beim Menschen die Rede sein.“[40] Wieso werden hier Wert und Würde, zwischen denen, wie bereits dargestellt wurde, ein enger Zusammenhang besteht, auseinanderdividiert? Daß nur der Mensch Würde besitzen kann, wird lediglich mit der Sonderstellung des Menschen in der Schöpfung begründet, ist aber nur bedingt nachvollziehbar.

Christa Blanke jedenfalls leitet die Würde der Tiere und unsere Grenzen in bezug auf den Mißbrauch der Tiere daraus ab, daß sie Gott gehören: „Die armen, zum Krebsleiden und Krebstod ‚hergestellten’ Gen-Mäuse schreien uns die Frage entgegen: Wem gehören die Geschöpfe? Wo ist die Christenheit die klar und deutlich antwortet: Geschöpfe gehören dem Schöpfer, und alles Lebendige gehört Gott!“[41] Es wäre zu wünschen, daß die Amtskirchen ebenfalls so klare Worte fänden.

 

 

4.3 Dringlichkeit

 

In der Veröffentlichung „Mensch und Tier“ der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Deutschlands (VELKD) wird darauf hingewiesen, daß auch noch andere ethische Probleme als der Tierschutz im Prioritätenkatalog stünden.[42] Diese sind beispielsweise Drogensucht, AIDS, Kindesmißhandlung, Abtreibung. Diese Probleme sind laut der VELKD „von größerem Gewicht, weil sie den Menschen direkt betreffen.“[43] Dabei wird eklatant verkannt, daß der Umgang mit Tieren ein Thema ist, das den Menschen ebenfalls direkt betrifft. Über den Zusammenhang von Gewalt an Tieren und Gewalt an Menschen wurde schon hingewiesen. Zudem steht jeder Mensch automatisch in einem Verhältnis zu Tieren, sei es über ein Haustier oder lediglich über die Einstellung zur eigenen Ernährungsweise. Außerdem sind Tierschutz und Menschenschutz eng miteinander verbunden. Wer sich um Tiere sorgt, den wird auch menschliches Leid nicht kaltlassen – es geht nicht darum sich zu entscheiden, sich entweder für Tiere oder für Menschen einzusetzen. Der VELKD-Text impliziert, daß wir uns um dringlichere, um „menschlichere“ Probleme zu kümmern haben, auch wenn erklärt wird, man habe lediglich die Frage des Tierschutzes in einen ethischen Gesamtrahmen einordnen wollen. Zu dieser Einstellung, die leider auch in christlichen Kreisen anzutreffen ist (z.B. „Solange es Abtreibungen in Deutschland gibt, kann und werde ich mich nicht für Tiere engagieren.“), meint Robert Spaemann: „Es geht gar nicht um die Frage, ob es noch etwas Wichtigeres gibt.... Zweitwichtigstes so lange zu unterlassen, bis alles Wichtigste sich erledigt hat, wäre das Ende aller Kultur.“[44] Auch gilt es, die ebenfalls oft anzutreffende Einstellung, Tierschutz sei nur etwas für empfindsame und sentimentale Menschen, für Idealisten oder für verrückte „Tierfreunde“, zu überwinden. „Wieso muß man eigentlich, um sich gegen himmelschreiendes Unrecht zu wenden, ein besonderer Freund des Opfers sein?“[45] Um sich gegen Unrecht gegen Tiere  einzusetzen  braucht es, genau wie beim Engagement gegen andere ethische Probleme, lediglich Mitgefühl und Verantwortungsbewußtsein.

 

 

4.4 Ethik des Nichtwissens

 

„Auf die Vernunft als Maß aller Dinge kann nur kommen, wer so unvernünftig ist, ihre Grenzen nicht zu erkennen.“[46]

 

Im folgenden beziehe ich mich auf Ausführungen von Richard David Precht zu einer „Ethik des Nichtwissens“.[47]

Precht geht davon aus, daß unsere Moral nicht von unserer Vernunft bestimmt wird, sondern von unserem Artegoismus. Die Vernunft ist ein biologisches Kriterium neben anderen und nicht absolut zu setzen.

Wenn wir das bestehende Unrecht gegenüber den Tieren aufheben wollen, müssen wir folgendes bedenken:

-         Wir dürfen die Vernunft nicht zum Maßstab der Ethik machen.

-         Wir müssen einsehen, daß unsere Erkenntnisfähigkeit eingeschränkt ist.

-         Eine Gleichbehandlung von Mensch und Tier ist schon aus Gründen des Artegoismus nicht möglich.

Die Vernunft bestimmt unser Leben nicht in dem Maße, wie wir gerne glauben. Wir sind keine reinen Geist- und Vernunftwesen. Unbedingte Wahrheit und absolute Objektivität gibt es nicht. Da unsere Erkenntnisfähigkeit Grenzen hat, können wir auch die belebte Natur nicht objektiv beurteilen.

Da wir uns darüber im klaren sind, daß die Wahrheiten über Menschen, die mit biologischen Meßapparaten erfaßt werden können, längst nicht alles Wesentliche über die Menschen aussagen,  sollten wir Gleiches auch für die Tiere annehmen. (Vgl. dazu auch aus der Stellungnahme der Nordelbischen Kirche: „Wir sind niemals objektiv. Wir sehen jeweils nur einen bestimmten Aspekt der Wirklichkeit. Dem wäre eine Haltung der Demut und Bescheidenheit angemessen.... Die Vielfalt der Lebensformen, die Fülle ihrer unterschiedlichen Gestaltungen und Farben, ihre Lebendigkeit, ihr je eigener Lebenswille, ihre verschiedene Zeitlichkeit – sie weisen über uns hinaus.“[48])

Wir können kein verbindliches Wissen über das Innenleben der Tiere haben, sollten aber ihre durch vorsichtige Analogieschlüsse vermuteten Interessen respektieren und den Tieren soweit wie möglich gewaltfrei begegnen.

Dabei ist es nicht wichtig, ob die Tiere genau gleich empfinden wie wir, sondern daß sie überhaupt empfinden. Das Ziel ist nicht, Tiere unbedingt zu lieben oder sie mit Menschen gleichzusetzen, sondern sie zu achten, gerade weil sie anders sind.

 

 

5. Theologische Überlegungen

 

„Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.“  (Sprüche 31,8)

 

Gerade die christliche Kirche hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich für die Hilflosen und Schwachen einzusetzen. Daher sollen an dieser Stelle sowohl biblische Texte als auch Argumente in Veröffentlichungen der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland sowie einiger mit ihnen verbundenen  Gruppierungen und Einzelpersonen  herangezogen werden, um festzustellen, ob sich aus einer christlichen Sicht des Mensch-Tier-Verhältnisses Impulse und Konsequenzen für den Tierschutz ergeben. Außerdem soll Argumente von Kritikern, die dem Christentum eine generelle Tierfeindlichkeit attestieren, untersucht werden.

Daß zur Geschichte des Christentums Grausamkeiten gegen Tiere gehören und die Kirche oftmals darin versagt hat, sich der Sache der gequälten Kreatur anzunehmen, dürfte unbestritten sein[49] und wird nicht im einzelnen in diese Überlegungen einbezogen werden.

 

 

5.1 Tiere als Thema der Bibel

 

Die Bibel scheint sich auf den ersten Blick nicht sonderlich mit der Sorge um die Tiere zu beschäftigen, obwohl Tiere als Gefährten der Menschen und als Symbole in der Bibel allgegenwärtig sind. Doch ist es großes Thema der Bibel, Grenzen und Gestaltung des Umgangs mit der eigenen Lebensumwelt und der des „Nächsten“ aufzuzeigen sowie Parteinahme für diejenigen, die ungerechter Gewalt ausgeliefert sind.[50]. Es gibt keine biblische Tierethik, ebensowenig wie eine biblische Frauenethik oder Friedensethik, aber man kann für alle diese Themen biblische Zugänge finden.[51]

Indikatoren dafür, daß die Bibel durchaus auch die Tiere im Blick hat, finden sich beispielsweise in der Verheißung Gottes nach der Sintflut, nach der auch die Tiere den Fruchtbarkeitssegen Gottes empfangen (Genesis 8, 17) und im Sabbatgesetz (Exodus 20, 10 bzw. Deuteronomium 5,14), das die Sabbatruhe auch für die Tiere vorschreibt. Bei Gottes Gnadenzusage für sein Volk werden die Tiere nicht vergessen: „Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Felde, denn die Auen in der Steppe sollen grünen und die Bäume ihre Früchte bringen....“ (Joel 2,22). Auch in die Erlösung der Schöpfung „von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ sind die Tiere mit einbezogen, da sie mit uns darauf warten und sich ängstigen (Römer 8, 19-23).

Da Gottes Geist in allem wohnt und wirkt, was Atem hat[52], dürfen wir die Tiere nicht geringschätzen. Nach Auffassung von AKUT (Aktion Kirche und Tiere) soll auch die Schreckensherrschaft des Menschen über die Tiere (Genesis 9,2) durch die Ethik der Mitgeschöpflichkeit und das neutestamentliche Liebesgebot überwunden werden.[53] Papst Benedikt XVI.  hat sich in einer Osteranzeige der Tierschutzorganisation PETA gegen Intensivtierhaltung ausgesprochen und dies biblisch begründet: „Auch Tiere sind Geschöpfe Gottes. .. Freilich, die Art von industrieller Verwendung, indem man Gänse so züchtet, daß sie eine möglichst große Leber haben, oder Hühner so kaserniert, daß sie zu Karikaturen von Tieren werden, diese Degradierung der Lebendigen zur Ware scheint mir tatsächlich dem Zueinander von Mensch und Tier zu widersprechen, das durch die Bibel durchscheint.“[54]

 

 

5.2 Das Beispiel Jesu

 

Jesus handelte an den Menschen immer aus Liebe und Barmherzigkeit, d.h., er besaß die „Fähigkeit des Herzens, sich in andere hineinzuversetzen.“[55] Diesen Handlungsgrundsatz kann man durchaus auch auf den Umgang mit Tieren beziehen.

In Markus 1, 12f. heißt es: „Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste, und er war in der Wüste vierzig Tage lang und wurde versucht von dem Satan, und war bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.“ Diese Stelle kann man so interpretieren, daß Jesus hier den durch den Sündenfall verlorenen Schöpfungsfrieden wiederherstellt, denn Jesus ist derjenige, der alles im Himmel und auf Erden versöhnen wird (Kolosser 1,20)[56]. Der Frieden zwischen den Tieren und zwischen Mensch und Tier  wird in Jesaja 11,6-8 als ein Kennzeichen des messianischen Friedensreiches verheißen. Auch jetzt schon kann und soll dieser kommende Frieden in einem entsprechenden Handeln der Menschen den Tieren gegenüber zeichenhaft sichtbar werden[57], denn diese Verheißung darf nicht zur bloßen Vertröstung von Mensch und Tier auf das Jenseits werden.[58]

Nach Christa Blanke müssen wir  unser Verhalten den Tieren gegenüber messen lassen an dem Jesuswort „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40), weil auch die Tiere unsere geringsten Brüder sind. Denn: „Wenn ich einem Tier Gutes tue, dann tue ich das immer auch Gott, dem Vater dieses Tieres. Wenn ich die Würde eines Tieres achte, dann gebe ich Gott die Ehre. Wenn ich ein Tier von Herzen liebhabe, dann bin ich in dieser Liebe verbunden mit Gott.“[59]

Auch Papst Johannes Paul II. sah in den Tieren unsere „geringsten Brüder“. Er äußerte, daß „die Tiere eine Seele besitzen und wir Menschen Liebe für und Solidarität mit unseren kleinsten Brüdern empfinden müssen.“[60]

 

 

5.3 Der Mensch – die Krone der Schöpfung? Christliche Anthropozentrik

 

Hat für viele der Bezeichnung  „die Krone der Schöpfung“ für den Menschen einen eher ironischen Beiklang, so wird gerade christlicherseits häufig damit die Sonderstellung des Menschen gegenüber allen anderen Geschöpfen betont. Die Redewendung stammt aus dem antiken Griechenland und geht zurück auf die frühen Versuche des Aristoteles, die belebte und unbelebte Natur zu ordnen. Dabei wurde der Mensch als  die am höchsten stehende, da als am kompliziertesten erscheinende Lebensform eingestuft und als „Krone“ an die Spitze des Systems gesetzt.[61] Biologisch gesehen ist diese Einordnung jedoch falsch (s. Kapitel 1).

Daß der Mensch nach Genesis 1,27 als Ebenbild Gottes geschaffen wurde, ist die Begründung für die Sonderstellung des Menschen. In der katholischen Schrift „Die Verantwortung des Menschen für das Tier“ wird diese Sonderstellung  hervorgehoben mit dem Hinweis, daß der Mensch als Repräsentant Gottes in der Schöpfung die Aufgabe hat, im Sinne des Schöpfers zu handeln, der kein Interesse daran haben kann, daß die Schöpfung ausgebeutet und zerstört wird.[62] Wenige Seiten später wird jedoch aus der Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz von 1980 zitiert: „“Wir Menschen sind berechtigt, Leistungen und Leben der Tiere in Anspruch zu nehmen. Es ist jedoch nicht zu verantworten, daß Tiere … ohne ernste Gründe, etwa bloß zum Vergnügen oder zur Herstellung von Luxusprodukten, gequält und getötet werden.“[63] Entspricht es denn der Verantwortung des Menschen für die Tiere, diese z.B. durch Massentierhaltung, Medikation oder Hochleistungszüchtung zu „Leistungen“ zu zwingen? Solche ausbeuterische Haltung gegenüber Tieren wird ja nur kritisiert, wenn keine „ernsten“ Gründe dafür vorliegen, demnach wäre es ethisch vertretbar, etwa zum Zwecke der Nahrungsmittelproduktion Tiere zu quälen. Es ist fragwürdig, ob der Mensch tatsächlich einen solchen „Anspruch“ gegenüber dem Tier erheben kann, zumal der Anspruch des Tieres gegenüber dem Menschen sich  offensichtlich darauf beschränken muß, nur aus „ernsten“ Gründen gequält und getötet zu werden.

Die Deutsche Bischofskonferenz wehrt sich gegen den Vorwurf, die christliche Anthropozentrik [Weltbild, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt] sei verantwortlich für Umweltzerstörung und Degradierung der nichtmenschlichen Schöpfung zum verfügbaren Material für den Menschen. Die Herstellung dieses Zusammenhangs sei problematisch und unpräzis. An der Rangordnung Gott - Mensch - übrige Welt müsse festgehalten werden, da der Mensch, wenn er in das übrige Naturgeschehen eingeordnet werden würde, “seiner besonderen Würde entkleidet“ würde.[64] An diese Begründung könnte man die Anfrage stellen, wieso der Mensch offenbar solche eine Abneigung dagegen hat, als „gewöhnlicher“ Teil der Natur eingeordnet zu werden. Wenn dem Menschen die gleiche Würde zukäme wie allen anderen Geschöpfen auch, würde dies nichts daran ändern, daß er aufgrund seiner Erkenntnisfähigkeit eine besondere Verantwortung und daher auch notwendigerweise Privilegien gegenüber den anderen Geschöpfen hat.

Es wird allerdings eingeräumt, daß es begrüßenswert wäre, den Blick auf die Theozentrik der Schöpfung zu richten und dadurch deutlich zu machen, daß die Schöpfung nicht beliebiges Rohmaterial für den Menschen ist. Die Verwendung der Bezeichnung „Krone der Schöpfung“ für den Menschen sei nicht in der Bibel zu finden und angesichts des Umgangs des Menschen mit seiner Umwelt hinterfragbar.[65]

Papst Benedikt XVI. hat sich – 26 Jahre nach dem unheilvollen Wort der Bischöfe über die Inanspruchnahme der „Leistungen“ der Tiere - öffentlich gegen Intensivtierhaltung und Degradierung der Tiere zu Waren ausgesprochen. Er äußerte ferner: „Auch Tiere sind Geschöpfe Gottes, wenn auch nicht in der gleichen Direktheit wie der Mensch, aber doch Wesen, die er gewollt hat und die wir als Begleiter der Schöpfung und als wesentliche Elemente der Schöpfung respektieren müssen.“[66] Es sei dahingestellt, ob der Papst mit dieser Aussage lediglich die Gottesebenbildlichkeit des Menschen herausstellen wollte oder ob nicht damit  den Tieren eine geringere Bedeutung innerhalb der Schöpfung zugewiesen wird. Daß Tiere nicht in der gleichen Direktheit wie der Mensch Gottes Geschöpfe sein sollen erscheint jedenfalls obskur. (Wurden sie etwa nur indirekt geschaffen?)

Die EKD weist auf die Pflichten des Menschen gegenüber der Schöpfung hin, die sich aus seiner Sonderstellung ergeben. Er muß in besonderer Weise Verantwortung und Liebe ausüben, da allein der Mensch die Folgen seines Handelns abschätzen und an der Schöpfung schuldig werden kann.[67]

In einem von der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Gliedkirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (AGU) herausgegebenen Text heißt es, daß man den Schöpfungsbericht der Bibel nicht notwendigerweise anthropozentrisch auslegen muß. Der Mensch hat beispielsweise keinen eigenen Schöpfungstag, sondern wird am sechsten Tag nach den Landtieren geschaffen: „Offensichtlich gibt es für die Verfasser des Schöpfungsliedes von Genesis 1 Wichtigeres als die Sonderstellung des Menschen.“[68] Menschen und Tiere werden gesegnet (Genesis 8,17). Die Rolle des Menschen ist innerhalb eines friedlichen Miteinanders zu betrachten. Der Mensch wird von Gott befähigt, im Sinne Gottes über die Tiere zu herrschen. Um das gewaltlose Miteinander seiner Geschöpfe  zu gewährleisten, stellt Gott die Forderung an Mensch und Tier, sich von Pflanzen zu ernähren (Genesis 1,29f.). Auch in der kommenden messianischen Zeit wird der Frieden  zwischen  Mensch und Tier in dieser Weise wieder hergestellt sein (s. Jesaja 11, 6ff.) .[69]

Auch Erich Gräßer fordert eine Abkehr vom Verständnis der Menschen als Herren der Schöpfung. Er beklagt, daß wir in „faustischer Überlegenheit“ und „übersteigerter Anthropozentrik“ diejenigen Texte der Bibel überhört haben, die uns die Verantwortung für das Tier sowie die Ehrfurcht vor allem Leben lehren wollen. Dies seit der Grund dafür, daß Tiere kein Thema der christlichen Verkündigung sind, nicht etwa, weil die Heilige Schrift nichts über sie aussagt.[70]

Noch schärfer kritisiert Eugen Drewermann ein Weltbild, das nur die Belange der Menschen berücksichtigt:

 

 „Was sich verändern müßte, zeigt sich allein darin, daß der Parameter unserer Verantwortung in den gängigen Formen der Moraltheologie an den deutschen Hochschulen immer noch zentriert ist auf den Menschen. Um sein Wohl und Wehe geht es, nicht nur primär, sondern überhaupt. Ist das der Maßstab: Was dienlich ist und nützlich? Dürfen wir sicher sein, daß von dem, was heute noch Natur heißt, nicht die Beweislast gefordert wird, ob es zweckdienlich wird für das Überleben des Menschen?“ [71]

 

Auch in seinem Buch „Über die Unsterblichkeit der Tiere“ beklagt Drewermann die Anthropozentrik des Christentums. Seine Ausführungen werden wiederum kritisiert von Precht. Er wirft Drewermann vor, das anthropozentrische Erbe beizubehalten, da Drewermann in Begriffe aus der von ihm kritisierten Tradition denke und so etwa mehr „Menschlichkeit“ gegenüber dem Tier fordert. [72] Wie wir ein von unserem Menschsein geprägtes Denken überwinden können, erklärt Precht jedoch nicht. Ihn stört ferner an Drewermanns Argumentation, daß jener die Unsterblichkeit der Tiere proklamiert: „Steckt nicht gerade in der Unsterblichkeitshoffnung eine dicke Wurzel des Übels für das diesseitige Leben?“[73] Hier scheint Precht den christlichen Glauben als Vertröstung aufs Jenseits ohne Konsequenzen für das Leben in dieser Welt mißzuverstehen. Nachvollziehbarer ist seine Kritik daran, daß Drewermanns Argumentation ein Glaubensbekenntnis enthält und man sie  deswegen einem nichtgläubigen Menschen nur schwer nahebringen kann.

Precht lehnt es ab, den Menschen als Krone der Schöpfung anzusehen: „Der Mensch ist keine Sonderschöpfung, sondern ein Ableger im Zweig der Hominiden.“[74] Seiner Ansicht nach spricht nichts dafür, daß der Mensch das Ziel der Evolution ist, wobei Precht in diesem Zusammenhang das Wort „Ziel“ mißfällt, da es sich dabei um eine menschliche Denkkategorie handle und der Mensch die Mechanismen der Evolution noch lange nicht durchschaut habe. Bei Betrachtung der fortgeschrittenen Zerstörung der Erde durch den Menschen hält Precht es für absurd, wenn das Ziel des Schöpfergottes der Mensch und damit die Zerstörung der Schöpfung wäre.[75]  So spricht Precht auch ironisch von der „Dornenkrone der Schöpfung“.[76]

 

 

5.4 Kritik am Christentum

 

„Der Mensch muß begreifen, daß auch in der Religion der Mensch nicht Herrscher, sondern nur integraler Bestandteil der Schöpfung sein kann.“[77]

 

In Anbetracht der Geschichte des Christentums und der vielfältigen Bibelinterpretationen ist es verständlich, daß mancher heftige Kritik an Christentum und Bibel in bezug auf den Tierschutz übt. Es scheint mitunter einfacher zu sein, mit dem Tierschutz gegen die Bibel zu argumentieren als mit der Bibel für den Tierschutz. An dieser Stelle sollen einige konkrete Vorwürfe und Anfragen näher beleuchtet werden. Hierbei soll es nicht darum gehen, die dargestellten Kritikpunkte unbedingt zu widerlegen, denn auch als Christ kann man seine Anfragen an Bibel und Kirche haben. Dennoch soll, wenn möglich, eine Erwiderung aus christlicher Sicht gegeben werden.

Viel Kritik am Christentum kommt von Richard David Precht. Zunächst einmal wirft er der jüdisch-christlichen Überlieferung vor, daß sie nichts wissen will von dem evolutionären Ursprung aller Existenz und den Energien der Natur, die sich in der Fülle der Lebewesen zeigen. Sie stelle einzig den Menschen in den Mittelpunkt. Der große Zusammenhang von Werden und Vergehen sei dem jüdischen Glauben fremd, die Welt ein „Fertighaus, vollendet in sechs Tagen“.[78] Weiterhin beanstandet Precht, daß der Mensch eine Sonderschöpfung Gottes sein soll: „In dieser fatalen Behauptung, aufgestellt gegen jedes bessere Wissen: gegen die Tradition der eigenen Mythen ebenso wie gegen die Erfahrungstatsache, daß Mensch und Tier sich in ihrem Lebenszyklus so frappierend ähneln – in dieser Behauptung steckt die Wurzel allen Tierübels im Namen der jüdisch-christlichen Religion.“[79] Dazu wäre anzumerken, daß der Schöpfungsbericht nun einmal nicht als naturwissenschaftliche Studie geschrieben wurde, sondern  Glaubensgrundsätze vermitteln will. Es ist nicht zu leugnen, daß der Mensch eine Sonderstellung in der Schöpfung einnimmt, oder, anders und vielleicht weniger anmaßend formuliert, daß er eine besondere Aufgabe im Schöpfungsgefüge hat. Mag dies auch nicht  mit der Biologie zu begründen sein, so doch mit der einzigartigen Erkenntnisfähigkeit und der daraus erwachsenden Verantwortung des Menschen für die Schöpfung. Daß diese Textstelle immer wieder dahingehend interpretiert wurde, daß der Mensch selbstherrlich und machtvoll über der übrigen Schöpfung steht, hat sicher viel Leid verursacht, ist aber nicht der christlichen Religion an sich oder den Christen der Jetztzeit anzulasten.

Der Mensch soll über die Erde herrschen und sie sich untertan machen (Genesis 1,28). Auch diese Bibelstelle ist ein Kritikpunkt Prechts[80], und auch sie wurde oft mißbraucht. Die Aufgabe des Menschen, Repräsentant Gottes, des Schöpfers und Herrschers, zu sein, schließt Fürsorge für das ihm Anvertraute ein und kann kein Freibrief für jede Art von Raubbau und Gewalt an der Schöpfung sein.

Precht moniert weiterhin, daß Tiere in der Bibel nur funktionalisiert vorkommen – sie werden als Nutztiere für Landwirtschaft und Krieg eingesetzt, als Instrumente der Strafe (s. beispielsweise die zehn Plagen über Ägypten, Exodus 7,14 – 11,10) oder als Symbole für Gottes Größe in Umgehung des Bilderverbotes gebraucht.[81] Man könnte aber eine andere Seite an diesen Schilderungen entdecken, nämlich das selbstverständliche Zusammenleben und Aufeinanderangewiesensein von Mensch und Tier und das Erkennen Gottes in seinen Geschöpfen.

Precht beurteilt auch die Praxis der Tieropferung im Alten Testament als negativ. Dadurch, daß Tiere als Opfer dargebracht werden, werde ihre Tötung als gottgewollt aufgewertet. Es sei eine Perversion, Tiere deshalb zu töten, weil man ein schlechtes Gewissen hat, daß man sie töten muß. Der Verzicht auf das Opfern von Tieren im Christentum geschähe nicht aus Tierfreundlichkeit, sondern verschöbe sich in anthropozentrischer Weise, indem sich Jesus als Gotteslamm für die Menschen opfere.[82] Aus welchen Gründen die Tieropferungen hintergründig eingestellt wurden erscheint jedoch letztendlich nicht relevant. Jesus lehrte Mitgefühl für die Schwachen und Benachteiligten, zu denen gewiß auch die Tiere gehören. Er machte deutlich, daß nicht das starre Festhalten an Gesetzen des Alten Testamentes, sondern das barmherzige Handeln an unseren Nächsten und „geringsten Brüdern“ unser Maßstab sein soll. Dazu kann auch der Verzicht auf Tieropfer bzw. überhaupt auf Gewalt an Tieren gehören.

Der Glaube an die Auferstehung bedeutet für Precht, daß der Tod nicht mehr als Teil des Lebens angesehen wird und die Gläubigen sich von den zyklischen Kreisläufen des Lebens entfremden. Und: „Den Blick gerichtet ins Jenseits, verlieren die Christen ihre animalische Mitwelt aus den Augen.“[83] Hier ist  anzumerken, daß man sich als Christ durchaus nicht aufs Jenseits vertrösten läßt, sondern gerade das Leben auf der Erde verantwortungs- und liebevoll gestalten will, um Gottes kommendes Reich schon zeichenhaft in dieser Welt anbrechen zu lassen und die guten Werke zu tun, die wir nach Gottes Willen tun sollen (Epheser 2,10) und zu denen wohl auch der  rücksichtsvolle Umgang mit allen Geschöpfen gehört. Gerade der Glaube an die Auferstehung könnte Christen das Wertvolle an den Tieren klarmachen, denn auch sie werden auferstehen. So sagte schon Martin Luther: „So glaube ich denn, daß auch die Belferlein [Hündlein] in den Himmel kommen und daß jegliche Kreatur eine unsterbliche Seele hat.“[84]

Precht wirft der Kirche vor, daß sie von den Problemen und Nöten der Zeit, also auch von der Not der Tiere wegsieht und sich nicht gegen Mißstände wehrt. Er meint, daß die Amtskirchen nicht anders können als eine Tierethik abzulehnen, da eine konsequente Praxis einer Tierethik bedeuten würde, daß sie sich vehement beispielsweise gegen den Mißbrauch des Herrschaftsauftrages der Genesis und die vielen globalen Probleme wie die Zerstörung der Lebensräume vieler Wildtiere wehrten. Dies täten sie aber aus gewohnt opportunistischen Gründen nicht, die Bibel würde dabei ausgelegt werden, wie es gerade paßt.[85] Die Kirchen werden sich einen Teil dieser Vorwürfe sicher gefallen lassen müssen. Ihr Einsatz für die Tiere zeichnet sich gewiß nicht durch Leidenschaftlichkeit und Fortschrittlichkeit aus. Auch in den zahlreichen Veröffentlichungen der Kirchen zum Thema Tierschutz/ Mensch-Tier-Verhältnis finden sich  noch allzu oft Bezeichnungen für Tiere, die sie auf ihren Nutzen und ihren Warenwert reduzieren wie „Nutztierhaltung“, „Pelzgewinnung“, „Fleischproduktion“ usw.[86] In der Schrift „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier“ der EKD ist gar die Rede von der „stummen und unmündigen Kreatur“.[87] Tiere sind weder stumm noch unmündig, sie haben ihre Sprache, ihren Sinn und ihr eigenbestimmtes Leben, auf ihre eigene Weise und in ihrem eigenen Lebensbereich. Es bleibt noch viel zu tun, für die Kirchen und für andere, viel mehr wachzurufen und sich einzusetzen. Dennoch sollten wir anerkennen, daß das Bewußtsein für die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis in den Kirchen gewachsen  ist und daß ernsthafte Bemühungen stattfinden. Zudem bekennen sich die Kirchen dazu, daß sie in ihrer Aufgabe, sich für alle Geschöpfe einzusetzen, versagt haben und daß sie Wege suchen wollen für eine Gemeinschaft, in der alle Geschöpfe geachtet werden. [88] Es ist einfach den Kirchen vorzuwerfen, daß sie sich zu wenig engagieren – eine Kirche kann immer nur so engagiert sein wie die Menschen in ihr.

Auch Norbert Hoerster hält das Christentum nicht für tierfreundlich. Einer seiner Kritikpunkte ist das Sterben der unschuldigen Tiere in die Sintflut. Nur wenige von ihnen dürfen überleben, und das auch nicht um ihrer selbst willen, sondern um Noahs willen.[89] Daß dieser Text ungerecht erscheint, ist verständlich. Die Tiere sind aber nun mal Teil der gefallenen Welt, in der immer wieder unschuldige Geschöpfe leiden müssen. Jedoch wird großer Wert auf die Rettung der Tiere gelegt und auf ihre Teilhabe am Segen Gottes nach der Sintflut.

 Er beanstandet weiterhin, daß Tiere und Menschen nicht den gleichen Wert vor Gott haben. Jesus hat ja selbst gesagt: „Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.“ (Matthäus 10,31).[90] Damit ist jedoch nicht gesagt, daß die Spatzen keinen oder nur einen geringen Wert haben, sondern die Sorge für sie wird mit der Sorge um den Menschen ins Verhältnis gesetzt.

Gott hat, als er die Welt erschuf, laut Hoerster keine Rücksicht auf die Tiere genommen, denn er schuf sie nicht so, wie es nach Jesaja 11,6ff. seine Absicht war, sondern so, daß sie einander fressen und Gewalt antun.[91] Dabei übersieht Hoerster, daß sich Mensch und Tier  im Garten Eden von Pflanzen ernähren sollten (Genesis 1,29). Die fleischliche Ernährung und damit das Fressen und Gefressenwerden wurde erst nach der Sintflut erlaubt (Genesis 9,2) und gehört zur erlösungsbedürftigen Welt. Die Verheißung des Friedens zwischen allen Geschöpfen kann uns schon heute zu einem Umgang mit unseren Mitgeschöpfen anregen, der zumindest sinnlose Gewalt ihnen gegenüber vermeidet.

 

 

5.5 Aufgaben der Kirche aus ihrer eigenen Sicht

 

Den verschiedenen Veröffentlichungen der Kirchen sind die Ziele und Aufgaben zu entnehmen, vor die sie sich gestellt sehen.

Als wichtige Aufgabe sieht der wissenschaftliche Beirat des Umweltbeauftragten des Rates der EKD, den Kindern, Heranwachsenden und Erwachsenen in Gottesdienst und Unterricht die Schöpfung nahezubringen und dadurch ein barmherziges Umgehen auch mit Tieren zu fördern.[92] Die Kirche hat eine Vorbildfunktion, deshalb soll auch in ihr zugehörigen Einrichtungen ein schöpfungsverträglicher Lebensstil gelebt werden, z.B. durch artgerechte Tierhaltung in kirchenzugehörigen Betriebseinheiten.[93]

Der Rat der EKD und Deutsche Bischofskonferenz betonen die Wichtigkeit der Vermittlung und der Versöhnung in den harten Auseinandersetzungen in strittigen Tier- und Umweltschutzfragen.[94]

Die Kirche soll Denkanstöße den Umgang mit Tieren betreffend geben und daran erinnern, daß der Mensch im Sinne des Schöpfers mit der Schöpfung umgehen soll sowie bekennen, daß sie in ihrer Aufgabe, sich für alle Geschöpfe einzusetzen, in der Vergangenheit versagt hat.[95] Dort wo die Schöpfung mißachtet wird, soll die Kirche zur Umkehr rufen. [96] Sie kann die Forderung, den Begriff der Mitgeschöpflichkeit ins Grundgesetz einzubringen, unterstützen.[97] Auch dazu, daß der kommende Schöpfungsfrieden schon heute durch entsprechendes Verhalten der Menschen gegenüber den Tieren zeichenhaft sichtbar wird, kann die Kirche beitragen.[98] Ein Vorschlag der Evangelischen Landeskirche in Württemberg lautet, den Grundsatz, die Lebensräume von Tieren und Pflanzen zu achten, konkret werden zu lassen. Kirchliche Gebäude und Gründstücke sollen Lebensmöglichkeiten für Pflanzen und Tiere bieten, z.B. durch Fassadenbegrünung, Wiesen statt Rasen, Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel.[99]

 

 

Ausblick und Wege - was zu sagen und zu tun bleibt

 

„Was wäre darum zu geben, wir würden Gott kennenlernen in den Gefühlen der Tiere. Und wir würden mitfühlend mit ihnen werden, indem wir sie wiederentdecken in unseren eigenen Gestimmtheiten.“ [100]

 

„Es wird nur noch eine Religion eine Chance haben, die Gott diese Freude macht, sich mit ihm zu freuen an seinen Geschöpfen.“[101]

 

Es ist gut und wichtig, daß sich die Kirchen mit dem Thema der Mensch-Tier-Beziehung beschäftigen und offizielle Stellungnahmen dazu herausgeben. Auch daß Papst Benedikt XVI. sich gegen die Intensivtierhaltung wendet und damit vielen Christen ein Beispiel gibt, ist sehr zu begrüßen. Dennoch bleibt bei mir der Eindruck, daß von Seiten der Kirche mehr Einsatz für die Sache der Tiere bzw. der Umwelt gezeigt werden könnte.

Die Kirche soll Jesus Christus auf Erden repräsentieren. Sie hat Vorbildfunktion für viele Menschen und hat demgemäß eine hohe Verantwortung und eine besondere Stellung in der Gesellschaft. Von der Kirche kann man erwarten, daß sie sich – sowohl durch die Pfarrer und Gemeindeglieder der einzelnen Gemeinden als auch durch überregionale Amtsträger und Gremien – zum Anwalt der Ausgebeuteten und Benachteiligten macht. Dies soll nicht erst geschehen, wenn die Not so groß ist, daß die Kirche nicht mehr anders kann, als etwas dazu zu sagen, weil aller Augen auf sie gerichtet sind. Weder schöne Reden vom „Mitgeschöpf“ noch das Anprangern von konkreten Mißständen (das viel zu oft unterbleibt) nutzt etwas, wenn darauf nicht Handeln folgt. Die Schuldbekenntnisse der Kirche, gegenüber den Tieren versagt zu haben, sind ein guter erster Schritt zu mehr Gerechtigkeit im Miteinander von Mensch und Tier, jedoch scheint man beim Bekennen stehengeblieben zu sein. Diese Tatenlosigkeit liegt nicht an mangelnder Einsicht oder Glauben, sondern viel mehr an nicht erfolgter Verinnerlichung dessen, was die Kirchen selbst in ihren Erklärungen schreiben, vielleicht auch an der Angst des Menschen, seinen Sonderstatus in der Schöpfung aufgeben zu müssen, wenn er Tiere als Wesen mit der Würde, die ihnen durch die Liebe Gottes zukommt, behandeln würde.

Konkret sollte sich folgendes ändern:

-         Initiativen und Einzelpersonen inner- und außerhalb von Gemeinden, die sich für die Tiere und die Umwelt einsetzen, sollen von der Kirche und ihren Gliedern nicht belächelt oder angefeindet, sondern ermutigt und unterstützt werden. Kirche kann dazu beitragen, daß das Thema Tier nicht das Spezialinteresse von einzelnen (von den anderen als „Spinnern“ Verschrienen) bleibt, sondern kann Raum zur Sensibilisierung für über dieses Thema und für Diskussionen bieten.

-         Die Kirche soll den Schmerz Gottes, den Gott über die Grausamkeit an seinen menschlichen und nichtmenschlichen Geschöpfen fühlt, ernstnehmen. Die Verantwortlichen in den Kirchen sollen klar und deutlich auf Ungerechtigkeit und Ausbeutung von Geschöpfen aufmerksam machen und den sich daran Schuldigen und Beteiligten ins Gewissen reden sowie auch jeden einzelnen zum Einsatz gegen Unrecht ermutigen.

-         Die Erkenntnisse, zu denen die Kirche gelangt ist, muß sie selber umsetzen. So wird zwar vom wissenschaftlichen Beirat des Umweltbeauftragten des Rates der EKD gefordert, daß in kirchenzugehörigen Einrichtungen ein schöpfungsverträglicher Lebensstil praktiziert wird, dennoch beziehen nach meiner Erfahrung auch diakonische Einrichtungen Produkte aus tierquälerischer Haltung und ist das Essensangebot bei kirchlichen Veranstaltungen meist fleischhaltig und ohne Alternative. Auch fordert der Beirat, daß unseren Mitgeschöpfen mehr Raum in Gottesdienst und Unterricht gegeben wird. Obwohl regelmäßiger Gottesdienstbesucher einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, habe ich noch nie eine Predigt gehört, die sich auf Tiere bezog, und sehr selten eine Fürbitte, die Tiere miteinschloß. Wenn die Kirche nicht tut, was sie selbst als richtig und als den Willen Gottes erkannt hat, wird sie unglaubwürdig.

-         Das Thema Tiere soll in den Gemeinden selbstverständlich werden. Unsere Mitgeschöpfe sollen in Verkündigung und Fürbitten bedacht werden.

-         Die Kirche muß sich bekennen zu ihrem Versagen, wo sie geschwiegen hat, weil sie Mächtige nicht anprangern wollte.

-         Die Kirche darf Tierleid und seine Verharmlosung nicht gutheißen und segnen. Es ist äußerst beschämend und traurig, daß am 20.06.2005 zur  Einweihung des tierexperimentellen Zentrums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ein Gottesdienst stattfand, in der jene Tierversuche durchführende Einrichtung gesegnet wurde und die Tiere in einem „Dialog“ durch ihnen in den Mund gelegte Aussagen wie, sie arbeiteten gern auf diese Weise für die Menschen und seien zufrieden damit wie sie gehalten werden (in winzigen Käfigen!), verhöhnt wurden.[102] Von der Kirche kann man erwarten, daß sie sich von solchen Veranstaltungen distanziert und sich auch nicht  aktiv die Verharmlosung von Grausamkeit an Tieren zelebriert (wie z.B. mit Hubertusmessen).

 

Ich halte diese Forderungen für einen langen, aber durchaus gangbaren Weg. Wie man an den verschiedenen Publikationen der Kirchen der letzten Jahre und den vielen Gruppen und Einzelstreitern, die sich mit dem Thema Tierschutz befassen, sehen kann, steigt das Interesse an und das Bewußtsein für dieses Thema.

Es ist nicht pauschal der Kirche oder den Kirchen vorzuwerfen, daß sie dort zu wenig tun. Die Kirchen brauchen Menschen, die sich engagieren. Aber ich wünsche mir kirchlicherseits mehr Anregung und Unterstützung für das Engagement für Tiere und klarere Worte.

 

 

Verwendete Literatur:

 

Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984. Leipzig, 1985

 

Blanke, Christa: Da krähte der Hahn. Kirche für Tiere? Eine Streitschrift. Eschberg/ 

                           Markgräflerland, 1995

 

Duden Herkunftswörterbuch. Mannheim 2001

 

Hoerster, Norbert: Haben Tiere eine Würde? Grundfragen der Tierethik. München 2004

 

Meyers Großes Taschenlexikon (24 Bände), 5.Auflage, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1995

 

Precht, Richard David: Noahs Erbe. Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen.

                                     Reinbek bei Hamburg, 2000

 

Ratschow, Carl-Heinz: Wenn Sterbehilfe töten darf. Wuppertal und Zürich 1992

 

Staatsministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie (Hrsg.): Sächsischer Tierschutzbericht 1999,  Dresden 2000. 

 

Kirchliche Schriften:

 

Aktion Kirche und Tiere (AKUT) e.V. (Hrsg.): „Den Mund auftun für die Stummen. Kirchenworte zur Mitgeschöpflichkeit der Tiere.“, AKUT-Texte Nr. 4, 1999.

 

Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Gliedkirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (Hrsg.): „Bewahrung der Schöpfung praktisch. Mitgeschöpf Tier“, 2001.

 

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) (Hrsg.): „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf.“ EKD-Text 41, 1991, auf www.ekd.de/print.php?file=/EKD-Texte/44656_tier_1991_tier2.html

 

Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche (Hrsg): „Zum verantwortungsvollen Umgang mit Tieren – Auf dem Weg zu einem Ethos der Mitgeschöpflichkeit“, 2005, auf www.nordelbien.de/fix/files/doc.tierethik.pdf

 

 

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): „Die Verantwortung des Menschen für das Tier“, Arbeitshilfen Nr. 113, Bonn 1993.

 

Teutsch, Gottfried M. (Hrsg.): „Tierschutz – Texte zur Ethik der Beziehung zwischen Mensch und Tier“, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen – Arbeitstexte Nr. 27, 1988

 

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) (Hrsg.): „Tier und Mensch. Erwägungen zur „Mitgeschöpflichkeit“ der Tiere“, 1993

 

 

 

Zeitungsartikel:

 

„Bruno schlauer als seine Häscher“, Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldentalkreis, 28.06.06

 

 

Online-Quellen:

 

www.aktion-kirche-und-tiere.de/index.php?client=1&lang=1&idcatart=1425

www.animal-rights.de/bibliothek/allgemeines/walden_woerterbuch.shtml  

www.dike.de/akut/Texte/predigt01.htm

www.freiheit-fuer-tiere.de/stoppt-tierversuche/skandaloeskircheweihttierversuchszentrumein/index.html

www.peta.de

www.peta-online.at/kampagnen/vegetarismus/papst/index.html

www.rbi-aktuell.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=28&idart=6490

www.tierimrecht.org/de/argumentarium/heimtiere.php

www.tierschutz.know-library.net

www.tierschutz-tvt.de/codex.html

www.wikipedia.org/wiki/Tierschutz

www.wikipedia/org/wiki/Sache_(Recht)

www.wikipedia.org/wiki/Krone_der_SchC3%B6pfung

 

 

 

Anhang

 

Der Jahrmarktaffe

 

Mein halbes Leben hocke ich

in ihren engen Sachen.

Mich peinigt die Gefangenschaft,

noch mehr ihr übles Lachen.

Sie kennen nicht die Namen

Der Früchte, die ich aß,

die Namen nicht der Bäume,

die weiten Wipfelräume,

die ich im Flug durchmaß.

 

Sie zogen mich zu sich herab.

Sie zwangen mich zu Dingen, die meine Würde nicht erlaubt.

Und doch ließ ich mich zwingen.

Weil ich am Leben hänge,

viel stärker noch als sie.

Sie kennen keine Stille.

Die Rhythmen einer Grille,

glaub ich, verstehn sie nie.

 

Ich fahr auf einem Rad im Kreis.

Ich reite auf den Schweinen.

Ich mache mich zum Hampelmann

und könnte weinen, weinen.

Sie fühln sich so erhaben,

sie brauchen mich zum Spott.

Sie brauchen mich zum Quälen,

so krank sind ihre Seelen.

Hilf ihnen, lieber Gott!

 

Gerhard Schöne (2005)

 

 

Berliner Erklärung

 

Die Welt ist nicht nur für die Menschen da, sondern für alle Geschöpfe Gottes.

Jedes Geschöpf hat sein eigenes Lebensrecht.

Jede, auch die unscheinbarste Art, ist in sich vollkommen und hat Bedeutung im Schöpfungsganzen.

Menschen und Tiere sind fühlende Wesen, mit Sinnen begabt, fähig zu genießen und zu leiden. Gott ist ein Freund des Lebens.

Wer Gott liebt und ehrt, der liebt und ehrt auch seine Geschöpfe.

Wir schulden den Tieren kein Mitleid, sondern Gerechtigkeit.

Ich bin zu Folgendem bereit:

Ich will mir Gottes Liebe und Barmherzigkeit zum Vorbild nehmen.

Ich werde für die Leidenden dieser Welt eintreten, auch für die Tiere.

Ich meide Produkte aus Massentierhaltung.

Ich werde mich dafür einsetzen, dem Gedanken der Mitgeschöpflichkeit in meiner Kirche mehr Raum zu geben.

 

AKUT (Aktion Kirche und Tiere) e.V. zum Ökumenischen Kirchentag 2005

 

 

 

 

Du armes Schmerzenstier,

in den Labors getestet,

für unsern Appetit auf engstem Raum gemästet,

vergiftet und bestrahlt,

gestreßt die ganze Zeit,

entseelt und ausgelöscht für unsere Sicherheit.

 

Ach Jesu, immerfort wirst du ans Kreuz geschlagen.

Hier und an jedem Ort, heut und an allen Tagen.

Und wer bin ich dabei?

Der in der Mitte steht?

Der dich nicht kennen will?

Der stumm vorübergeht?

 

Aus: Gerhard Schöne, „Du großer Schmerzensmann“

 

 

Glauberger Fürbitte

 

Wir beten zu Gott dem Schöpfer:

Vater unser im Himmel, wir bitten dich für unsere Brüder und Schwestern, die Tiere:

Geheiligt werde dein Name in jedem Geschöpf, dem du das Leben geschenkt hast.

Dein Reich komme zu den Tieren, denen im Reich des Menschen täglich Unrecht geschieht.

Dein Wille geschehe in der Ehrfurcht vor allem, was lebt,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute, das Brot der Bescheidenheit und nicht der Ausbeutung.

Und vergib uns unsere Schuld an unseren älteren Geschwistern, den Tieren,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern, die uns verachten, weil wir für die Tiere eintreten.

Und führe uns nicht in Versuchung, deine Geschöpfe unseren Bedürfnissen anzupassen,

sondern erlöse uns von dem Bösen, das uns von deinen Geschöpfen und damit von dir trennt.

Denn dein ist das Reich der Schöpfung

und die Kraft der Auferstehung

und die Herrlichkeit der Kinder Gottes

in Ewigkeit. Amen.

 

Glauberg im Frühjahr 1994 (In: Christa Blanke, „Da krähte der Hahn“, S. 184)

 



[1]                s. www.peta.de

[2]                s. zum Beispiel Artikel „Bruno schlauer als seine Häscher“, Leipziger Volkszeitung vom 28.06.06, Ausgabe Muldentalkreis

[3]                s. Berliner Umschau vom 4.8.06,  www.rbi-aktuell.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=28&idart=6490

[4]              Precht, S. 112

[5]                Precht, S. 118

[6]                Precht, S. 119

[7]                Precht, S. 246

[8]                Precht, S. 123ff.

[9]                Precht, S. 126ff.

[10]             Precht, S. 144

[11]             s. www.wikipedia.org/wiki/ Tierschutz

[12]             zitiert nach www.wikipedia.org/wiki/Sache_(Recht)

[13]             ebd.

[14]             Nach Meyers Großes Taschenlexikon, Band 23, S. 114 (Eintrag „Verbandsklage“)

[15]             §1 TierSchG, enthalten im Sächsischen Tierschutzbericht 1999, S. 33

[16]             §7 Abs. 3 TierSchG, enthalten im Sächsischen Tierschutzbericht 1999, S. 40

[17]             vgl.  www.rbi-aktuell.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=28&idart=6490

[18]             Precht, S. 311f.

[19]             Blanke, S. 140

[20]             s. Sina Walden, Das Wörterbuch des Untiers, auf www.animal-rights.de/bibliothek/allgemeines/walden_woerterbuch.shtml

[21]             Duden Herkunftswörterbuch, S. 880

[22]             s. zum Beispiel Blanke, S. 140f.

[23]             s. Precht, S. 136

[24]             Precht, S. 65

[25]             Richard Rorty zitiert nach Precht, S. 42

[26]             Meyers Großes Taschenlexikon. Band 15, S. 37 (Eintrag „Moral“)

[27]             In: „Die Verantwortung des Menschen für das Tier“, hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, S.  9

[28]             auf  www.dike.de/akut/Texte/predigt01.htm

[29]               „Weitgehend unbestritten ist heute die Ansicht, daß in beachtlich vielen Fällen ein Zusammenhang zwischen Gewalt an Menschen und Gewalt an Tieren besteht, Schwere Tierquälereien bilden nicht selten die Vorstufe zu Gewaktdelikten gegen Menschen,was den Verdacht erhärtet, daß Roheit gegen Tiere natürliche Hemmschwellen abbaut.“ ( www.tierimrecht.org/de/argumentarium/heimtiere.php)

[30]               Blanke, S. 46

[31]             Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. auf www.tierschutz-tvt.de/codex.html

[32]               Duden Herkunftswörterbuch, S. 935

[33]               vgl. Ratschow, S. 30

[34]               Hoerster, S. 40f.

[35]               Ebd., S. 35

[36]               Albert Schweitzer, Zitat auf www.tierschutz.know-library.net

[37]               Hoerster, S. 12

[38]              Precht, S. 47

[39]               Zum verantwortlichen Umgang mit Tieren – auf dem Weg zu einem Ethos der Mitgeschöpflichkeit. Stellungnahme der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche 2005, S. 17, auf www.nordelbien.de/fix/files/doc.tierethik.pdf

[40]               EKD-Text „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“, Abschnitte 7 und 8

[41]               Blanke, S. 31

[42]               „Mensch und Tier“, S. 7

[43]               Ebd., S. 8

[44]               Robert Spaemann in „Tierschutz. Texte zur Ethik der Beziehung zwischen Mensch und Tier“, S. 27f.

[45]               Ebd., S. 25

[46]               Precht, S.252

[47]               vgl. Precht, Kapitel „Die Ethik des Nichtwissens“, S. 249 - 258

[48]               Zum verantwortlichen Umgang mit Tieren, S. 15

[49]               s. dazu beispielsweise Precht, S. 178 - 196

[50]               Ulrich Seidel, Tierschutz und Umweltschutz – ein theologischer Impuls, auf www.aktion-kirche-und-tiere.de/index.php?client=1&lang=1&idcatart=1425

[51]               Ebd.

[52]               Zum verantwortungsvollen Umgang mit Tieren, S. 17

[53]               Stellungnahme des AKUT e.V., ebd., S. 62

[54]               s. PETA’s Animal Times Herbst 2006, S. 11 / www.peta-online.at/kampagnen/vegetarismus/papst/index.html

[55]               Ulrich Seidel, Tierschutz und Umweltschutz – ein theologischer Impuls.

[56]               Erich Gräßner in „Tierschutz.Texte zur Ethik der Beziehung zwischen Mensch und Tier“, S. 19f.

[57]               „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“, Abschnitt 16

[58]               Stellungnahme des AKUT e.V. in „Zum verantwortlichen Umgang mit Tieren“, S. 63

[59]               Blanke, S. 109

[60]               zitiert nach www.peta-online.at/kampagnen/vegetarismus/papst/index.html

[61]               s.  www.wikipedia.org/Krone_der_SchC3%B6pfung

[62]               „Die Verantwortung des Menschen für das Tier“, S. 9

[63]               Ebd., S. 24

[64]               Ebd., S. 21

[65]               Ebd.

[66]               s. www.peta-online.at/kampagnen/vegetarismus/papst/index.html

[67]               „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“, Abschnitte 8 und 9

[68]               „Bewahrung der Schöpfung praktisch“, S. 3f.

[69]               Ebd.

[70]               Erich Gräßer in: „Tierschutz – Texte zur Ethik der Beziehung zwischen Mensch und Tier“, S. 19

[71]               Eugen Drewermann, Predigt zum Kirchentag 1993 in München, s. www.dike.de/akut/Texte/predigt01.htm

[72]               Precht, S. 206

[73]               Ebd., S. 207

[74]               Ebd., S. 108

[75]               Ebd., S. 108f.

[76]               Ebd., S. 178

[77]               Ebd., S. 181

[78]               Precht, S. 167f.

[79]               Ebd., S. 171

[80]               Ebd., S. 172f.

[81]               Ebd., S. 168

[82]               Ebd., S. 176f.

[83]               Ebd., S. 180

[84]               zitiert nach Blanke, S. 132

[85]               Precht, S. 211 - 214

[86]               vgl. Blanke, S. 146

[87]               „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier“, Abschnitt 55

[88]               Dokument der Europäischen Ökumenischen Versammlung „Frieden in Gerechtigkeit“ , 1989, Abschnitte 43 und 45, in: „Die Verantwortung des Menschen für das Tier“, S. 29f. / Glauberger Schuldbekenntnis in: Blanke, S. 163

[89]               Hoerster, S. 12

[90]               Ebd.

[91]               Ebd., S. 13

[92]               In: “Den Mund auftun für die Stummen...“ AKUT-Texte Nr. 4, S. 64

[93]               Ebd., S. 64f.

[94]               Gemeinsame Erklärung des Rates der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz in „Die Verantwortung des Menschen für das Tier“, S. 26

[95]               „Die Verantwortung des Menschen für das Tier“, S. 30

[96]               „Zum verantwortungsvollen Umgang mit Tieren“, S. 12

[97]               Ebd., S. 26

[98]               „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“, Abschnitt 16

[99]               in: „Den Mund auftun für die Stummen...“ AKUT-Texte Nr. 4, S. 26

[100]            Eugen Drewermann -  Predigt beim Kirchentag 1993 in München

[101]            Ebd.

[102]              S. www.freiheit-fuer-tiere.de/stoppt-tierversuche/skandaloeskircheweihttierversuchszentrumein/index.html