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(Wolf Biermann durfte 5 Jahre nach seiner Ausweisung mit Genehmigung durch Erich Honecker in die DDR einreisen, um seinen schwerkranken Freund Robert Havemann zu besuchen)

 

Wolf Biermann, 73, deutscher Liedermacher mit DDR-Vergangenheit, hatte keine Angst vor der Stasi. Während einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung anlässlich des 100. Geburtstags des DDR-Regimekritikers Robert Havemann kürzlich in Berlin schilderte der Altbarde seinen letzten Besuch beim 1982 verstorbenen SED-Widerstandsidol. Biermann war zu dem Zeitpunkt bereits fünf Jahre ausgebürgert. Als er erfuhr, dass Havemann im Sterben lag, schrieb er einen Brief an den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und bat um Besuchserlaubnis. Seiner Einreise in die DDR stehe „nichts im Wege“, wurde ihm sofort mitgeteilt. „Samstagmorgen um halb sieben“, so Biermann, empfingen ihn am Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße „knutschende Liebespaare im Stasi-Auftrag“, die den damaligen Staatsfeind Nummer eins beobachteten. Ein Fahrzeug zur Abholung war nicht in Sicht. Notgedrungen mit der S-Bahn zum Wohnort Havemanns nach Grünheide unterwegs, sah Biermann, dass ihn „mehrere Stasi-Autos parallel zur S-Bahn“ begleiteten. Als der Dissident nach erneutem Umsteigen sehr lange auf den Bus zur Weiterfahrt warten musste, schritt er auf die Späher zu und fragte, ob sie ihn nicht zu Havemann fahren könnten: „Ihr habt doch denselben Weg wie ich.“ Die Stasi-Leute reagierten höflich, aber bestimmt: „Das geht zu weit, Herr Biermann, das dürfen wir nicht.“

 

 

Der Spiegel 12-2010 - 22.03.2010 – S.184