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(Was es mit dem „Treibhauseffekt“ auf sich hat – und was
uns das angeht)
© Joachim Krause 2004
1. Klima im Wandel?
Ist nicht mal mehr auf das Wetter Verlass? Ein beunruhigendes
Thema taucht in den letzten Jahren immer häufiger in den Medien auf, ist aber
längst auch Inhalt von Gesprächen am Gartenzaun: Ändert sich das KLIMA?
Zumindest im Monat April war auch bei uns regelmäßig Anlass, über
das Wetter zu reden. Da gab es schnelle Veränderungen innerhalb weniger
Stunden, ein Wechselbad nicht nur der Temperaturen, sondern auch der Gefühle.
Aber wir konnten immer sicher sein: Das gibt sich wieder. Was das Wetter auch
für Kapriolen schlagen mag – auf das KLIMA können wir uns verlassen.
“Klima ist das, was man erwartet,
und Wetter das, was man bekommt.“
Als Wetter bezeichnet man den aktuellen Zustand der Atmosphäre, also
beispielsweise am 10. August 2004 um 12.11 Uhr. Der Begriff Klima beschreibt
das gemittelte Wetter über einen bestimmten Zeitraum – normalerweise wird Klima
über einen dreißigjährigen Bezugszeitraum definiert.
Klima – das ist so eine Art „Durchschnitts-Wetter“, der Mittelwert
der Wettererfahrungen über lange Zeiträume und für eine größere Region. Wir
leben in der „gemäßigten Klimazone“, und folgerichtig erwarten wir erträgliche
Temperaturen, ausgewogene Niederschläge, einen zuverlässigen Wechsel der
Jahreszeiten ...
Und nun heißt es plötzlich, das Klima sei in Gefahr.
Die Medien berichten Verwirrendes und Bedrohliches. So war das Jahr 2001 das
wärmste Jahr, seit in Deutschland Temperaturen gemessen werden. Sachsens
Störche ziehen im Winter nur noch nach Spanien, weil es dort warm genug ist.
Vielen ist die Flutkatastrophe des August 2002 noch im Gedächtnis. Sind das
alles Vorboten, Hinweise auf einen beginnenden Klimawandel?
Die Sommer-Sintflut
-Umwelt-Klima-Katastrophen (Der Spiegel 19.8.2002)
Juni-Hitze – Vorgeschmack
auf den Sommer der Zukunft (Freie Presse Chemnitz 2.7.2003)
So sieht unser Wetter in 50 Jahren aus - Klima-Grenze
teilt Deutschland: Noch mehr Regen im Norden, der Süden dörrt aus (BILD-Zeitung
17.11.2000)
Sachsens Störche ziehen wieder nach Süden - Wanderverhalten
hat sich geändert
(Freie Presse Chemnitz 27.8.1999)
Die Frage, ob unser Klima in Gefahr gerät, das ist ein Thema, das
nicht nur uns in Deutschland bewegt. Es ist wichtig geworden für Menschen
überall auf der Welt, gehört zu den globalen Problemen. Global, das heißt aber
im Wortsinne: es geht um die Erde, die unsere Heimat ist, um die Welt, auf der
und von der wir leben. Für Christen geht es um Gottes gute Schöpfung.
2. Heimat Erde
Die Erde - unser blauer Planet, der Leben trägt. Seit Astronauten
uns Fotos mitgebracht haben, wissen wir, dass unser Planet nicht nur
faszinierend aussieht, sondern dass er mit etwas Abstand betrachtet auch klein
und verletzlich wirkt. Unsere Existenz in der unermesslichen Weite des
Weltalls ist ein kostbares Geschenk, aber auch gefährdetes Dasein.
Ich erlebe die Erde als wohnliche Heimat.
Es ist eine gute Erfahrung, die ich jeden Tag neu mache: dass ich leben darf
inmitten ungezählter anderer Arten von Leben, das es alles das gibt, was ich zum
Leben brauche: Luft, die ich atmen kann, Wasser, das meinen Durst stillt, das
tägliche Brot, das auf fruchtbaren Feldern wächst, Energie zum Leben (die von
der Sonne kommt). Das Geschenk meines Daseins erfüllt mich mit Dankbarkeit –
und es bedeutet zugleich Verantwortung.
Nach biblischem Verständnis sollen wir Menschen als Haushalter die Güter dieser
Erde fürsorglich verwalten. Die Welt ist dem Menschen anvertraut. Er darf sie
entdecken und er darf sie umgestalten und nutzen, aber die Erde soll ein Garten
bleiben und nicht unter der Hand des Menschen zur Wüste werden.
Der Auftrag Gottes an den Menschen
„Und Gott segnete die
Menschen und sprach zu ihnen:
Seid fruchtbar und mehret
euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die
Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über
alles Getier, das auf Erden kriecht.“
(1. Buch Mose 1,28)
Der Mensch im Garten Gottes
„Und Gott der HERR nahm den
Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebauen und bewahren
sollte.“
(1. Buch Mose 2,15)
Wie gelingt uns Menschen der Umgang mit dieser Welt?
Menschen waren früher stärker in die Natur eingebunden. Sie waren
dem Wetter unmittelbarer ausgesetzt und von ihm abhängig. Solche Erfahrungen
haben auch in der Bibel ihren Niederschlag gefunden. In der Bibel finden wir
Gott ganz nahe beim Wetter. Und das nicht nur, wenn es um Saat und Ernte, Frost
und Hitze geht, sondern überall in der Natur, auch bei den Naturgewalten, bei
den Naturkatastrophen. Die Bibel schildert Naturphänomene wie Blitz und Donner,
Vulkane und Erdbeben, Stürme und Flutwellen, und führt uns mit diesen Symbolen
vor Augen, welchen überlegenen Mächten wir kleinen Menschen gegenüberstehen.
Wetter wurde als Schicksal erfahren, war dem Zugriff des Menschen entzogen. Die
Bibel weiß, dass menschliches Leben immer gefährdetes Leben ist, dass Gefahren
und Bedrohungen zu unserem Dasein gehören. Der Mensch ist abhängig von der gütigen
Zuwendung Gottes. Gott ist der Garant dafür, dass die Grundlagen des Lebens als
zuverlässiges Fundament gesichert sind. Und wenn das Wetter sich „normal“
zeigt, damit gutes Wetter ist, ist das Anlass zur Dankbarkeit gegenüber dem
Schöpfer.
Im Evangelischen Gesangbuch stehen noch heute die tiefen Einsichten des
Theologen Martin Luther aus seinem „Kleinen Katechismus“. Er fragt sich beim
Nachdenken über die vierte Bitte des Vaterunsers: Was braucht der Mensch zum
Leben? Und dazu gehören für ihn neben den existenziell not-wendigen Dingen (wie
Essen, Trinken, Wohnung und Kleidung) nicht nur ein gutes „soziales Umfeld“ in
Familie, Nachbarschaft und Gesellschaft, sondern da kommt auch die Bitte um
„gutes Wetter“ vor – auch die „ökologischen Rahmenbedingungen“ müssen stimmen,
und das können Menschen nicht selbst regeln.
Aus dem Kleinen Katechismus
von MARTIN LUTHER
Die vierte Bitte im Vaterunser: „Unser tägliches Brot gib uns heute“
Alles, was not tut für Leib
und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld,
Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue
Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre,
gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.“
Martin Luther
erinnert daran, dass wir Menschen abhängig sind, darauf angewiesen, dass die
Lebensgrundlagen funktionieren, „dass nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und
Hitze, Sommer und Winter“ (1. Buch Mose 8,22), dass auf die Rhythmen des Lebens
Verlass ist.
Abhängigkeit? Dankbarkeit? Das klingt heute für viele Zeitgenossen recht
antiquiert. Dagegen setzte der DDR-Sozialismus z.B. die selbstbewusste Parole:
"Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein!" Ein Traum,
den sicher viele Menschen träumten: Dass wir uns vom Wetter nicht nur immer
mehr unabhängig machen könnten - vielleicht würden wir es sogar eines Tages
gezielt beeinflussen.
Und in diesen Fortschritts-Optimismus hinein kommt nun die
warnende Mitteilung: Wir Menschen drehen längst am Klimaregler! Das Wetter
verändert sich unter dem Einfluss des Menschen.
Eine Mitteilung, die Anlass zur Besorgnis bietet, wurde kürzlich in einem
Buchtitel so formuliert:
Die Erde hat Fieber!
Auf der nebenstehenden Abbildung sehen Sie die Fieberkurve des
„Patienten Erde“. Es geht um die weltweite durchschnittliche Temperatur, die
seit reichlich hundert Jahren gemessen wird. Bei allem Auf und Ab im Wetter-
und Klimageschehen zeigt sich ein deutlicher Trend: Die Temperaturen haben
sich in dem beobachteten Zeitraum erhöht (um etwa 0,7 Grad). In den letzten 20
Jahren hat sich der Erwärmungseffekt noch einmal deutlich verstärkt (ein Jahr
um das andere kam die Mitteilung: Das letzte Jahr war wieder einmal das wärmste
Jahr seit Beginn der Messungen).
Da ist eine Veränderung in Gang gekommen. Haben wir vielleicht
selbst schon etwas davon bemerkt? Wie sehen meine persönlichen Beobachtungen
aus? Hat es in den letzten Jahrzehnten Veränderungen gegeben, ist das Wetter
heute anders als in meiner Kindheit?
Wenn man persönliche Erfahrungen austauscht, werden als
Beobachtungen oft genannt:
·
Zunahme von
milden, verregneten, schneearmen
Wintern;
·
mehr heiße,
trockene Perioden im Sommer;
·
scharfe Übergänge
(„der Frühling findet nicht nur
früher statt, oft fällt er auch aus“);
·
mehr
Wetterextreme (aggressivere Sonnenstrahlung,
Stürme, sintflutartiger Regen) ...
Hier ist natürlich zur Vorsicht zu mahnen. Man sollte nicht zu
schnell aus Einzelbeobachtungen generelle Schlussfolgerungen ziehen.
Vielleicht ist der Blick in die eigene Kinderzeit ja auch verklärt, vielleicht
achten wir heute stärker auf Wetterphänomene, vielleicht beeinflussen uns ja
auch die ständigen Katastrophenmeldungen der Medien aus aller Welt ... Wir
werden im weiteren unsere ganz privaten Feststellungen mit den Befunden der
wissenschaftlichen Klimaforschung vergleichen können.
Im weiteren sollen zunächst ein paar Erinnerungen aufgefrischt, ein paar
grundlegende Informationen zum Klimageschehen gegeben werden (Kapitel 3 bis
5).
Dann geht es um die Frage, wo heute schon spürbare, messbare
Veränderungen auftreten oder wo solche zu erwarten sind, und wie es mit einem
möglichen Einfluss des Menschen aussieht (Kapitel 6 und 7).
Und wenn sich da Bedrohliches zusammenbrauen sollte - was wäre zu
tun, um solchen Entwicklungen gegenzusteuern? (Kapitel 8)
3. Die Atmosphäre -
schützende Haut der Erde
Unser Klimageschehen spielt sich in der Atmosphäre ab.
Atmosphäre – das ist die zarte Hülle aus Gas, die unseren blauen Planeten
umgibt. Wenn man sich die Erde als einen Ball vorstellt mit 12 Zentimetern
Durchmesser, wäre die Atmosphäre 2 Millimeter „dick“ (in Wirklichkeit 200 km),
dahinter beginnt die leere eisige Kälte des Weltraums.
Die Atmosphäre enthält nicht nur die Atemluft für alles Leben. Sie
bietet auch Schutz gegen tödliche Kälte des Weltalls, die durch das Gaspolster
ferngehalten wird. Und sie hält auch einen Schutzschild bereit (die
Ozon-Schicht), der das Leben auf der Erdoberfläche vor der tödlichen Strahlung
bewahrt, die aus dem Kosmos und von der Sonne kommt.
Für unser Thema besonders wichtig sind die untersten 10 Kilometer
der Atmosphäre, ein gut ausbalanciertes, geschichtetes System, in dem sich das
Wettergeschehen abspielt, wo Wasser verdunstet, Wolken sich bilden, Druckunterschiede
zu Wind führen, Temperaturen gemessen werden können.
4. „Gute Luft“
Unser Klima hat viel damit zu tun, wie die Atmosphäre chemisch
zusammengesetzt ist.
Die wichtigsten Bestandteile der Luft stehen in jedem Lexikon:
Bestandteil
|
Anteil in Prozent
|
|
|
·
Stickstoff (N2) |
78,1 |
·
Sauerstoff (O2) |
20,9 |
·
Argon (Ar) |
0,9 |
Summe |
99,9 |
|
|
Spurengase (Summe) |
0,04.... |
·
Kohlendioxid (CO2) |
0,0379 (1750: 0,0280) |
·
Methan (CH4) |
0,0018 (1750: 0,0007) |
·
Distickstoffoxid (N2O) |
0,0003 |
·
Ozon (O3) |
0,0001 |
|
|
·
Wasserdampf
(H2O) |
0,0003
bis 4 % |
Die drei von der Menge her wichtigsten Gase – Stickstoff, der als
Atemgas für uns Menschen wichtige Sauerstoff und das Edelgas Argon – machen in
der Summe mehr als 99,9 Prozent der irdischen Atmosphäre aus. Da kann der
„Rest“ nicht mehr sehr bedeutsam sein ... ABER: Unser Klimageschehen wird ganz
entscheidend von diesen unscheinbaren Spurengasen beeinflusst und
bestimmt! Diese Spurengase haben nur einen Anteil von 0,04 Prozent (das heißt:
auf 2500 Gasmoleküle in der Luft kommt ein Molekül eines dieser Spurengase),
aber zusammen mit unterschiedlichen Mengen Wasserdampf in der Atmosphäre
„regeln“ sie das Klimageschehen.
Hier zeigt sich, dass wir das Kleine nicht immer gering schätzen
sollten. In dieser Erkenntnis ergibt sich auch ein erster Hinweis auf die
Empfindlichkeit der Klimasysteme: Beim heute viel diskutierten „Treibhausgas“
Kohlendioxid hat sich die Konzentration in der Luft seit Beginn des
Industriezeitalters von unscheinbaren 0,028 auf ebenfalls unscheinbar
aussehende 0,038 Prozent erhöht; eine Zunahme um ein Drittel – die aber zu
dramatischen Folgen im Weltklima geführt hat!
5. Der natürliche
Treibhauseffekt
Wir kennen den
Effekt vom Wintergarten am Haus oder vom Gewächshaus im Garten: Sonnenstrahlung
dringt ziemlich ungehindert durch die Glas-Scheibe, aber die später vom Boden
abgegebene Wärmestrahlung kann nur schwer wieder aus dem Treibhaus entweichen.
Einen solchen Effekt gibt es auch von Natur aus auf der Erde. Nur
wird hier der Treibhauseffekt nicht durch ein Glasdach bewirkt, sondern durch
ein „Gasdach“. Die von der Sonne ausgesandte kurzwellige Strahlung kann die
Gasschicht der Atmosphäre relativ ungehindert durchdringen. Die Erdoberfläche
nimmt diese Strahlung auf, wird erwärmt und gibt längerwellige Wärmestrahlung
ab. Diese kann nicht vollständig in das Weltall entweichen; ein erheblicher
Teil wird von Molekülen der genannten Spurengase aufgenommen (absorbiert),
die dabei in Schwingung geraten, was zu einer Temperaturerhöhung in der Atmosphäre
führt. Die Moleküle der klimarelevanten Spurengase bestehen aus jeweils drei
Atomen und sind in der Lage, Strahlung sehr unterschiedlicher Qualität zu
absorbieren. Der Erwärmungseffekt ist beträchtlich. Die Temperatur auf unserer
Erde ist durch diesen „natürlichen Treibhauseffekt“ 33 Grad höher, als sie das
ohne ihn wäre. Bei schneller Wärme-Abstrahlung in das Weltall würde auf unserem
Planeten statt + 15 Grad Celsius eine Durchschnittstemperatur von –18 Grad
Celsius herrschen – nicht gerade lebensfreundliche Bedingungen! Wir sollten
also dankbar sein, dass es (durch Wirkung der Spurengase) diesen natürlichen
Treibhauseffekt gibt, der lebensdienlich ist.
Beitrag der Spurengase zum
natürlichen Treibhauseffekt
Methan 3 %
Distickstoffoxid 3 %
Ozon 8 %
Kohlendioxid 18 %
Wasserdampf 66 %
sonstige 2 %
bewirkte Temperaturerhöhung: etwa 33
Grad
Aber in den letzten Jahren wird die Vermutung immer mehr zur
Gewissheit:
6. Der Mensch heizt das
Treibhaus Erde zusätzlich
Das Prinzip ist etwa so vorzustellen: Durch menschliche Tätigkeit
wird gewissermaßen die Glasscheibe auf dem Treibhaus Erde verstärkt. Abgase aus
der Energieerzeugung, aus Industrieprozessen und aus der Landwirtschaft werden
in großen Mengen in die Atmosphäre abgegeben, wirken dort als Spurengase und
führen zu einer Verstärkung des ohnehin vorhandenen natürlichen
Treibhauseffekts. Gleichgewichte im Klimageschehen könnten dadurch aus der
Balance gebracht werden. Die vom Menschen zusätzlich in die Atmosphäre
eingebrachten Gase sind vor allem Kohlendioxid (aus der Verbrennung von Kohle,
Öl und Gas), Methan (aus Erdgas, Bergbau, Müll-Deponien, Nass-Reisanbau,
Viehhaltung), Ozon, Stickstoffoxide und FCKW (die auch bei der Zerstörung der
Ozonschicht eine Rolle spielen).Manche dieser so genannten „Treibhaus-Gase“
sind über Jahrzehnte in der Atmosphäre stabil und dort wirksam.
A) Anteil der wichtigsten Treibhausgase am zusätzlichen, vom
Menschen verursachten Treibhauseffekt:
(Angaben aus verschiedenen Quellen zusammengestellt)
Kohlen(stoff)dioxid CO2 55 bis
63 %
Methan CH4 13
bis 20 %
Fluorchlorkohlenwasserstoffe FCKW 9 bis 14 %
Distickstoffoxid (Lachgas) N2O 4 bis
6 %
bodennahes Ozon O3,
Wasserdampf, sonst. 8 bis
9 %
B) Herkunft der Treibhausgase (weltweit):
Nutzung fossiler Brennstoffe (CO2) 50 %
Chemieproduktion (FCKW) 20 %
Landwirtschaft 15 %
Waldvernichtung 15 %
Man geht heute davon aus, dass der zusätzliche, „menschengemachte
Treibhauseffekt“ seit etwa 200 Jahren nachweisbar ist. Und man schreibt ihm
eine stärkere Wirkung auf das Klimageschehen zu, als alle bekannten natürlichen
Klimafaktoren bewirken. Der Einfluss der Sonnenaktivität etwa, die Folgen von
Vulkanausbrüchen oder Veränderungen bei der Wasserverdunstung und
Wolkenbildung spielen natürlich auch eine Rolle, aber man geht heute davon aus,
dass 70 Prozent der beobachteten Erwärmung auf menschengemachte Ursachen
zurückgeführt werden können. Und noch eine Besonderheit im Vergleich zu
natürlichen Klima-Änderungen: die heute beobachteten Prozesse laufen schneller
ab als jemals zuvor in der Erdgeschichte (die Klimageschichte der Erde lässt
sich für einige hunderttausend Jahre recht gut rekonstruieren).
Was bedeutet nun dieser menschengemachte Treibhauseffekt konkret?
Stimmen die warnenden Zeitungs-Überschriften? Droht das „Klima-Chaos“, kommt
„nach uns die Sintflut“?
Es ist nicht immer leicht, sich zwischen Panikmache und
Verharmlosung zurechtzufinden.
7. Steht uns ein
Klimawandel bevor?
Wir wollen zunächst fragen, welche Anzeichen es für
Klimaänderungen gibt, und danach, wie die weitere Entwicklung aussehen könnte.
1988 wurde von der Welt-Meteorologie-Organisation (WMO) und dem Umweltprogramm
der Vereinten Nationen (UNEP) der IPCC ins Leben gerufen (Zwischenstaatlicher
Ausschuss für Klimaveränderungen), der die Erkenntnisse über Klimaveränderungen
zusammentragen und mögliche Gegenmaßnahmen vorschlagen soll. Im Jahr 2007 hat
das Gremium seinen vierten Sachstandsbericht vorgelegt, auf den sich die im Folgenden
wiedergegebenen Daten im Wesentlichen stützen.
7.1. Beobachtungen:
Veränderungen im Klimageschehen finden – nach menschlichen
Maßstäben - langsam statt. Manches wird erst im Zeitraffer deutlich. Ein
Beispiel ist das Abschmelzen der Gletscher in den Alpen (siehe folgende
Abbildung).
Alpengletscher 1916 (links)
und 2001
Klima-Wandel?
a) Beobachtungen:
·
Temperaturanstieg:
weltweiter Durchschnitt in den letzten hundert Jahren: + 0,74 Grad; Deutschland
+ 0,86 Grad;
Temperaturzunahme hat sich in den letzten 50 Jahre noch einmal beschleunigt;
in Sachsen seit 1950: + 1 Grad;
die zehn wärmsten Jahre seit Beginn exakter Temperatur-Aufzeichnungen sind nach
1990 aufgetreten
·
Meeresspiegelanstieg im 20.
Jahrhundert: + 17 Zentimeter
·
Abschmelzen
der Gletscher in den Alpen (haben seit
1850 mehr als die Hälfte ihrer Masse verloren)
·
vereiste
Meeresfläche in der Arktis ist seit 1978 im Sommer um
22 Prozent zurückgegangen
·
extreme
Wetterereignisse (Hitzewellen, Dürren,
heftige Niederschläge) sind häufiger geworden;
Intensität tropischer Stürme hat sich erhöht
·
Zunahme
der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre
von 280 ppm (= 0,028 %) im Jahr 1750 auf derzeit 380 ppm gestiegen;
Konzentration ist heute höher als jemals in den letzten 650.000 Jahren
·
Zugvögel ändern ihr
Verhalten (sächsische Störche fliegen nur noch bis Spanien)
Die mittlere Temperatur auf der Erde hat sich seit dem
vorigen Jahrhundert um 0,74 Grad erhöht. Dies ist wahrscheinlich der
rascheste und stärkste Temperaturanstieg des abgelaufenen Jahrtausends.
Besonders steil zeigt die Fieberkurve des Planeten seit 1979 nach oben. Die
global wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen waren 2005, 1998, 2002, 2003,
2006 ... Nicht nur weltweit hat sich die Temperatur erhöht; in Sachsen ist es
seit 1950 um durchschnittlich 1 Grad wärmer geworden (im Winter liegen die
Temperaturen sogar zwei Grad höher). Die Temperaturen in der Arktis sind im
vergangenen Jahrhundert um 5 Grad gestiegen.
Die Polkappe der Arktis ist seit 1980 um 10 % je Jahrzehnt
geschrumpft – das zeigen Satellitenbilder für die Meereisbedeckung im Sommer.
Die Alpengletscher gehen mit immer größerer Geschwindigkeit zurück. Die
meisten von ihnen haben von 1850 bis 1975 etwa ein Drittel ihrer Fläche und
mehr als die Hälfte ihres Volumens verloren und seitdem noch einmal 20 bis 30
Prozent. Auf der Nordhalbkugel verringerte sich die Dauer der Eisbedeckung von
Seen und Flüssen um ca. 14 Tage.
Mönchsgrasmücken
aus Süddeutschland fliegen im Winter nicht mehr nach Süden, nach Afrika;
sondern nach Nordwesten, nach Irland.
Austrieb
und Blüte von Pflanzen in Europa und Nordamerika haben in den vergangenen 30
bis 50 Jahren pro Jahrzehnt um fast vier Tage früher stattgefunden. So blühen
Kastanienbäume in Genf heute acht Wochen früher als vor 200 Jahren.
Schmetterlinge schlüpfen pro Jahrzehnt um 3 Tage früher. Zugvögel kommen bis zu
4 Tage früher an, die Eiablage erfolgt bis zu 5 Tage früher. Tiere verlegen
ihre Reviere – meist in Richtung kälterer Regionen.
Die
Klimaerwärmung führt dem Internationalen Reisforschungszentrum zufolge zu
sinkenden Erträgen bei Reis (Rückgang um etwa 10 % bei 1 Grad Temperaturanstieg
beobachtet – Grund: höherer Energieverbrauch im Atemstoffwechsel).
Die Paläoklimatologie
(Versuche, die Klimaentwicklung in der Vergangenheit zu rekonstruieren) ist ein
wichtiger Teil der Klimaforschung. Man untersucht praktisch alles, was eine
Chronologie aufweist, also eine zeitliche Abfolge aufzeichnet. Dies kann das
Eis Grönlands oder der Antarktis sein, ebenso Meeressedimente oder Sedimente
aus Binnenseen, uralte Bäume wie auch Korallen. Das älteste Eis, das bei
Bohrungen in der Antarktis geborgen wurde, ist knapp 900.000 Jahre alt. Anhand
von eingeschlossenen Gasbläschen können Wissenschaftler ermitteln, wie viel
Kohlendioxid und Methan damals in der Atmosphäre waren, und sie können die
damaligen Temperaturen rekonstruieren. Im nebenstehenden Bild ist die
Temperaturentwicklung der vergangenen 1000 Jahre auf der Nordhalbkugel
dargestellt. Selbst wenn man die Fehlermöglichkeiten in den Abschätzungen voll
berücksichtigt, bleiben die Temperaturen im letzten Jahrzehnt die wärmsten der
letzten eintausend Jahre.
Oft wird die Strahlung der Sonne, die sich ändern kann, als
Hauptfaktor für die beobachtete Erwärmung der Erde benannt. Dieser Einfluss
kann inzwischen ziemlich genau angegeben werden. Während der Sonneneinfluss
durch gesteigerte Aktivität seit dem 18. Jahrhundert eine Größenordnung von +
0,6 Watt pro Quadratmeter Erdoberfläche hat, beträgt der Effekt durch den
Menschen infolge des massiven Ausstoßes von Treibhausgasen heute mindestens 2
Watt/ m2..
Zur Ursache der
Veränderungen sagt der Bericht des IPCC 2007 deutlich: Es gilt als
gesicherte Erkenntnis, dass menschliches Handeln seit 1750 zu einer weltweiten
Klimaerwärmung geführt hat, vorrangig durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe,
die Landwirtschaft (sie ist nach neueren Erkenntnissen der
Weltgesundheitsorganisation für 18 Prozent der Treibhausgase verantwortlich),
Brandrodung und eine geänderte Landnutzung.
7.2. Perspektiven:
Die meisten Klimaforscher sind inzwischen überzeugt, dass
der Mensch mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent (einige geben sogar 99
Prozent an) am Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte maßgeblich beteiligt
ist.
Sie gehen davon aus, dass von der im vergangenen Jahrhundert
gemessenen Erwärmung der Erdatmosphäre etwa zwei Drittel auf Tätigkeiten des
Menschen zurückzuführen sind und nur ein Drittel durch das Wirken natürlicher
Faktoren erklärt werden kann.
Klimamodelle auf dem Prüfstand der Wissenschaft –
Flugverkehr und Klimawirkungen
Der Flugverkehr schädigt
das Klima doppelt so stark wie bislang angenommen. Forscher von 10 renommierten
Forschungsinstituten stellten in einer Studie im Auftrag der Europäischen Kommission
fest, dass die Wolkenbildung viel kritischer ist als bisher angenommen. Dabei
handelt es sich nicht nur um die weithin sichtbaren Kondensstreifen, sondern
um Schleierwolken in einer Reisehöhe von gut acht Kilometern. Sie spielen beim
Treibhauseffekt eine fünfmal so große Rolle wie das (beim Flug erzeugte)
Kohlendioxid. Dazu kommt die aufheizende Wirkung von Stickoxiden und
Wasserdampf aus den Triebwerken. Die Erkenntnis bedeutet: Der Flugverkehr
erreichte bereits im Jahre 2000 einen Anteil von 9 % an der derzeitigen
Erwärmung (bisher waren 3,5 % angenommen worden).
(die tageszeitung, Berlin
12.3.2004)
Vorhersagen für das Klima der Zukunft sind nur mit Hilfe von
Computerberechnungen möglich (so wird auch der derzeit leistungsfähigste
Computer der Welt in Japan mit dem Namen „Erdsimulator“ für Klimaprognosen
genutzt). Man packt die bekannten Daten zum Wettergeschehen aus der
Vergangenheit in die Computer, verknüpft sie in Rechenmodellen und lässt dann
das Wetter/Klima von Morgen berechnen.
Man
setzt also bestimmte Dinge voraus (Daten, Zusammenhänge, Erfahrungen,
Erwartungen zu zukünftigen Entwicklungen), und nach der Folge WENN ... DANN
errechnet sich daraus eine bestimmte Entwicklung für die Zukunft.
Die
Computermodelle lassen sich übrigens durchaus prüfen: Wenn man die bekannten
Daten von 1900 eingibt und dann das „Wetter“ hundert Jahre später ausrechnen
lässt, „landen“ die Computer ziemlich zielgenau bei einem Klimazustand, wie
wir ihn heute tatsächlich erleben.
Natürlich gibt es dabei
noch eine Menge Unsicherheiten (z.B.: Welche Rolle spielen die Wolken und der
Staub? Welches Speichervermögen haben die Ozeane?), aber sie reichen nach
Ansicht der meisten Klimaforscher nicht aus, dass der prognostizierte Trend
sich grundsätzlich umkehren könnte. Unsicher ist nur noch das Ausmaß der
anstehenden Veränderungen.
„Nach uns die Sintflut?“ Schlimme Folgen treten unter Umständen gar nicht bei
uns auf, sondern weit weg. Wenn zum Beispiel bis 2100 ein Meeresspiegelanstieg
von + 10 bis + 90 Zentimeter vorhergesagt wird (vor allem durch Ausdehnung des
erwärmten Wassers bedingt, weniger durch Abschmelzen von Festlandeis), dann
bedeutet das in manchen betroffenen Regionen schlicht den „Weltuntergang“ –
viele Südseeinseln erheben sich nur 1 bis 2 Meter aus dem Meer und würden bei
steigendem Wasserpegel und zunehmender Sturmtätigkeit unbewohnbar werden; auch
ein Fünftel der Fläche von Bangladesh (dicht besiedelte fruchtbare
Küstengebiete) ist in dieser Weise gefährdet.
Klima-Wandel?
b) Perspektiven:
·
weiterer
Temperaturanstieg: weltweit bis 2100 um 1,8 bis 4,0 Grad;
das ist eine schnellere Veränderung, als sie jemals in den letzten 10000 Jahren
aufgetreten ist;
die größte Erwärmung findet in den nördlichen Breiten statt; Sachsen bis 2050:
+ 2 Grad;
0,6 Grad Erwärmung treten auch dann ein, wenn ab sofort keine Treibhausgase
mehr ausgestoßen würden
·
Meeresspiegelanstieg bis 2100:
+ 18 bis 59 Zentimeter
·
Abschmelzen der Gletscher und der Polkappen:
Alpen in 60 Jahren eisfrei?;
dauerhafte Erwärmung deutlich über 3 Grad könnte zum vollständigen Abschmelzen
des Grönlandeises führen:
à
Meeresspiegelanstieg um 7 Meter
·
dramatische
Veränderungen bei der regionalen Verteilung
von Niederschlägen
·
Zunahme
von meteorologischen Extremereignissen (höhere Tagesmaxima der
Temperatur, mehr Starkniederschläge, weniger Frosttage, Trockenperioden im
Sommer)
·
Verschiebung
von Klimazonen (Anpassung ökologischer Systeme, Landwirtschaft?);
Temperaturerhöhung um 1 Grad: 200 bis 300 km polwärts bzw. 200 Höhenmeter im
Gebirge
Es deutet sich an, dass wir in Richtung einer
Erdmitteltemperatur von etwa 20 Grad Celsius marschieren, eine Temperatur, für
die es vermutlich keinen Vergleich gibt, auch wenn man eine Million Jahre
zurückgeht. Die Veränderungen werden sich regional unterschiedlich auswirken.
Für Mitteleuropa wird beispielsweise in den nächsten 100 Jahren mit einer
Temperaturerhöhung um 2 bis 4 Grad gerechnet. Für den mitteldeutschen Raum wird
eine solche Temperaturerhöhung schon in den nächsten 40 Jahren erwartet (dabei
Abnahme der Frosttage um 30, Zunahme der Sommertage um 15; vermehrte
Trockenheit: das Erzgebirge wird wegen zunehmender Südwestwinde immer mehr zur
Regenbarriere; häufigere lokale Starkregenfälle). Für Sachsen liegen
inzwischen regionale Szenarien vor (siehe Quelle im Anhang). Darin wird
prognostiziert: Bis 2050 werden die Winter feuchter und wärmer, die Sommer
trockener und heißer. Die Temperaturen im Winter steigen gegenüber heute um
rund 3 Grad, im Sommer um 2 Grad. In Nord- und Ostsachsen sind markante
Rückgänge der Regenmengen in den Sommermonaten um 15 bis 30 Prozent zu
erwarten. Städte wie Leipzig oder Jena könnten in 50 Jahren die heutigen
Lufttemperaturen von Freiburg und Stuttgart übertreffen.
Weil die Temperaturunterschiede auf der Erde zunehmen,
dadurch mehr Wasserdampf in die Atmosphäre gelangt und mehr Dynamik entsteht,
wird das Wetter insgesamt „wilder“.
Wenn sich die Klimazonen verschieben, dann bedeutet das
Anpassungs-Stress für die betroffenen Ökosysteme. Ein Wald beispielsweise kann
unter natürlichen Bedingungen in 100 Jahren etwa 20 km weit „wandern“. Bei der
derzeitigen Geschwindigkeit der Klimaveränderungen würden sich aber die
gewohnten Klimazonen um einige hundert Kilometer nach Norden bewegen. Es wird
befürchtet, dass sich viele Pflanzen- und Tier-Arten den schnellen Veränderungen
nicht anpassen können und verschwinden.
Am IIASA in Laxenburg/Österreich wurden mögliche
Veränderungen der Getreideerträge bis 2080 modelliert. Danach könnte die
Getreideproduktion besonders in Afrika und Indien wegen steigender Temperaturen
und ausbleibenden Regens drastisch sinken. Kanada und Russland wären die großen
„Gewinner“ des Klimawandels: Dort würden riesige Gebiete durch Auftauen von
Dauerfrostböden urbar.
Sehr langfristig - und anders, als in dem Film „The Day After Tomorrow“
dargestellt - könnte auch der Golfstrom, der als natürliche Zentralheizung
Nordeuropa ein sehr mildes Klima beschert, seine Tätigkeit einstellen.
Eisige Zeiten für Europa - bringt der Klimawandel den Golfstrom zum
Stillstand?
Ein gewaltiges
Strömungssystem im Atlantik bewegt warmes Wasser aus den Tropen in die
Polarregionen. Der Golfstrom bewegt 500-mal mehr Wasser als der größte Fluss
der Erde, der Amazonas. Dabei transportiert er eine Wärmemenge, die der
Leistung von 250.000 Atomkraftwerken entspricht.
Momentane „Betriebsweise“: Die
„Antriebspumpe“ für das „Förderband“, auf dem der Warmwasserstrom transportiert
wird, befindet sich bei Island. Arktische Winde kühlen das aus dem Süden
heranströmende Wasser ab. Durch Verdunstung in den warmen Gebieten und durch
Meereisbildung in der polaren Region erhöht sich die Salzkonzentration. So wird
das Wasser schwerer und sinkt vor Grönland und Island in die Tiefe. Als
Tiefenwasser strömt es auf dem Meeresgrund zurück nach Süden. Dadurch entsteht
ein Sog, der ständig neues Oberflächenwasser von Süd nach Nord befördert und
Nordeuropa ein vergleichsweise mildes Klima beschert.
Mögliche Störung des
Golfstroms: Durch die weltweite Erwärmung beginnt das grönländische
Inlandeis zu schmelzen, zusätzlich geht die Meereisbildung zurück. Das
leichtere Süßwasser mischt sich mit dem aus Süden heranströmenden
Oberflächenwasser und ist weder kalt noch salzig genug, um absinken zu können.
Der Golfstrom kommt zum Erliegen und verliert seinen wärmenden Einfluss. Im
Winter wäre es in Nordeuropa um 5 bis 10 Grad kälter als heute. Die meisten
Forscher rechnen nicht damit, dass diese „Fernheizung“ in den nächsten 30
Jahren ausfällt, aber frühestens in hundert Jahren wären solche Veränderungen
durchaus möglich.
Die Häufigkeit von Naturkatastrophen hat in den letzten
Jahrzehnten stark zugenommen, und die Schäden lassen sich immer schwerer
kalkulieren. Drei von fünf Naturkatastrophen basieren auf Wetterextremen.
Versicherungsgesellschaften gehören daher inzwischen zu den aktivsten Warnern
vor Klimaänderungen. Die „Münchener Rück“, weltweit die größte Rückversicherung
(hier versichern sich die Versicherungsgesellschaften selbst gegen schwer
kalkulierbare Risiken), beschäftigt in ihrer geowissenschaftlichen Forschungsgruppe
20 Spezialisten mit der Analyse von Naturkatastrophen, etwa die Hälfte
arbeitet in den Bereichen Wetter, Wasser und Klima.
Jahrzehnt |
1960-1969 |
1970-1979 |
1980-1989 |
1990-1999 |
Anzahl |
27 |
47 |
63 |
86 |
volkswirtschaftliche Schäden in
Milliarden US-Dollar |
71,1 |
127,8 |
198,4 |
601,4 |
(Quelle: Münchener
Rückversicherung 2000)
Vieles spricht dafür, dass beim Klima ein
Veränderungsprozess eingesetzt hat. So sagte
Bundeskanzler Schröder auf der UNO-Konferenz in Johannesburg 2002 ungewöhnlich
deutlich: Die Zeit der Mutmaßungen ist vorbei, wir befinden uns bereits mitten
drin im Klimawandel!
Wie geht es uns mit den geschilderten Beobachtungen und
Vorhersagen? Reagieren wir mit Abwehr (so schlimm wird’s schon nicht werden,
warten wir erst einmal ab), mit Angst, die uns lähmt, mit Resignation?
Wir sollten sensibel bleiben, die Zeichen der Zeit wahrnehmen, und
nach überstandenen Katastrophen (hinter dem eigenen Gartenzaun) nicht zu
schnell wieder zur Tagesordnung übergehen.
Manchmal ist unser Gedächtnis erstaunlich kurzlebig oder
nimmt nur das eigene Elend wahr. Die Hauptleidtragenden des Klimawandels sind
die armen Länder.
Schnell vergessen...?
1. die tageszeitung Berlin 8. März 2002:
Überflutungen voraus - Klimaexperten sagen voraus, dass sintflutartige
Regenfälle zunehmen werden
2. Freie Presse Chemnitz
19.7.2002:
Sintflutartiger Regen beweist: Das Klima spielt verrückt
(schwerer Dauerregen über Norddeutschland, genau fünf Jahre nach dem
verheerenden Oderhochwasser, seltene Wetterlage: Luftmassen hoher Feuchtigkeit
ziehen aus dem Mittelmeer nordwärts)
3.
Fünf Wochen später (12.8.2002) trat die gleiche seltene Wetterlage wieder ein
und brachte uns in Deutschland die Jahrhundertflut.
4. die tageszeitung Berlin 25.9.02:
Rekordflut in Vietnam (schlimmste Überschwemmungen seit 70 Jahren;
mindestens 65 Tote; etwa 200.000 Menschen leiden Hunger)
8. Folgerungen: WAS
KÖNNEN WIR TUN ?
WENN das stimmt, dass menschliches Tun das Klima verändert,
DANN sind wir Menschen auch gefordert, zu handeln, für eine hoffnungsvolle Zukunft.
„Der Klimawandel ist das größte Problem, dem die Welt
entgegensieht.“
(Tony Blair, Premierminister Großbritanniens, Unterhaus 7.7.2004)
“Der Klimawandel bedroht die Menschheit mindestens so sehr wie Kriege.“
(UN-Generalsekretär Ban Ki Moon; Die Zeit 8.3.07 S.23)
US-Präsident Bush nannte erstmals den Klimawandel eine „ernsthafte
Herausforderung“.
(Der Spiegel 5/2007 S.122)
„Der Klimawandel ist das größte Marktversagen, das es je gab.“
(Nicholas Stern, ehemaliger Chef der Weltbank; Der Spiegel 45/2006 S.78ff)
Wer aber ist mit WIR
gemeint? Ich denke, da ist jeder angesprochen, an seinem Platz Verantwortung
wahrnehmen, in der Politik, in der Wirtschaft oder auch im ganz privaten
Alltag.
Wichtige Stichworte könnten heißen, vernünftig(er) zu leben, aber vielleicht
auch lernen zu teilen und zu verzichten .
Hektisches Agieren ist aber nicht erforderlich. Das Klima ist träge und
reagiert nur langfristig auf unsere Maßnahmen. Dies bedeutet, dass wir die Klimaentwicklung
in den nächsten Jahren ohnehin nicht mehr grundlegend beeinflussen können.
Selbst wenn wir ab sofort keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre abgeben
würden, ist eine Temperaturerhöhung von + 0,6 Grad bereits „programmiert“.
Dennoch müssen wir heute die Weichen für die Zeit danach stellen.
Einig ist sich die
Mehrzahl der Klimaexperten darin, dass der momentane Temperaturanstieg vor
allem hausgemachte Gründe hat. Ob die menschlichen Einflüsse dabei 70 oder 80
% betragen, ist zweitrangig. „Es ist die einzige Schraube, an der WIR drehen
können.“ (Gerstengrabe, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung).
Ziel ist die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 2 Grad (gegenüber dem
vorindustriellen Niveau). Um das zu erreichen, müssten die Emissionen von
Treibhausgasen spätestens in 15 bis 20 Jahren deutlich zurückgehen.
Handeln im Klimawandel - für eine hoffnungsvolle Zukunft
a) Wir sitzen alle in einem Boot
(an dem Platz Verantwortung wahrnehmen, an
dem ICH stehe)
b) Zielrichtungen
·
Effizienzrevolution (vernünftiger, sparsamer
Umgang mit Energie: Erzeugung – Umwandlung – Verbrauch)
·
Umstellung auf alternative Energieträger (regenerative
Energiequellen gezielt entwickeln und nutzen)
·
Politische „Steuerung“
(Rahmenbedingungen so gestalten, dass effizienter Umgang mit Energie sich lohnt
und zukunftsfähige Energieträger sich durchsetzen)
·
veränderter Lebensstil
c) Akteure
Politik:
·
international (Klimakonvention von Kyoto – konkrete
Vorgaben zum verringerten Ausstoß von Treibhausgasen, Maßnahmen zur konkreten
Umsetzung;
mittelfristige Perspektive für die reichen Industrieländer: 80 Prozent weniger
Verbrauch an fossilen Energieträgern)
·
EU: Alle Regierungen haben sich im März 2007
verbindlich darauf festgelegt, bis zum Jahr 2020 im EU-Energiemix
- 20 % der Energie aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen
- den Ausstoß an Kohlendioxid um 20 % zu verringern (gegenüber 1990)
·
national Deutschland (Senkung des Ausstoßes von
Kohlendioxid um 25 Prozent bis 2005; Nutzung erneuerbarer Energien im Inland
steigern - Ziel: 50 Prozent Anteil im Jahr 2050; politische Rahmenbedingungen
zum „Steuern“ einsetzen)
Wirtschaft:
·
technische Alternativen mit dem Ziel der rationellen
Energieverwendung (z.B. verbrauchsarme Fahrzeug- und Elektromotoren);
·
Orientierung der Energiewirtschaft auf Nutzung
regenerativer Energien (Beispiel SHELL: größte Solarzellenfabrik der Welt,
Beteiligung an der Windenergienutzung vor der deutschen Küste)
privater Alltag:
vernünftiger Umgang mit
Energie (in der Summe ergiebige Sparpotenziale);
Beispiele (ausführlicher siehe unten):
·
Stand-by-Betrieb von Elektrogeräten
·
Energiesparlampen
·
„versteckte Energie“
·
Auto vernünftig nutzen
Umdenken und Handeln in der Politik – Beispiele:
1988 wurde gemeinsam von
der Welt-Meteorologie-Organisation (WMO) und dem Umweltprogramm der Vereinten
Nationen (UNEP) der „Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen“ (IPCC)
gegründet. Sein Aufgabengebiet beinhaltet zum einen die (wissenschaftliche)
Beobachtung und Beschreibung des globalen Klimawandels und zum anderen die
Beratung der internationalen Politik.
Die Erkenntnis, dass der
Mensch das Klima verändert, ist inzwischen auch in den Köpfen der Politiker
verankert. Die Klimaproblematik steht mittlerweile auf der Tagesordnung der
Weltpolitik ganz oben. Das wurde besonders deutlich, als 1992 insgesamt 154
Länder das „Rahmenübereinkommen zu Klimaveränderungen“ der Vereinten Nationen
in Rio de Janeiro unterzeichnet haben. In dieser Klimakonvention heißt es unter
anderem:
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC)
Artikel 2:
„Das Endziel dieses Übereinkommens ist es, die Stabilisierung der
Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen,
auf dem eine gefährliche anthropogene (d.h. vom Menschen verursachte JK)
Störung des Klimasystems verhindert wird.“
Dieser Satz ist
eigentlich eine Sensation, denn er besagt, wenn man ihn zu Ende denkt, dass man
sofort eine radikale Reduzierung der weltweiten Treibhausgas-Emissionen
(Emission = Ausstoß) vornehmen müsste. Nur dann nämlich könnte man die
Treibhausgas-Konzentrationen auf dem erforderlichen niedrigen Niveau
stabilisieren.
Die Konvention von Rio
trat am 21.3.1994 in Kraft und ist für die inzwischen 186 Unterzeichnerstaaten
(Stand Anfang 2004) – auch für Deutschland - verbindliches Völkerrecht. Seither
finden jährlich internationale Klimakonferenzen statt. Während die Konvention
von Rio noch eine Absichtserklärung war, wird das Protokoll von Kyoto von 1997
schon konkreter. Darin verpflichten sich die Industrieländer, des
Treibhausgasausstoß im Zeitraum bis 2012 im Durchschnitt um 5,2 Prozent
gegenüber den Emissionen von 1990 zu reduzieren. Lange konnte das Abkommen
nicht in Kraft treten, weil die USA und einige andere Staaten ihre Mitwirkung
verweigerten – nach dem Beitritt von Russland jedoch wurde es am 16.2.05
wirksam.
Die EU verabschiedete am
11.6.2002 ihr Umweltaktionsprogramm bis 2012. Darin stehen unter anderem
folgende Zielsetzungen:
·
langfristig: soll
die globale Temperaturerhöhung maximal + 2 Grad betragen (da bereits eine
Erhöhung um 0,6 Grad vorliegt, bleibt noch ein „Spielraum“ von 1,4 Grad).
·
langfristig: die
Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre soll auf maximal 550 ppm begrenzt
werden (heute: etwa 370 ppm)
·
langfristig:
Reduzierung der Treibhausgasemissionen um – 70 % bezogen auf den Ausstoß des
Jahres 1990
·
bis 2010:
mindestens 12 % des gesamten Energieverbrauchs und 22 % der Stromerzeugung
sollen durch erneuerbare Energien erfolgen; 18 % des Stroms aus
Kraft-Wärme-Kopplung
Die deutsche
Bundesregierung hatte sich anspruchsvolle Ziele gesetzt, die weit über die
Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls hinausgehen. Der Ausstoß des wichtigsten
Treibhausgases – Kohlendioxid – sollte danach bis 2005 (gegenüber dem Stand
von 1990) um 25 % gesenkt werden. Außerdem wollte die Regierung bis 2050 den
Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch auf 50 % steigern, 2020
sollten es bereits 20 % sein.
Das Ziel, den Anstieg der globalen Temperatur auf 2 Grad zu
begrenzen, ist seit der Ratstagung in Luxemburg 1996 das offizielle und
mehrfach bekräftigte Klimaschutzvorhaben der EU.
Alle Regierungen der EU-Staaten haben sich im März 2007
verbindlich darauf festgelegt, bis zum Jahr 2020 im EU-Energiemix 20 % der
Energie aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen und den Ausstoß an
Kohlendioxid um
20 % zu verringern (gegenüber 1990)
Umdenken und Handeln in der Wirtschaft – Beispiele:
Der Stromkonzern VATTENFALL fordert
von der Politik und von den anderen Energiekonzernen mehr Engagement beim
Klimaschutz
VATTENFALL – einer der größten europäischen Energiekonzerne – gab
Pläne zum Bau des weltweit ersten Braunkohlekraftwerks am ostdeutschen
Standort „Schwarze Pumpe“ bekannt, das kein Kohlendioxid mehr in die Luft
pustet (das reine Abgas wird unter Druck verflüssigt und in tiefen Erdschichten
verpresst).
Der Aufsichtsratsvorsitzende: „Das alles überlagernde Problem
unserer Zeit ist der Klimawandel“. Er forderte mehr Engagement von den
europäischen Energiekonzernen. „Wir können das nicht allein den Umweltschützern
und der Politik überlassen“. Es sei klar, „dass Europa seinen Kohlendioxidausstoß
langfristig bis zu 90 Prozent reduzieren muss.“ (taz 20.5.05)
Der schwedische Wirtschaftsminister (Vattenfall ist ein
Staatsunternehmen): „Ein Energieunternehmen, dem die Einsicht in die
Klimaproblematik und für den Bedarf eines größeren Anteils erneuerbarer Energien
fehlt, hat keine Zukunft“ (energiedepesche 6/05 S.4).
Die Konkurrenz von BP
wirbt zu Weihnachten 2005 mit dem Slogan: „beyond petroleum“ (nach dem Erdöl)
und „startet alternativenergyTM, einen neuen Geschäftsbereich, der
den Weg in eine saubere und CO2-reduzierte Zukunft der
Stromerzeugung weist. Dafür werden wir unser Engagement im Solar-, Wind-,
Wasserstoff- und Erdgasgeschäft deutlich ausweiten.“
Der Chefvolkswirt der
Deutschen Bank, Norbert Walter, meinte in der „tageszeitung“ (13./14.8.05):
„Wer auf erneuerbare Energien eindrischt, hat nicht alle Tassen im Schrank.“
Einsicht in den Klimawandel und
Argumente für erneuerbare Energien –
gefunden beim Energiemulti SHELL !
1998 platzte die Bombe. Der Ölkonzern SHELL trat aus der
Industrie-Lobby-Gruppe „Global Climate Coalition“ aus, die in den USA und auf
internationalem Parkett gegen Klimaschutzmaßnahmen kämpft. SHELL steht
neuerdings zum Kyoto-Protokoll und sieht auch für die Industrie große Chancen
besonders beim weltweiten Ausbau erneuerbarer Energien.
„SHELL hat 1997 aus drei Gründen beschlossen, „Erneuerbare
Energien“ als neuen fünften Geschäftszweig aufzubauen (neben Erdöl- und
Erdgasförderung, Mineralöl, Kohle und Chemie):
1. Die Endlichkeit von Öl- und Gasressourcen wird im Laufe des
nächsten Jahrhunderts spürbar.
2. Bevor Knappheiten zu erheblichen Verteuerungen führen, werden
die durch CO2 und Methan ausgelösten Klimaveränderungen zu einer
Forderung nach Drosselung der Verbrennung fossiler Brennstoffe führen.
3. Regenerative Energien haben weltweit eine große Marktchance.“
In einer von SHELL erstellten Prognose steigt der
Weltenergieverbrauch von 2000 bis 2060 zwar auf das 2,7-fache, aber eine klare
Wende deutet sich an: der Verbrauch im Jahr 2060 wird zu zwei Dritteln nicht
mehr aus Kohle, Öl, Gas und Kernenergie, sondern aus erneuerbaren Energien
gedeckt!
1999 wurde von SHELL in Gelsenkirchen die weltgrößte Fabrik zur
Herstellung von Solarzellen in Betrieb genommen. Der Ölmulti ist (2004) einer
der zehn größten Windkraftproduzenten der Welt und verkauft weltweit ein
Zehntel aller Solaranlagen. Im Herbst 2004 nahm er bei Leipzig die weltgrößte
Anlage zur Sonnenstromerzeugung in Betrieb. „Wir müssen im 21. Jahrhundert auf die
erneuerbaren Energien umsteigen“, sagt Kurt Döhmel, Chef von Shell Deutschland.
Inzwischen beteiligt sich der Konzern auch am Aufbau eines großen
Windenergieparks vor der britischen Küste und ist Gesellschafter bei der
Freiberger Firma CHOREN, die aus Abfällen und Biomasse flüssige Treibstoffe
herstellt.
(Fritz Vahrenholt: Globale Marktpotentiale für erneuerbare Energien, Deutsche
Shell AG 1999;
ÖkoTest Magazin 8/2004 S.111, taz 7./8.11.98)
Umdenken und Handeln im Alltag des Einzelnen - Beispiele:
Einfach
abschalten! Leerlaufverluste bei Elektrogeräten:
Viele Geräte in den Haushalten verbrauchen im
Bereitschaftsbetrieb („stand-by“) ständig rund um die Uhr Strom, ohne Nutzen
zu bringen. Kennzeichen: irgendwo brennt ein rotes Lämpchen, flimmern grüne Ziffern
oder ein Transformator brummt leise im Gerät. Jede neunte Kilowattstunde, die
in den Haushalten bezahlt wird (das sind 60 bis 130 Euro im Jahr für einen
durchschnittlichen Haushalt!), verschwindet so im Leerlauf. Das ist
deutschlandweit mehr Strom, als in Sachsen oder in Berlin zur gleichen Zeit
sinnvoll verbraucht wird. Und der Leerlaufverlust entspricht der Leistung von
zwei Atomkraftwerken. Da hilft nur Abschalten!
Mir geht
ein Licht auf:
Eine Energiesparlampe (20
Watt) verbraucht nur ein Fünftel der bisherigen Strommenge bei gleicher Lichtleistung
und lebt 8x so lange wie eine normale Glühlampe (100 Watt). Damit erspart ein
Lampenwechsel der Umwelt und dem Klima die Verbrennung von 14 Zentnern
Braunkohle und dem Portemonnaie eines Privathaushalts Stromkosten in Höhe
von 160 DM! Wenn jeder Haushalt in Deutschland eine normale Glühlampe durch
eine Sparlampe ersetzt, werden zwei Atomkraftwerke überflüssig.
Wieviel
Strom (?) verbraucht meine Ölheizung?
Auch jede Ölheizung hat eine
elektrisch betriebene Umwälz-Pumpe, die das erwärmte Wasser zu den Heizkörpern
transportiert. Meine hat vier Leistungsstufen. Auch die niedrigste erwies sich
als ausreichend. Also Umschalten von 120 auf 50 Watt Verbrauch; bei 4000
Betriebsstunden im Jahr beträgt die Differenz 280 Kilowattstunden; das
bedeutete Mehrkosten für die Kirchgemeinde in Höhe von 80 Euro pro Jahr. Welche
Pumpleistung ist wirklich notwendig? Das Soll berechnet sich überschlagsmäßig
als: Wohnfläche in Quadratmeter geteilt durch 5. Im Durchschnitt ist in
Deutschlands Heizanlagen die doppelte Leistung installiert.
Versteckte Energie
Um ein Blatt (!) weißes
Papier (5 Gramm) herzustellen, ist eine Energiemenge erforderlich, die 5,5
Gramm Erdöl (oder 26 Gramm Braunkohle oder 0,06 kWh) entspricht. Mit dieser
Energiemenge kann eine 60-Watt-Glühlampe eine Stunde lang brennen.
So kann
jeder Autofahrer seinen Spritverbrauch um 15 bis 20 Prozent senken:
frühzeitig hochschalten (ab
2000 Umdrehungen), niedertourig fahren (immer im höchstmöglichen Gang, bei 30
km/h im 3., bei 40 im 4., bei 50 im 5.), vorausschauend fahren (wenig bremsen
und beschleunigen), Motor auch bei kürzeren Stillstandszeiten abstellen, höheren
Reifendruck einstellen (Wert für volle Beladung wählen, siehe Tankklappe).
Beim Thema KLIMA geht es um den verantwortlichen Umgang von uns
Menschen mit der Erde.
Wir dürfen weiter Hoffnung haben, dass es eine lebenswerte Zukunft
auf diesem Planeten für Pflanzen, Tiere und uns Menschen geben kann. Aber das
ist kein Freibrief, einfach so weiter zu leben, wie wir das gewohnt sind. Gute
Ideen – gerade auch von Naturwissenschaftlern, Technikern und Wirtschaftsfachleuten
- sind gefragt, um in Zukunft vernünftiger, effektiver und schonender mit den
Gütern dieser Welt umzugehen. Die Politik ist in der Pflicht, durch das Setzen
von entsprechenden Rahmenbedingungen (auch wenn sie unpopulär sind) das
„Schiff Gesellschaft“ in eine gute Zukunft zu „steuern“. Und letztlich geht es
um den Lebensstil – den der Gesellschaft wie jedes einzelnen: Ansprüche sind zu
überprüfen, Konsummuster und Verhaltensweisen zu verändern. Jeder ist
gefordert, an dem Platz, auf den er gestellt ist, das zu tun, was ihm möglich
ist, damit die Erde eine gute Heimat bleibt.
9. Anhang und Literatur
n In den 30 Jahren von 1990 bis 2020 wird die Menschheit mehr Energie
verbrauchen als in der gesamten Menschheitsgeschichte bis 1990.
n
Die Stichworte
des internationalen Klimamanagements heißen MINDERUNG DES AUSSTOSSES von Treibhausgasen (mitigation) und ANPASSUNG an die unvermeidlich eintretenden
Klimaveränderungen (adaptation).
n
Die DDR lag im Pro-Kopf-Verbrauch an
Energie in Europa auf dem ersten Platz.
n
Zwischen
1971 und 2000 lag Sachsens Jahresmitteltemperatur bei 8,4 Grad; eine gemäßigte
Klimaprojektion rechnet für 2071 bis 2100 mit durchschnittlich 12,1 Grad;
Erwärmung im Sommer stärker als im Winter;
weltweite Erwärmung: Ein Anstieg der Temperatur unter zwei Grad ist sehr
unwahrscheinlich, über sechs Grad sind nicht auszuschließen (Sachsens
„Klimapapst“ Küchler) (Sächsische Zeitung 5./6.7.08 M2f.)
n
„Drohen schwerwiegende oder bleibende
Schäden, so darf der Mangel an vollständiger wissenschaftlicher Gewissheit
kein Grund dafür sein, kostenwirksame Maßnahmen zur Vermeidung von
Umweltverschlechterungen aufzuschieben.“ (UN-Deklaration von Rio 1992)
n
Klimawandel
als Religion
Der Glaube an den vom Menschen herbeigeführten Klimawandel hat den Status einer
Religion und ist entsprechend zu respektieren. Dies hat ein britischer Richter
entschieden, nachdem der Geschäftsmann Tim Nicholson gegen seine Entlassung
geklagt hatte. Sein Arbeitgeber hatte ihm gekündigt, weil N. sich geweigert
hatte, Geschäftsreisen mit dem Flugzeug zu unternehmen.
(oeku Nachrichten, Kirche und Umwelt Schweiz, Heft 1/2010 S.7)
n
Windenergie lieferte 2006 5,1 Prozent
der Stromerzeugung in Deutschland. Wenn man diese „nur 5 %“ in Kohlekraftwerken
erzeugen würde, entspricht das einer Braunkohlemenge , die mehr als drei
Millionen LKW zu je 10 Tonnen füllt.
n
Dabei wird es sowohl negative als auch positive Auswirkungen
geben, denn ein warmes Klima ist a priori
nicht schlechter oder lebensfeindlicher als ein kälteres. Dennoch würden die
negativen Auswirkungen sehr wahrscheinlich stark überwiegen, vor allem weil
Ökosysteme und Gesellschaft hochgradig an das vergangene Klima angepasst sind.
Gravierende Probleme entstehen insbesondere dann, wenn die Veränderung so rasch
vonstatten geht, dass sie die Anpassungsfähigkeit von Natur und Mensch
überfordert. …
(Rahmstorf, S.; Schellnhuber, H.J.: Der Klimawandel, C.H.Beck, München 2006,
S.80ff)
n
Klimabündnis:
Die katholische Kirche sollte mit der evangelischen Kirche und
überkonfessionellen Einrichtungen – mit den Klimaschutzinitiativen der EKD,
des Europäischen Christlichen Umweltnetzwerkes und des Ökumenischen Rates der
Kirchen -, mit anderen Religionsgemeinschaften sowie den Umweltverbänden und
Entwicklungsorganisationen und staatlichen Einrichtungen für eine
Klimaschutzkampagne in Deutschland und Europa zusammenarbeiten.
(Die Deutschen Bischöfe: Der Klimawandel: Brennpunkt globaler,
intergenerationeller und ökologischer Gerechtigkeit, Kommission Weltkirche
Nr.29, September 2006)
Inzwischen ist die Klimaallianz
gegründet: http://www.die-klima-allianz.de/
n energiebedingte
CO2-Emissionen Deutschland 2006: Summe 799 Millionen Tonnen,
Anteile: 1. Energiewirtschaft 45,8%; 2. Haushalte
und Kleinverbraucher 21,4%; 3. Verkehr 20,1%; 4. Industrie 12,7%
(Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Erneuerbare
Energien in Zahlen, 2008, S.27)
n
EU-Kommissionspräsident
Barroso setzt im Kampf gegen den Klimawandel auf die Unterstützung der europäischen
Kirchen und Religionsgemeinschaften; Treffen mit 20 Repräsentanten; könnten
einen wertvollen Beitrag zur Mobilisierung der Bürger leisten; „Klimaschutz ist
auch eine Frage der Ethik“
(Der Sonntag Sachsen 11.5.08)
n
KLIMA – Definition
Beim Klimawandel geht es nicht um das aktuelle und
lokale Wetter und dessen Schwankungen, auch nicht um die Witterung im Sinne des
mittleren Wetters einiger Tage bis Wochen. Klima meint vielmehr „die Gesamtheit
der Witterungen eines längeren Zeitabschnitts einschließlich der dabei
auftretenden Extrema“: Es umfasst Temperatur, Niederschläge, Wind sowie
Wolkenbildung, die statistisch erfasst und beschrieben werden. Der
Beobachtungszeitraum beträgt dabei im Allgemeinen mindestens 30 Jahre. Das Klima
ist ein höchst komplexes System, das nicht nur die Atmosphäre, sondern darüber
hinaus auch die Hydrosphäre (Wasser, Meeresströmungen und Umwälzungen),
Kryosphäre (Schnee, Eis und Permafrost), Landoberfläche und Biosphäre sowie
deren Wechselwirkungen umfasst.
(Die Deutschen Bischöfe: Der Klimawandel: Brennpunkt globaler,
intergenerationeller und ökologischer Gerechtigkeit, Kommission Weltkirche
Nr.29, September 2006, S.18)
n
Das Umweltbundesamt meint: „Zur
Erreichung des Klimaschutzzieles ist die Kernenergie auf Dauer nicht notwendig.“
Auch der Weltenergierat (WEC) hat ein (bezahlbares) Energieszenario entworfen,
das auf erneuerbare Energieträger orientiert und langfristig ohne Kernenergie
auskommt. Der
Weltenergierat schätzt, dass erneuerbare Energien in 20 bis 30 Jahren
marktreif, d.h. konkurrenzfähig zu herkömmlichen Energieträgern sein werden.
n
(Alles nur
Panikmache?)
Im Dezember 2004 wurde in der Zeitschrift Science das Ergebnis einer Metastudie
der klimatologischen Fachliteratur veröffentlicht; Datenbanksuche zum
Suchbegriff „global climate change“; knapp tausend Fachpublikationen
analysiert; 75% unterstützten explizit oder implizit die These einer
anthropogenen Verursachung des Klimawandels; 25% machten keine Aussage dazu
(etwa weil sie rein methodischer Natur waren). Keine einzige Studie bestritt
den anthropogenen Einfluss auf das Klima …
im krassen Gegensatz dazu stellt sich die Berichterstattung in den Medien dar;
auch dazu wurde 2004 eine Metastudie durchgeführt; 636 Artikel zum Klimawandel
untersucht (führende Tageszeitungen der USA; 1988 bis 2002); 53% der Artikel
stellen die gegensätzlichen Hypothesen etwa gleichgewichtig dar (Mensch trägt
zum Klimawandel bei - oder es handelt sich ausschließlich um natürliche
Ursachen); 35% betonen menschlichen Einfluss, präsentieren aber auch die
Gegenthese; 6% beschrieben lediglich, dass ein Einfluss durch den Menschen
fraglich ist; lediglich 6% berichten ausschließlich über einen menschlichen
Beitrag zur Erwärmung …
(Rahmstorf, S.; Schellnhuber, H.J.: Der Klimawandel, C.H.Beck, München 2006,
S.83)
n
Der
frühere Weltbankchef Nicholas Stern hat in einer Studie die Kosten
unterlassenen Handelns beim Klimaschutz auf jährlich mindestens 5 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes beziffert. Die Schäden könnten aber bis auf 20 % steigen
(5,5 Billionen Euro). Anstrengungen, um die Treibhausgasemissionen
zureduzieren, kosten dagegen nur etwa 1 % des BIP im Jahr. (energiedepesche
4/06 S. 34)
n
Sollte
die internationale Staatengemeinschaft an ihrer bisherigen Energiepolitik
festhalten, dürfte die Durchschnittstemperatur auf der Erde in den nächsten
hundert Jahren um 6 Grad steigen; das schreibt die industriefreundliche IEA
(Internationale Energieagentur) in ihrem World Energy Outlook 2009;
Der Anstieg würde „einen massiven Klimawandel und irreparable Schäden für den
Planeten nach sich ziehen“ … „Die Rettung des Planeten duldet keinen Aufschub“;
radikaler Kurswechsel in der Energiepolitik, um globalen Anstieg bis 2050 unter
2 Grad zu halten … bessere Energieeffizienz und Energieerzeugung …notwendige
Investitionen werden bis 2030 auf 26 Billionen US-Dollar beziffert … (taz
11.11.09 S.1,09)
n
Der Beginn der Jahreszeiten in Europa hat sich wegen
der Klimaerwärmung in den letzten Jahrzehnten um bis zu
einer Woche verschoben. Das Frühjahr beginnt 6 bis 8 Tage früher als vor 30
Jahren, der Herbstbeginn hat sich um drei Tage nach hinten verschoben. (taz
1.9.06)
n
Chef
des UNO-Weltklimarates: wenn ich meinen Fleischkonsum halbiere (in Deutschland
derzeitiger Verbrauch jährlich rund 62 kg), spare ich genauso viel CO2 ein,
wie das der Fall wäre, wenn ich nur noch halb so viel mit dem Auto fahren würde
(Der Spiegel 2-2009 S.109)
n
Inkota-Aktionszeitung
zur Bundestagswahl 2009, September 2009 (Quelle: Öko-Institut e.V.):
Klimabilanz verschiedener
Nahrungsmittel in Gramm Kohlendioxid-Freisetzung
pro Kilogramm Produkt |
||
Nahrungsmittel |
konventionelle |
ökologische |
Geflügel |
3.508 Gramm CO2 |
3.039 Gramm CO2 |
Rind |
13.311 |
11.374 |
Schwein |
3.252 |
3.039 |
Kartoffeln
frisch |
199 |
138 |
Tomaten
frisch |
339 |
228 |
Butter |
23.794 |
22.089 |
Käse |
8.512 |
7.951 |
|
|
|
BMW 118d |
11.900 |
|
n
Ein Fünftel der Weltbevölkerung (in den
reichen Ländern des Nordens) beansprucht vier Fünftel der Schätze dieser
Erde. Wenn alle heute lebenden Menschen (6,5 Milliarden) mit solchen
Ansprüchen leben wollten, wären drei zusätzliche Planeten vom TYP ERDE erforderlich...
n
(Interview mit James Hansen, Director des NASA Goddard
Institute (USA))
Welchen Anteil hat der Mensch an der gegenwärtigen Erderwärmung?
Zwischen 100 und 105 %. Die wichtigsten Zyklen des Klimas haben mit der
Erdbahngeometrie im Weltraum zu tun, und die spricht gegenwärtig eigentlich für
Abkühlung. … tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. …
natürliche Faktoren sind auch wichtig… besonders die Sonne, deren Wärme
variiert … derzeit steht sie aber in einem Minimum, nicht bei einem Maximum.
Das heißt, das die Sonnenaktivität den gegenwärtigen Erwärmungstrend nicht
erklären kann
(Die Zeit 20.11.08 S.39)
n
Ein Landwirt in Mecklenburg hat auf
einer besonders sandigen Fläche von rund 50 Hektar in diesem Jahr eine dürreresistente
Getreidesorte angebaut, die sich schon in Nordafrika bewährte, den sogenannten
Kamelweizen. Mit Erfolg – er hat die 7 Wochen Trockenheit gut überstanden
(ZEIT 31.5.07 S.15)
n
10,5 Tonnen CO2 verursacht jeder
Deutsche im Jahr. Davon entfallen auf Verkehr 1,8 Tonnen, Ernährung 1,2 t,
Konsum 3,2 t, Wohnen 3,3 t und Sonstiges 1,0 t. 2050 dürfen es noch etwa 2
Tonnen pro Kopf sein.
(taz 5./6.5.07)
n
Die Herstellung von 1 kg Rindfleisch
ist so klimaschädlich wie eine Autofahrt von 259 km; Futterproduktion, Transport,
Methangasabgabe bei Verdauung (New Scientist 2613 S.15)
(taz 19.7.07)
n
Produkt |
Herkunft |
Transport |
Menge Gramm CO2 |
Einkaufsfahrt |
Äpfel |
Neuseeland |
Schiff |
513 |
bei 5
Kilometern PKW-Fahrt, um die Äpfel einzukaufen, werden etwa 750 Gramm CO2 freigesetzt ! (JK) |
|
Italien |
LKW |
219 |
|
|
Bodensee |
LKW |
76 |
(Die Zeit 11.9.08
S.28)
n
„Heizer im Treibhaus Erde“ (Kohlendioxid-Ausstoß je Einwohner im
Jahr 2004)
USA |
19,7 Tonnen |
Deutschland |
10,3 Tonnen |
Japan |
9,5 Tonnen |
Großbritannien |
9,0 Tonnen |
China |
3,7 Tonnen |
Weltdurchschnitt |
4,2 Tonnen |
vertretbarer Pro-Kopf-Ausstoß aus Klimaschutz-Gründen |
2,0 Tonnen; |
n Entwicklung der Weltbevölkerung
10000 v.Chr. |
4 Millionen Menschen |
2000 v.Chr. |
27 Millionen Menschen |
zu Jesu
Lebzeiten |
100 Millionen Menschen |
1000 n.Chr. |
350 Millionen Menschen |
1900 n. Chr. |
1,7 Milliarden Menschen |
2010 n Chr. |
6,8 Milliarden Menschen |
UNO-Prognose für
das Jahr 2050 |
9,2 Milliarden Menschen |
n
Der
Deutsche Bundestag hatte eine Fachkommission eingesetzt, die 2002 in ihrem Endbericht
den Weg in eine Energiezukunft weg von Kohle und Atom und hin zu regenerativen
Energien für möglich und sinnvoll hielt:
Deutscher Bundestag, Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung“,
·
„Ergebnis, dass in einem
modernen Industrieland eine Minderung der Treibhausgasemissionen um 80%
technisch realisierbar und wirtschaftlich machbar ist, auch unter
Berücksichtigung des vereinbarten Ausstiegs aus der Kernenergie.“ (S.27)
·
„Notwendig ist (zur
Stabilisierung des Weltklimas) den weltweiten CO2-Ausstoß bis 2050
gegenüber dem heutigen Niveau um etwa 50% zu senken. ... in Deutschland bis
zum Jahr 2020 um 40% ... bis 2050 um 80% gegenüber 1990 reduziert werden
müssen.“
·
„Dabei entstehen keine
untragbaren wirtschaftlichen Kosten.“ (S.36, 60)
·
„Der Anteil erneuerbarer
Energiequellen soll im Jahr 2050 mindestens 50% des Primärenergieverbrauchs
betragen.“ (S.45)
·
„Szenarien: Auf die
Kernkraft kann verzichtet werden. ... Eine solare Vollversorgung ist möglich.“
(S.46)
·
„Szenario unter
Einbeziehung neuer Atomkraftwerke ab 2010 erarbeitet: Neubau von 52 bis 60
neuen AKW bis 2050.“ (S.65)
n
So viel ENERGIE kann in Deutschland gespart werden
(Einsparpotenzial in Prozent;
technische Potenziale, Einsparungen durch verändertes Verhalten
nicht berücksichtigt)
Bereich Einsparpotenzial
------------------------------------------------------------
Verkehr 20
Haushalte 35
Industrie 20
Gewerbe/Handel/Dienstleistungen 20
(Quelle: Deutsche Energie-Agentur 2001)
n
Hurrikan – „Rekordjahr“ 2005
·
noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen (1851) gab es
so viele tropische Wirbelstürme im Atlantik: 26
·
noch nie wuchsen so viele zur vollen Hurrikanstärke
heran: 13
·
noch nie gab es drei der schlimmsten Kategorie (5)
in einem Jahr
·
noch nie wurde ein so intensiver Hurrikan
gemessen wie WILMA mit nur 882 Millibar Zentraldruck (18.10.05)
·
mit VINCE entstand erstmals ein Tropensturm
nahe Europa (wurde bei Madeira am 9.10.05 zum Hurrikan und traf – in
abgeschwächter Form – in Spanien aufs Land)
·
Mit DELTA „verirrte“ sich Ende November erstmals
ein Tropensturm zu den Kanarischen Inseln
(Stefan Rahmstorf taz
18.11.05)
n
·
Herstellung: Verbrennung von 1 kg Braunkohle
·
Abgase: 1 kg Kohlendioxid (Treibhausgas)
·
Kosten als Strom (Haushalt): 19 Cent
·
Ein Bergwanderer schleppt seinen Rucksack 7 Stunden
lang (Leistung: 150 Watt).
·
Eine 60-Watt-Glühlampe leuchtet 17 Stunden lang.
·
Ein Fernsehgerät läuft ohne Zuschauer drei Tage lang
im „Stand-by-Modus“ (Bereitschaftsstellung).
·
In die Badewanne laufen 43 Liter Warmwasser
(erwärmt von 15 auf 35 Grad, das reicht für 4 Zentimeter Badespaß).
·
Ein Auto fährt 500 Meter weit zum Bäcker und zurück.
·
20 Blätter A-4-Papier werden kopiert
(Energieverbrauch bei der Papier-Herstellung).
n
Ein
Zeichen setzen und den Stromanbieter wechseln !
Der Wechsel zu einem neuen Anbieter ist inzwischen
ganz einfach und funktioniert reibungslos:
1. Sie melden sich bei dem neuen Anbieter, dass Sie
zu ihm wechseln möchten.
2. Sie erhalten ein Formular (1 Seite), auf dem Sie
den Wechsel schriftlich beantragen.
3. Alle weiteren Formalitäten erledigt der neue
Anbieter für Sie.
4. Dass Sie gewechselt haben, merken Sie nur daran,
dass Sie jetzt bei jemand anderem bezahlen.
5. Es kann sein, dass der neue Anbieter Sie bittet,
einmal im Jahr den Stromzähler abzulesen.
6. Wenn ein Stromanbieter im schlimmsten Fall Konkurs
anmelden sollte, geht bei Ihnen nicht das Licht aus: Dann ist
der Regionalversorger (also in der
Regel Ihr „alter“ Lieferant) verpflichtet, Sie mit Strom zu beliefern.
Wenn Sie allgemein einen neuen Anbieter suchen,
finden sie Angebote z.B. im Internet unter
http://www.stromseite.de/suchen/rechner22_neu.php
1. Eingabe des derzeitigen Jahres-Verbrauchs und des
derzeitigen Stromanbieters,
2. dann werden alle Stromanbieter angezeigt, die in der betroffenen Region auf
dem Markt sind;
3. Sie können zum einen nach dem Kriterium Preisvergleich auswählen – Vorsicht:
manche Billiganbieter wollen das
Geld für 1 Jahr im Voraus!
4. Sie können sich auch
anzeigen lassen, wer „Ökostrom“ anbietet –
Vorsicht: manche herkömmlichen
Anbieter verkaufen hier einfach ihren Strom aus hundert Jahre alten
Wasserkraftwerken noch mal extra)
Alternative
Stromanbieter („Ökostrom“)
Diese Anbieter können nachweisen, dass sie wirklich neue Erzeugungskapazitäten
für Sonne, Wind, Biomasse usw. unter Vertrag haben bzw. selbst aufbauen und
betreiben
n
Wissenschaftlicher
Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen: Der Klimawandel
Es ist wissenschaftlich gesichert, dass ein Anstieg
von CO2 und anderen
Treibhausgasen in der Atmosphäre zu einer globalen Erwärmung führt. Seit Ende
der 1950er Jahre ist nachgewiesen, dass die CO2-Menge in der Luft durch vom Menschen
verursachte, d. h. anthropogene Emissionen ansteigt. Sie hat sich seit der
vorindustriellen Zeit von 280 ppm (280 Millionstel Volumenanteile an der Luft)
auf 384 ppm erhöht. Das ist die bei weitem höchste Konzentration seit
mindestens zwei Millionen Jahren.;
Natürliche Ursachen können das Klima zusätzlich beeinflussen. So hat eine
leichte Abnahme der Leuchtkraft der Sonne, die durch Satellitenmessungen belegt
ist, in den vergangenen 25 Jahren eine kühlende Wirkung gehabt. Im Vergleich
zur Wirkung der anthropogenen Treibhausgasemissionen spielen die natürlichen
Ursachen in diesem Zeitraum aber nur eine sehr geringe Rolle. Rund 85% der
Erwärmung seit 1900 und fast 100% der Erwärmung seit 1980 sind auf menschliche
Ursachen zurückzuführen.;
Die erwärmende Wirkung der Treibhausgase wird gegenwärtig zum Teil noch durch
die kühlende Wirkung regionaler Luftverschmutzung kompensiert.
Menschliche Aktivitäten haben den Strahlungsantrieb der Erde bislang um 1,6
Watt pro m2 erhöht. Dabei trägt
der CO2-Anstieg +1,7 W
pro m2 bei, der Anstieg
anderer Treibhausgase weitere +1,3 W pro m2. Luftverschmutzung mit Partikeln bewirkt
dagegen mit -1,4 W pro m2 einen
abkühlenden Effekt.
Dieser Effekt kompensiert derzeit also fast die Hälfte der „programmierten“
globalen Erwärmung durch Treibhausgase.
Die Klimasensitivität bestimmt die Temperaturänderung, die sich aus dem
Strahlungsantrieb ergibt. Die beste Abschätzung der Klimasensitivität beträgt
0,8°C pro W pro m2.
Dies entspricht einer Erwärmung um 3°C bei einer Verdopplung der atmosphärischen
CO2-Konzentration.
Der derzeitige Strahlungsantrieb von 1,6 W pro m2 führt demnach auf Dauer zu einer Erwärmung um
1,3°C. Bislang wird nur eine Erwärmung um 0,8°C beobachtet, da die thermische
Trägheit der Ozeane eine Verzögerung um einige Jahrzehnte verursacht.
Die menschliche Hochkultur hat sich in den letzten Jahrtausenden in einem
relativ stabilen Weltklima entwickelt. In den vergangen 2000 Jahren schwankte
die globale Temperatur um deutlich weniger als 1°C. Unsere Infrastruktur ist
auf eine rasche und starke Klimaveränderung nicht vorbereitet.
Die Erderwärmung hat folgende konkrete
Konsequenzen:
• Der Meeresspiegel steigt durch die Ausdehnung des Meerwassers und
durch den Zufluss von Schmelzwasser in die Ozeane, und zwar immer schneller, je
wärmer es wird. Seit 1880 ist er global um rund 20 cm gestiegen. Bis 2100
könnte er um 50–150 cm ansteigen, bis 2300 sogar um mehrere Meter. Das
Destabilisieren der Eisschilde in Grönland und der Antarktis hätte unumkehrbar
über viele Jahrhunderte steigende Meeresspiegel zur Folge.
• Eine Zunahme von Wetterextremen wie Hitzewellen, Dürren, Starkregen,
Überflutungen und intensiveren Tropenstürmen wurde in vielen Regionen bereits
beobachtet. Eine weitere Häufung dieser Wetter extreme ist zukünftig zu erwarten.
• Bei fortschreitender globaler Erwärmung über 2°C droht der beschleunigte Verlust
von genetischer Vielfalt, Arten und Ökosystemen, da in vielen Weltgegenden
klimatische Bedingungen erreicht werden, die es seit mehreren Jahrmillionen
nicht gegeben hat. Dies würde die Anpassungs-und Regenerationsfähigkeit der
Natur überfordern.
• Die anthropogenen CO2-Emissionen führen heute bereits zu einer messbaren Versauerung
der Ozeane. Das Wachstum der wichtigen kalkbildenden Meeresorganismen (z.
B. Korallen) wird dadurch behindert.
• Im Klimasystem gibt es eine Reihe sogenannter Kippelemente, deren
Aktivierung zu ökologischen „Großunfällen“ führen kann. Zu den bedeutendsten
Risiken gehören das abrupte Abreißen von Meeresströmungen, der Kollaps des Amazonasregenwaldes,
Veränderungen im Monsunsystem oder eine Destabilisierung großer Eismassen
Was ist zu tun?
Um den mittleren Temperaturanstieg mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei
Dritteln auf 2°C zu begrenzen, dürfen bis zur Jahrhundertmitte weltweit nur
noch rund 750 Mrd. t CO2 ausgestoßen werden. Beim derzeitigen Emissionsniveau
wird dieses Globalbudget schon in etwa 25 Jahren ausgeschöpft sein – bei weiter
steigenden Emissionen sogar noch schneller.
Schon eine leicht verzögerte Trendwende im Jahr 2015 würde jährliche globale
Emissionsminderungen von bis zu 5% (bezogen auf 2008) erfordern. Die Welt
müsste dann pro Jahr Reduktionsleistungen in einer Größenordnung erbringen,
für die im Kioto-Protokoll für die Industriestaaten über zwei Jahrzehnte vorgesehen
sind. Eine Verzögerung der Trendumkehr bis 2020 könnte kaum mehr realisierbare
globale Minderungsraten von bis zu 9% pro Jahr erfordern.
(Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung
Globale Umweltveränderungen – WBGU – Factsheet 2/2009, Der Klimawandel: Warum 2
Grad Celsius? – kompletter Text unter http://www.wbgu.de/wbgu_factsheet_2.html )
Literatur und weitere Informationsquellen:
·
Mojib Latif: Hitzerekorde und Jahrhundertflut, Heyne
München 2003
·
Gefährdetes Klima – unsere Verantwortung für Gottes
Schöpfung, EKD-Texte 52 1995 (Bezug: Kirchenamt der Evangelischen Kirche in
Deutschland, Herrenhäuser Str. 12, 30419 Hannover)
http://www.ekd.de/EKD-Texte/44652.html
·
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit, Ref. Öffentlichkeitsarbeit, 11055 Berlin; Internet www.bmu.de
(dort kostenlose Broschüren zu Klima und Energie)
·
Landesamt für Umwelt und Geologie Sachsen:
„Klimawandel in Sachsen – Sachstand und Ausblick 2005“, http://www.umwelt.sachsen.de/de/wu/umwelt/lfug/lfug-internet/documents/Klimawandel_ges.pdf
·
„Der
Klimawandel: Brennpunkt globaler, intergenerationeller und ökologischer
Gerechtigkeit.“ Ein Expertentext zur Herausforderung des globalen Klimawandels
(Die deutschen Bischöfe. Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen/Kommission
Weltkirche Nr. 29, hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn
2006)
http://www.dbk.de/imperia/md/content/schriften/dbk1b.kommissionen/ko_29.pdf
·
„Es ist nicht zu spät für eine Antwort auf den
Klimawandel“, Evangelische Kirche in Deutschland (Ratsvorsitzender Bischof
Huber), EKD-Texte Nr. 89 - 2007, Bestellung: Kirchenamt der EKD, Herrenhäuser
Straße 12, 30419 Hannover; http://www.ekd.de/EKD-Texte/20070530_appell_klimawandel.html
·
Umkehr zum Leben; Nachhaltige Entwicklung im Zeichen
des Klimawandels ; eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland,
2009, 160 Seiten, http://www.ekd.de/download/klimawandel.pdf
·
Wissenschaftlicher
Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen – WBGU – Factsheet
3/2009, Der WBGU-Budgetansatz – kompletter Text unter http://www.wbgu.de/veroeffentlichungen/factsheets/factsheet-32009/
·
Wissenschaftlicher
Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen – WBGU – Factsheet
2/2009, Der Klimawandel: Warum 2 Grad Celsius? – kompletter Text unter http://www.wbgu.de/veroeffentlichungen/factsheets/factsheet-22009/
·
Klima
der Gerechtigkeit, Entwicklungspolitische Klimaplattform der Kirchen,
Entwicklungsdienste und Missionswerke, 2009, Text und Kontakt: http://www.evangelisch-in-westfalen.de/projekte/klimaplattform/
einige LINKS zum Themenfeld Klimawandel und
Gerechtigkeit
(entnommen aus der Arbeitshilfe „Klimawandel“, Evangelischer
Entwicklungs-Dienst und Brot für die Welt, 2009, http://www.eed.de/fix/files/doc/EED_BfdW_04_ZD-Mappe_Klimawandel_09.pdf
www.brot-fuer-die-welt.de/klima
Informationen zu Klima-Projekten und
-aktivitäten
Informationen zu Klimaschutz und
Klimapolitik vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland)
www.bmu.de
und www.uba.de
Informationen zum Klimaschutz vom Bundesministerium
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
sowie vom Umweltbundesamt
www.diakonie-katastrophenhilfe.de
Internetseite der DKH zum „Fokus
Klima“
Europaweites Netzwerk von
Nichtregierungsorganisationen für Klimaschutz (in englischer Sprache)
zivilgesellschaftliches Bündnis für
Klimaschutz von über 100 Organisationen.
Mitglieder sind Kirchen,
Gewerkschaften, Entwicklungs- und Umweltverbände.
Übersicht des Öko-Instituts zu
ökologischen und nachhaltigen Produkten mit Kaufempfehlungen für Verbraucher
Arbeitsstelle Klima und Energie des
Evangelischen Entwicklungsdienstes e.V.
Informationen zur internationalen
Klimapolitik
Informationen, Erfahrungsberichte,
Materialien und Kontakte zur Einführung des kirchlichen Umweltmanagements.
Das Intergovernmental Panel on
Climate Change (IPCC, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) veröffentlicht
Sachstandsberichte zu verschiedenen Aspekten des Klimawandels. Diese Berichte
werden von hochspezialisierten Arbeitsgruppen verfasst.
Die Kurzzusammenfassungen der
Berichte sind auch in deutscher Sprache erhältlich.
Informationsportal der Nordelbischen
Ev.-Luth. Kirche zu den Themen
Klimagerechtigkeit, Energieeffizienz
und kirchlichem Klimaschutz
Die Infostelle Klimagerechtigkeit,
eine Einrichtung des Nordelbischen Missionszentrums (NMZ), stellt den Zusammenhang
zwischen Klimawandel, globaler Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung dar.
www.klima-und-gerechtigkeit.de
Ergebnisse und Diskussion der Studie
„Klimawandel und Gerechtigkeit“
Klima-Aktivitäten des Ökumenischen
Rates der Kirchen (in englischer Sprache)
www.wir-klimaretter.de
Nachrichten,
Meinungen, Aktionen und Tipps zum Klimawandel
Der Wissenschaftliche Beirat der
Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) ist ein unabhängiges Beratergremium.
Er analysiert globale Umwelt- und Entwicklungsprobleme und erstellt dazu
Gutachten, z. B. zu Bioenergie, Klimawandel, Energiewende. Diese stehen zum
Download bereit.
Informationsplattform und Kampagne
für eine öko-faire Beschaffung in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen