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ausgewählte Zitate aus:
Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge – Warum
Darwin recht hat, Ullstein Berlin, 2010
(Richard Dawkins:
Die Schöpfungslüge – Warum Darwin recht hat, Ullstein Berlin, 2010)
Auf der Rückseite des Umschlags
steht etwas zurückhaltender „Es gibt keine Schöpfung“ (JK)
S.13ff.:
Bei zwei Gelegenheiten arbeitete ich mit dem damaligen Bischof von Oxford und
heutigen Lord Harries zusammen. Ein Artikel, den wir 2004 gemeinsam für die
Sunday Times schrieben, schloss mit den Worten: „Heute gibt es nichts mehr zu
diskutieren. Die Evolution ist eine Tatsache und aus christlicher Sicht eines
von Gottes größten Werken.“ Dieser letzte Satz stammte von Richard Harries …
Der
Erzbischof von Canterbury hat mit der Evolution ebenso wenig ein Problem wie
der Papst … Das Gleiche gilt für gebildete Geistliche und Theologieprofessoren.
Dieses Buch handelt von den Belegen dafür, dass die Evolution eine Tatsache
ist. Es richtet sich nicht gegen die Religion. Ein solches Buch habe ich
bereits geschrieben, aber das ist ein anderes Paar Schuhe … Bischöfe und
Theologen, die sich mit den Belegen für die Evolution befasst haben, haben den
Widerstand gegen sie aufgegeben. …
Um noch einmal auf die aufgeklärten Bischöfe und Theologen zurückzukommen: Es
wäre schön, wenn sie sich ein wenig mehr für die Bekämpfung des
wissenschaftsfeindlichen Unsinns engagieren würden, den sie selbst beklagen.
Allzu viele Geistliche stimmen zwar zu, dass die Evolution wahr ist und dass es
Adam und Eva nie gegeben hat, treten dann aber vergnügt auf die Kanzel und
leiten aus der Geschichte von Adam und Eva irgendeine ethische oder
theologische Aussage ab, ohne dabei auch nur einmal zu erwähnen, dass Adam und
Eva in Wirklichkeit natürlich nie existiert haben! Spricht man sie darauf an,
so wenden sie ein, sie hätten eine rein „symbolische“ Bedeutung im Sinn gehabt,
die vielleicht mit der „Erbsünde“ oder der Tugend der Unschuld zu tun hat.
Vielleicht fügen sie auch noch im Brustton der Überzeugung hinzu, es werde doch
niemand so dumm sein, ihre Worte für bare Münze zu nehmen. Aber weiß die
Gemeinde das auch? Woher sollen die Menschen in den Kirchenbänken oder auf dem
Gebetsteppich wissen, welche Teile der heiligen Schriften wörtlich und welche
symbolisch gemeint sind? Kann ein ungebildeter Kirchgänger das wirklich ohne
Weiteres erkennen? In nur allzu vielen Fällen lautet die Antwort eindeutig nein
…
Denken Sie darüber nach, Herr Bischof. Seien Sie vorsichtig, Herr Vikar. Sie
hantieren hier mit Dynamit, spielen mit einem Missverständnis, das darauf
wartet, einzutreten …
S.28
Biologen unterscheiden häufig zwischen der Tatsache
der Evolution (alle Lebewesen sind verwandt) und der Theorie über ihren Motor (damit meint man in der Regel die
natürliche Selektion im Gegensatz zu Konkurrenztheorien wie Lamarcks Theorie
des „Gebrauchs und Nichtgebrauchs“ oder der „Vererbung erworbener Merkmale“).
Darwin selbst hielt beides für Theorien, wenn auch ur in dem Sinn, dass es sich um vorläufige,
hypothetische Vermutungen handelt … Heute ist es nicht mehr möglich, die
Tatsache der Evolution anzuzweifeln … aber nach wie vor kann man (zu Recht) daran
zweifeln, dass die natürliche Selektion ihren wichtigsten Motor darstellt.
S.93
Wenn man
bei einem Tier ein Merkmal beobachtet und überlegt, worin sein darwinistischer
Überlebensvorteil besteht, stellt man unter Umständen die falsche Frage.
Möglicherweise geht es gar nicht um das Merkmal, das man sich herausgesucht
hat. Es wurde vielleicht nur „mitgenommen“, in der Evolution mitgeschleppt
durch ein anderes Merkmal, mit dem es durch Pleiotropie (Wirkung eines Gens auf mehrere Merkmale JK)verknüpft ist.
S.115ff.
Fossilien entstehen … in Sedimentgestein, beispielsweise in Kalk- uder
Sandstein, der nicht durch Verfestigung von Lava entsteht. Sedimentgestein
bildet sich aus Schlamm-, Lehm- oder Sandschichten, die nach und nach am Boden
von Meeren, Seen oder Flussmündungen abgelagert werden. Der Sand oder Schlamm
wird im Laufe langer Zeiträume immer stärker zusammengepresst und verwandelt
sich in hartes Gestein. Tote Lebewesen, die in den Schlamm eingeschlossen sind,
können dergestalt zu Fossilien werden. Letztlich geschieht das nur bei sehr
wenigen toten Tieren und Pflanzen, aber Sedimentgestein ist der einzige
Gesteinstyp, der überhaupt nennenswerte Fossilien enthält …
(S.165) Kreationisten sind zutiefst verliebt in Fossilien … es gebe da nichts
als „Lücken“: „Zeigt mir doch die Zwischenformen!“ …
Wir brauchen die Fossilien nicht –
die Belege für die Evolution sind auch ohne sie wasserdicht; deshalb ist es
widersinnig, sich auf Lücken in den Fossilfunden zu berufen, als seine sie ein
Beweis gegen die Evolution. … Wir können uns glücklich schätzen, dass wir
überhaupt Fossilien haben.
Ein echter,
sehr stichhaltiger Gegenbeweis gegen die Evolution wäre die Entdeckung auch nur
eines einzigen Fossils in der falschen geologischen Schicht … Auf die Frage,
welche Beobachtung die Evolutionstheorie widerlegen würde, gab der
Wissenschaftler J.B.S. Haldane die berühmte Antwort: „Kaninchenfossilien im
Präkambrium!“
Aber niemals wurde auch nur ein einziges Fossil gefunden, bevor es hätte entstehen können. …
(S.170f.) Warum gibt es … vor dem Kambrium so wenige Fossilien? … Die meisten
Tiere hatten damals vermutlich wie die heutigen Plattwürmer einen weichen
Körper, und sie waren ebenso klein wie die heutigen Strudelwürmer – kein gutes
Material für die Fossilbildung. Vor einer halben Milliarde Jahren geschah dann
etwas, das den Tieren die Möglichkeit verschaffte, bessere Fossilien zu bilden
– unter anderem entwickelten sich harte, mineralstoffhaltige Skelette.
(S.238f.)
Selbst wenn sich letztlich herausstellen sollte, dass eine göttliche
Intelligenz für die Gestaltung so komplexen Lebens verantwortlich ist, so ist
jedenfalls eines klar: Er formt die
Lebewesen nicht so ähnlich, wie beispielsweise Keramikkünstler ihre Produkte
formen, oder auch Zimmerleute, Töpfer, Schneider oder Autohersteller. Wir mögen
„wundervoll entwickelt“ sein, aber wir sind nicht „wundervoll gemacht“. Wenn Kinder „He made their
glowing colours / He made their tiny wings” singen, machen sie damit
offenkundig eine kindisch-falsche Aussage. Was Gott auch tun mag, er macht sicher weder leuchtende Farben
noch winzige Flügel. Wenn er überhaupt etwas tut, dann überwacht er die
Embryonalentwicklung der Lebewesen und fügt beispielsweise Gensequenzen
zusammen, die einen automatischen Entwicklungsprozess steuern. Flügel werden
nicht gemacht, sondern sie wachsen – nach und nach – innerhalb des Eies aus
Extremitätenknospen … Wenn er etwas gemacht hat … dann war es ein
embryologisches Rezept, eine Art Computerprogramm zur Steuerung der
Embryonalentwicklung …
(S.241) Die
Biologielehrbücher wiederholen immer und immer wieder, die DNA sei eine
„Blaupause“ für den Aufbau des Organismus. Das stimmt nicht. Eine echte
Blaupause, beispielsweise für ein Auto oder ein Haus, gibt auf dem Papier 1:1
den tatsächlichen Aufbau des fertigen Produkts wieder. Daraus folgt, dass eine
Blaupause in beiden Richtungen funktioniert. Vom Haus zur Blaupause gelangt man
ebenso einfach wie von der Blaupause zum Haus … es ist sogar einfacher, denn
das Haus muss man bauen, um die
Blaupause zu zeichnen, braucht man
dagegen nur ein paar Messungen vorzunehmen. Den Körper eines Tieres dagegen
kann man noch so detailliert vermessen, es ist nicht möglich, daraus seine DNA
zu rekonstruieren …
(S.287ff.)
Die beiden Unterpopulationen (einer Art) wurden aus irgendeinem Grund
voneinander getrennt, wahrscheinlich durch eine geologische Barriere,
beispielsweise durch einen Meeresarm, der zwei Inseln oder eine Insel und das
Festland trennte. Es könnte sich auch um einen Gebirgszug zwischen zwei Tälern
gehandelt haben, oder um einen Fluss zwischen zwei Wäldern: im zwei „Inseln“ …
Entscheidend ist nur, dass die Populationen lange genug voneinander getrennt
waren, so dass sie sich später, als sie vielleicht durch Zufall wieder
aufeinandertrafen, weit genug auseinanderentwickelt hatten, um sich
untereinander nicht mehr kreuzen zu können …
Die meisten
oder vielleicht sogar alle der vielen Millionen Trennungen evolutionärer
Abstammungslinien, durch die sich unser Planet mit einer so ungeheuren
biologischen Vielfalt füllte, begannen mit der zufälligen Trennung zweier
Unterpopulationen einer Spezies, die sich oft – allerdings nicht immer –
beiderseits einer geographischen Barriere befanden, beispielsweise eines
Meeres, eines Flusses, eines Gebirges oder einer Wüstensenke. Eine solche
Aufteilung einer biologischen Art in zwei Tochterarten bezeichnet man in der
Biologie als Artbildung … Die meisten Biologen würden erklären, biologische
Isolation sei das normal Vorspiel der Artbildung …