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infos glaube und naturwissenschaft
Zitate aus dem Buch:
Uwe Lehnert: Warum ich kein Christ sein will,
TEIA AG Berlin, 2009, ISBN 978-3-939520-70-2
(Unter dieser Internetadresse können Sie fast das gesamte Buch lesen: http://www.teialehrbuch.de/Kostenlose-Kurse/Warum-ich-kein-Christ-sein-will/index.html
)
(12) Es geht
um nichts Geringeres als um die Wesensfragen unserer Existenz hier auf dieser
Erde, die sich so viele andere Menschen vor mir auch schon gestellt haben: Wer
sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Worauf können wir hoffen? Wer will
ich sein, wer sollte ich sein? Wer oder was gibt dem Ganzen einen Sinn? Das
intensive Suchen nach Antworten, ja möglichst Gewissheit in diesen
existenziellen Fragen drückte sich in der Phase des Abiturs in dem ernsthaften
Wunsch aus, Theologie zu studieren. Die Ahnung, dass dies für mich zu keinem
guten Ende fuhren würde, ließ diese Absicht aber wieder in den Hintergrund
treten. Die damals verdrängte Frage nach meiner Einstellung zu Christentum und
Kirche ist für mich nach dem Ende meines Berufslebens wieder bedeutsam geworden
und wird ein zentrales Thema dieses Buches sein. Ich versuche, vor mir zu
begründen und möchte anderen erklären können, warum ich kein Christ sein kann
und auch nicht sein will.
(14) Vor
allem ist es die streng logische und systematische Denkweise der heutigen
Naturwissenschaften und ihre empirische Verankerung, die ich mir zum Vorbild
genommen habe. Nur diese Denkweise und Forschungsmethodik hat die
faszinierenden Erfolge der Astronomie, der Physik, der Biologie oder
beispielsweise der Medizin ermöglicht. Nur Logik und Empirie sind meines
Erachtens in der Lage, verlässliche Erkenntnisse über unsere Welt zu gewinnen.
Dabei ist mir sehr wohl bewusst, dass es Bereiche gibt, über die die
Wissenschaft prinzipiell nichts sagen kann. Und ich verkenne auch nicht, dass
unsere Einsichtsfähigkeit immer auch zeitbedingte und vermutlich wohl auch
prinzipielle Grenzen hat. Dennoch bilden nach meiner Überzeugung
rational-logisches Denken und naturwissenschaftlich erarbeitetes Wissen die
sicherste und intellektuell befriedigendste Basis für unser Denken und Handeln.
Denn worüber man nichts Begründetes sagen kann, kann man allenfalls
spekulieren.
Sich seines Denkvermögens zu bedienen, heißt deshalb für mich, nichts zu
»glauben«, was dem Verstand und wissenschaftlicher Erkenntnis eindeutig
widerspricht. Zwar kann auch Wissenschaft nicht alles erklären, aber Glaube
erklärt gar nichts. Damit möchte ich religiösen Gedanken nicht von vornherein
ihre Berechtigung absprechen, aber feststellen, dass der Glaube zum Verständnis
unserer Welt meines Erachtens nichts beiträgt.
(15) Ich
meine, dass es jedem erlaubt sein muss, an existenzielle Fragen mit jenem
Verständnis heranzugehen, das man als »gesunden Menschenverstand« zu bezeichnen
pflegt. Es kann doch nicht richtig sein, dass man nur nach einem mehrjährigen
akademischen Studium der Theologie oder der Philosophie befähigt sein sollte,
für sich gültige Antworten in Fragen des rechten Glaubens und eines erfüllten
Lebens zu finden. Jeder Mensch, ob gebildet oder nicht, ob studiert oder nicht,
ob geistreich oder einfach denkend, hat das Recht, nach den für ihn »richtigen«
Antworten zu suchen. Die Kriterien allerdings, die ich an die Aussagen meines
»Weltbildes« anlege, sind innere Stimmigkeit, sie dürfen sich also logisch
nicht widersprechen, und sie sollten mit meinen Erfahrungen übereinstimmen,
insbesondere dürfen sie derzeit als gesichert angesehenen
naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht zuwiderlaufen.
(21)
Heutige Naturwissenschaftler gehen jedenfalls von der These aus, dass die Welt
regelhaft strukturiert ist, wenigstens teilweise erkennbar und daher wenigstens
teilweise durch Wahrnehmung, Nachdenken und Wissenschaft in Form von Hypothesen
beziehungsweise Theorien erklärbar ist.
Noch einmal zurück zu PLATON. Mit seiner Auffassung, dass es einen wesentlichen
Unterschied zwischen den Erscheinungen und den von ihm behaupteten »ldeen«
gibt, stimmt der hypothetische Realismus insofern überein, als auch er
feststellt, dass es oft eine erhebliche Differenz gibt zwischen den über unsere
Sinnesorgane gewonnenen Anschauungen und der objektiven Natur der Dinge. Der
Blick in den nächtlichen Sternenhimmel oder in einen Garten mit bunten
Sträuchern und duftenden Blumen enthüllt uns nur einen Bruchteil dessen, was
sich »hinter« den Erscheinungen tatsächlich verbirgt. Und das, was wir
wahrnehmen und glauben zu erkennen, hat meist mit der objektiven Realität wenig
Ähnlichkeit. Einerseits sind wir für die meisten Eigenschaften der uns
umgebenden Natur »blind«, weil wir für diese Merkmale - wie zum Beispiel
Ultraschall, Magnetismus, Radioaktivität - überhaupt keine Wahrnehmungsorgane
besitzen. Andererseits »konstruiert« unser Gehirn beim Blick in die Natur
Eigenschaften, wie etwa ein leuchtendes Grün oder einen betörenden Duft, die so
objektiv gar nicht existieren, sondern Schöpfungen unseres Wahrnehmungs- und
Erkenntnisapparates sind.
(34) So
gesehen ist Naturwissenschaft der Versuch, die uns durch die Natur
beziehungsweise Evolution gesetzten Grenzen des Wahrnehmens und Erkennens zu
überwinden. Wir »erweitern« unsere Sinnesorgane durch Mikroskope, Fernrohre,
Mikrofone, Kameras, Messinstrumente usw. und wir »erweitern« unsere kognitive
Informationsverarbeitungskapazität und Vorstellungsmöglichkeit durch Modelle,
Mathematik und Computer. Die Naturwissenschaften machen sichtbar, was wir
unmittelbar nicht sehen.
(37) Unser
Erkenntnisvermögen, unsere Anschauung und Sprache haben sich evolutiv an den
mesokosmischen Strukturen entwickelt und können in diesem »mittleren« Bereich
erfolgreich eingesetzt werden, um Informationen über die Welt zu gewinnen, zu
formulieren und anzuwenden. Mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden gelingt es,
auch über den mikrokosmischen und makrokosmischen Bereich Erkenntnisse zu
erlangen, diese immer wieder auf Gültigkeit zu testen und dadurch ständig zu
verbessern. Alle Erkenntnisse sind aber immer hypothetisch, das heißt, wir
können ihrer nie ganz sicher sein, sie können aber so lange als zutreffend
gelten, wie sie nicht durch andere Erkenntnisse relativiert oder gar widerlegt
werden. Es ist sogar objektive Erkenntnis möglich. Wir können aber der
Objektivität oder Wahrheit auch objektiven Wissens nie absolut sicher sein, da
alle Erkenntnis eben immer hypothetisch ist.
(56) Die
Annahme, dass »das alles« schon immer da gewesen sein sollte, unbegrenzt in
Zeit und Raum, aber auch die gegenteilige Vorstellung, dass »das alles« von
einem Wesen, Gott genannt, erschaffen worden sein soll, das selbst aber
unerschaffen sei, also schon immer und ewig existieren soll, erzeugt beim intensiven
Darübernachdenken in meinem Kopf ein logisches Tohuwabohu und lässt in mir ein
Gefühl entstehen, als ob mir der Kopf zerspringen würde. Es ist so, also ob die
neurologischen Schaltkreise in diesem Moment »durchdrehen« und bei der
Anwendung der erlernten Logik bloß einen antwortlosen Gedankenwirbel erzeugen.
Die Frage nach einer
letztendlichen Ursache will nicht verstummen, aber sie überfordert unseren
Verstand hoffnungslos.
(61) »Die
naturwissenschaftlichen Kenntnisse werden zwar in der Schule gelehrt; sie
tragen auch einiges zum Verständnis der Natur, aber wenig zum Verständnis der
Kultur bei. ... So bedauerlich es manchem erscheinen mag:
Naturwissenschaftliche Kenntnisse müssen zwar nicht versteckt werden, aber zur
Bildung gehören sie nicht.« (Dietrich Schwanitz: Bildung – was man alles wissen
muss; Eichborn AG, Frankfurt, 1999).
Hier zeigt sich - ich möchte das an dieser Stelle einmal so deutlich
formulieren - die typische Ignoranz, ja Arroganz eines weit verbreiteten Typs
von Geisteswissenschaftlern mit einem sehr traditionalistischen
Bildungsbegriff, der nicht selten auch noch damit kokettiert, von »Physik und
Mathematik keine Ahnung zu haben«. SCHWANITZ hätte stattdessen darüber
nachdenken sollen, was er - und natürlich wir alle - zum Beispiel den
Astronomen NIKOLAUS KOPERNIKUS (1473-1543) und JOHANNES KEPLER (1571-1630)
sowie dem Philosophen, Mathematiker und Physiker GALILEO GALILEI (1564-1642) zu
verdanken haben. Sie lösten durch das von ihnen vertretene heliozentrische
System die von der Kirche behauptete Auffassung von der gottgegebenen Stellung
der Erde als Mittelpunkt der Welt ab. Der Philosoph und Astronom GIORDANO BRUNO
(1548-1600) ging noch darüber hinaus und behauptete schon damals, dass das
Universum unermesslich groß sei und von unzähligen Sonnen wie die unsere
erfüllt sei. An jedem Ort des Kosmos könnte man den Eindruck haben, im
Mittelpunkt der Welt zu stehen. Von daher verbiete es sich, die Erde oder unser
Sonnensystem als Zentrum einer göttlichen Naturordnung anzusehen.
Worin bestand
- neben der wissenschaftlichen Leistung - die geistig-kulturelle Bedeutung
dieser Wissenschaftler? Man kann es in einem Satz sagen: Sie wagten es, ihre
Einsichten und Beobachtungen über die Autorität der Kirche und der Bibel zu
stellen, sie trauten sich, ihren Verstand zu be- nutzen und ihre empirischen
Erkenntnisse gegen nur behauptete, angebliche Wahrheiten, wie sie zum Beispiel
auch in den alten Schriften eines ARISTOTELES (384-322 v. Chr.) niedergelegt
waren, zu setzen. Sie leiteten damit die entscheidende Wende im Denken jener
Zeit ein und etablierten neben der Philosophie und Theologie die
Naturwissenschaften als dritte prägende kulturelle Disziplin.
(69) In den
Naturwissenschaften hat der Begriff der Theorie eine deutlich andere, durch
bestimmte Merkmale genau definierte Bedeutung. Eine gute naturwissenschaftliche
Theorie zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus: Präzision in den
Begriffen und in der Aussage (was sich oft darin ausdrückt, dass die Theorie in
mathematischer Form abgefasst ist), Möglichkeit zur Ableitung neuer
Erkenntnisse und damit Möglichkeit zur exakten Voraussage von zukünftigen
Ereignissen beziehungsweise Abläufen, und schließlich eindeutige
Überprüfbarkeit der Theorie an der Wirklichkeit. Die Eindeutigkeit und Zuverlässigkeit
einer naturwissenschaftlichen Aussage oder Theorie sind meines Erachtens somit
ungleich höher einzuschätzen als dies bei Einsichten und Erkenntnissen im
Bereich der Kultur- oder Geisteswissenschaften der Fall ist. …
Naturwissenschaftliche
Aussagen werden zwar grundsätzlich als Hypothesen angesehen und müssen so
formuliert werden, dass sie überprüft werden können. Sie können auch nur so
lange Gültigkeit beanspruchen, wie sie nicht widerlegt worden sind. Das
Prozedere der Naturwissenschaften garantiert aber höchstmögliche
Zuverlässigkeit, zwar keine absolute, da eben alles Wissen prinzipiell
hypothetisch ist, bei sorgfältiger Beachtung wissenschaftlicher Standards
jedoch führt solches Vorgehen zum jeweils bestmöglichen Erkenntnisstand.
Kultur- und
geisteswissenschaftliches Wissen besteht aus subjektiven Erfahrungen,
Meinungen, Behauptungen, Wertmaßstäben, Sinnsetzungen und Deutungen, ferner
auch aus so genannten Glaubensgewissheiten und Offenbarungen einzelner
Menschen. Naturwissenschaftliches Wissen kann im Prinzip objektiver Natur sein,
auch wenn wir niemals wissen können, ob eine Erkenntnis tatsächlich objektiv
zutrifft, kulturelles Wissen ist subjektiver, allenfalls intersubjektiver
Natur. Kennzeichnend für die Naturwissenschaft ist das Bemühen, die Welt
objektiv zu beschreiben, den Einfluss des Subjekts also soweit wie irgend
möglich auszuschließen, während es in den Kultur- und Geisteswissenschaften vor
allem um das Wissen und die Erfahrung des Subjekts geht.
(80)
Doppelspaltversuch …
Bei diesem Experiment wird einfarbiges Licht auf eine Platte gestrahlt, die
einen Doppelspalt enthält. Der Doppelspalt besteht aus zwei parallelen,
senkrecht angeordneten, schmalen, dicht beiinenader liegenden Schlitzen. Hinter
dieser Platte befindet sich eine Projektionswand, die den Teil des Lichtes
auffängt, der den Doppelspalt passieren kann …
Auf der Projektionswand zeigt sich ein Muster aus hellen und dunklen Streifen.
Dieses Muster entsteht durch Überlagerung der durch die Öffnungen in der Platte
gelangten Lichtwellen. Man bezeichnet diese Überlagerung von Wellen auch als
Interferenz. Bei dieser Interferenz bilden sich Bereiche der Verstärkung aus
(helle Streifen) sowie der Abschwächung bis hin zu völliger gegenseitiger
Auslöschung (schwarze Streifen). Das
höchst Bemerkenswerte an diesem Versuch ist nun die Beobachtung, dass er nicht
nur bei Lichtwellen zu diesem Interferenzmuster führt, sondern auch dann, wenn
Elektronen, Neutronen, Protonen, Atome oder Moleküle benutzt werden,
Mikroobjekte also, die sich sonst wie Teilchen verhalten. Ja selbst dann, wenn
nur einzelne Elektronen oder Atome nacheinander die Versuchsanordnung
durchfliegen, zeigen sich diese Interferenzmuster. Das heißt, dass auch diese
klassischen Teilchen unter bestimmten Bedingungen Welleneigenschaften zeigen.
Man spricht daher auch von Materiewellen. (Ein anschaulicher Begriff, der
allerdings heute nicht mehr gebräuchlich ist).
(136) Mit wenigen Ausnahmen (siehe z.B. die
Reformationsbewegung des Calvinismus oder Luthers Lehre »Vom unfreien Willen«
ist nach christlicher Lehre der Mensch mit einem freien Willen ausgestattet und
kann sich in freier Selbstbestimmung für das Gute oder das Böse entscheiden.
Die ihm gegebene Willensfreiheit lässt ihm - so die Lehre - die Wahl zwischen
einem gottgefälligen oder gottabgewandten Leben. Dabei sind erhebliche
theologische Argumentationskünste erforderlich, göttliche Allwissenheit logisch
mit der individuellen Willensfreiheit zu vereinbaren. Denn wenn Gott alles
weiß, dann weiß er auch, wie sich ein Mensch entscheiden wird. Das aber hieße,
dass die Entscheidung im Voraus schon bekannt ist, also eigentlich schon
feststeht. Wie ist dann aber noch eine freie Entscheidung durch den Menschen
möglich? Dieser logische Widerspruch ist nur mit sehr viel Argumentationsakrobatik
aufhebbar. Der österreichische Schriftsteller FRANZ KAFKA (1883-1924) brachte
diesen Widerspruch auf die einfache Formel:
»Wie kann
denn überhaupt jemand schuldig sein? Wir sind Gottes Geschöpfe. Wenn wir
schuldig sind, was ist er dann?«
In
theologischer Sicht lässt aber noch ein weiterer Aspekt die Freiheit der
Willensbildung fragwürdig erscheinen. Kann es sich wirklich um eine freie
Willensentscheidung handeln, wenn die beiden Entscheidungsalternativen so
ungleich bewertet werden? Wendet sich der Mensch mit seiner Entscheidung von
Gott ab, macht er sich der Sünde schuldig, im schlimmsten Fall droht ihm ewige
Verdammnis. Angeblich hat Gott den Menschen mit der Freiheit ausgestattet, sich
für ihn oder gegen ihn zu entscheiden. Gleichzeitig wird dem Menschen aber von
theologischer beziehungsweise kirchlicher Seite sehr nachdrücklich bedeutet,
dass nur das Ja zu Gott, der unbedingte Glauben an ihn die rechte Entscheidung
darstellt. Die Verweigerung gottgefälligen Verhaltens gilt als Verrat an Gott.
Kann man da noch von einer wirklich freien Willensbildung sprechen, wenn
eigentlich folgsames Verhalten erwartet wird und die Alternative dazu eine
strafbewehrte Sünde darstellt, im Extremfall sogar mit ewiger Verdammnis
geahndet wird?
(143) In
einem Punkt erheben wir uns vielleicht über die Natur: Wir sind im Begriff,
ihrer Erbarmungslosigkeit auszuweichen, indem wir ihre Gesetze erkennen und so
zu Mitgestaltern im Sinne von mehr Menschlichkeit werden können. Die heimliche
Sorge vor den Fortschritten der Hirnforschung, die so manchen Vertreter der
Willensfreiheit umtreibt, stellt sich mir dar als Hoffnung auf mehr
einfühlendes und helfendes Verstehen im mitmenschlichen Umgang.
(145) Zu
solchen Provokationen des Verstandes gehören für mich zum Beispiel die angeblich
grenzenlose Güte und Barmherzigkeit Gottes und das gleichzeitig zu beobachtende
durch Mensch und Natur ausgelöste maßlose Leid auf dieser Welt. Dazu gehört die
Behauptung, dass die von Gott kommende Botschaft eine Botschaft der erbarmenden
Liebe sei, aber die Geschichte dieser Lehre ist durchzogen von einer blutigen
Spur: Kreuzzüge, Ketzerverfolgungen, Inquisitionsgerichte, Hexenverbrennungen
und Sklaverei mit Millionen dahingemetzelter, verbrannter oder sonstwie zu Tode
gequälter Menschen. Und - um ein weiteres Beispiel zu nennen - Altes und Neues
Testament als angebliches Gotteswort enthalten eine solche Fülle an grausamen,
geradezu sadistisch zu nennenden göttlichen Bestrafungen und Strafandrohungen,
dass entweder an der Menschenfreundlichkeit dieses Gottes oder an der
behaupteten göttlichen Urheberschaft dieser Texte gezweifelt werden muss.
Ich kann
mich mit solchen Widersprüchen nicht abfinden. Das wäre nur möglich, wenn mir
diese Dinge gleichgültig wären. Sie sind es aber nicht, sie beschäftigen mich
seit der Zeit des Konfirmandenunterrichts.
(147)
Fragte ich einen katholischen oder evangelischen Mitmenschen, … worauf er sein
christliches Bekenntnis begründe und was er für wichtig halte, wurden in der
Regel die Zehn Gebote und die Bergpredigt genannt, der Glaube an Jesus Christus
und natürlich an Gott.
Fragt man jetzt detaillierter weiter, dann wird nur in wenigen Fällen der
Befragte ein klares, streng christliches Bekenntnis ablegen wollen, vielmehr
wird deutlich werden, dass er über die meisten Fragen überhaupt noch nicht
wirklich nachgedacht und keine eigene Entscheidung getroffen hat. Solche Fragen
könnten die nach dem »persönlichen« Gott sein, also nach Gott als Person, nach
dessen Ebenbild angeblich der Mensch geformt wurde, nach seiner ganz persönlichen
Meinung zur so genannten Erbsünde, zur Sündenvergebung und Erlösung durch den
Opfertod von Jesus Christus am Kreuz, nach dem Glauben an eine tatsächliche
leibliche Auferstehung oder aber an die ewige Verdammnis in einer jenseitigen
Hölle. Spätestens an dieser Stelle erwidern die meisten, dass sie sich darüber
so genau noch keine Gedanken gemacht hätten oder das Ganze eher symbolisch
verstünden oder eigentlich überhaupt als überholt, wenngleich aus moralischen
Gründen als ganz nützlich erachteten, wenn nicht gar unverzichtbar für den
gesellschaftlichen Zusammenhalt.
(153) An
dieser Beweisführung (Gott als erste Ursache) kann Verschiedenes kritisiert
werden. Zunächst kann man sich fragen, warum ein »unverursachter« Gott die
erste Ursache sein sollte, warum nicht eine unverursachte Urkraft oder ein
ungöttliches allgemeines Prinzip. Zudem kann man argumentieren, wenn Gott als
unverursacht angenommen wird, warum kann dann nicht auch das Universum als
unverursacht, also ohne Grund ewig bestehen. Hinzu kommt eine formal-logische
Kritik, die auf die Widersprüchlichkeit der Argumentationsform zielt. Wenn man
eingangs formuliert (in der so genannten Prämisse), dass aufgrund des
Kausalitätsprinzips alles eine Ursache habe, dann kann man nicht plötzlich argumentieren,
für den ersten Verursacher, also für Gott, gelte dieses Kausalitätsprinzip
nicht. Auch lässt sich einwenden, dass eine unendliche Kausalkette denkbar sei,
und das Universum von daher keine eigentliche anfängliche Ursache haben müsse
(158)
Selbst der katholische Theologe HANS KÜNG (* 1928), Autor vieler mit Gott und
Christentum befasster Bücher, bekennt seine Ratlosigkeit, wenn er in seinem
Buch »Credo« schreibt:
»... ich
gestehe darüber hinaus, dass ich nach Auschwitz, dem Gulag und zwei Weltkriegen
erst recht nicht mehr vollmundig von >Gott, dem Allmächtigem reden kann, der
da als >ab-soluter< Machthaber >los-gelöst<, unberührt von allem
Leid, doch alles dirigiert, alles macht oder mindestens alles machen könnte,
wenn er wollte, und der dann doch angesichts größter Naturkatastrophen und
Menschheitsverbrechen nicht eingreift, sondern schweigt und schweigt und
schweigt ... «.
Es ist aber
nicht nur das verabscheuungswürdige Verhalten von Menschen, in viel größerem
Maße ist es die Natur, die durch Krankheiten und Katastrophen die Ursache
schlimmsten Elends darstellt. Lepra, Malaria, Pest und Krebs, um nur einige der
verheerenden Krankheiten zu nennen, haben über die Jahrtausende Hunderte von
Millionen Menschen erbärmlich dahinvegetieren lassen und um Lebensglück und
Leben gebracht. Die Hilferufe nach oben zu Gott wendeten das Schicksal der
Betroffenen nicht, erst moderne Wissenschaft und Medizin waren in der Lage,
hier eine entscheidende, wenn auch noch keine vollständige Hilfe zu leisten.
(159)
Anlässlich des Tsunami 2004 in Südostasien … traten die damals höchsten
Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen Deutschlands, KARDINAL LEHMANN
und BISCHOF HUBER, am 9. Januar 2005 bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst
im Berliner Dom auf. Beide rangen in ihren Predigten, rat- und hilfesuchend gen
Himmel blickend, nach den hier noch möglichen Worten. KARDINAL LEHMANN verglich
das Tsunami-Unglück mit der Sintflut der Bibel und erinnerte an frühere
Naturkatastrophen, die Atombombenabwürfe, an Auschwitz und den Holocaust.
»Es gibt
eben unsägliches, durch und durch unverständliches Leid. Auch die Bibel kennt
die Klage gegen Gott.« Als Christ finde er keine andere Antwort als den Blick
auf das Kreuz Jesu. Und er fragte laut und vernehmlich: »Gott, wo warst Du?«
Die
Hilflosigkeit und die Bedrückung, die aus den Worten des Kardinals sprachen,
fielen mir auf. Sie hatten nichts mehr von jener selbstsicheren, ja
manchmal selbstherrlichen
Gottesgewissheit eines hohen kirchlichen Amtsträgers, der schon von Berufs
wegen unbedingte Glaubenssicherheit ausstrahlen muss. Ich fand das menschlich
und bewegend, weil es in seiner offen gezeigten Ratlosigkeit auf mich
aufrichtig und wahrhaftig wirkte. Ein ähnlich bemerkenswertes Wort gibt es von
PAPST JOHANNES PAUL II. anlässlich einer Generalaudienz im Jahr 2002:
»Es gibt
neben dem Schwert und dem Hunger eine noch größere Tragödie, nämlich die des
Schweigens Gottes, der sich nicht mehr offenbart und sich scheinbar in seinem
Himmel eingeschlossen hat, so als sei er des menschlichen Tuns überdrüssig.«
Die
Ausführungen der letzten fünf Seiten waren von der Frage geprägt, wer das Böse
und das Leiden in unserem Leben verursacht und wer die Verantwortung dafür
trägt - der Mensch, die Natur oder gar Gott? Den Menschen als den eigentlichen
Sünder hinzustellen, wäre etwas zu einfach. Selbst wenn man ihm einen freien
Willen unterstellte - »es stirbt kein Sperling ohne Gottes Willen«, wie Jesus
einst verkündete. Mit dem freien Willen kommt eine andere, kaum lösbare
Problematik hinzu: Warum gibt uns der allgütige Gott einen freien Willen, wenn
er doch in seiner Allwissenheit wissen muss, dass wir ihn missbrauchen werden?
Und was ist mit einem kleinen Kind, das krebskrank oder durch die Trümmer eines
erdbebengeschüttelten Hauses qualvoll zu Tode kommt? Hatte es überhaupt schon
eine Gelegenheit, aufgrund seines freien Willens Böses zu tun? Oder will man
gar mit dem absurden Argument daher kommen, dass es schon durch die Erbsünde
belastet und damit von vornherein schuldig sei?
Wenn - wie
es geschrieben steht und täglich gepredigt wird - Gott die Eigenschaften
Allmächtigkeit, Allwissenheit und Allgüte (im Sinne allumfassender Güte oder
Barmherzigkeit) zukommen, dann bleibt es unverständlich, warum er all dies geschehen lässt und gleichgültig »schweigt
und schweigt und schweigt«. Im übrigen kommt der Mensch gegenüber Krankheiten
und naturbedingten Katastrophen - wie oben schon festgestellt wurde - nur in
weitaus geringerem Maß als Ursache für das Leiden in Frage. Krankheiten,
Missbildungen, Seuchen und Naturkatastrophen bewirken ungleich mehr an Leid und
Elend.
(164) Im
christlichen Verständnis ist Gott moralisch vollkommen, hasst das Leiden, liebt
den Menschen, ist unendlich barmherzig.
Da aber
physisches und moralisches Übel zweifellos in der Welt in für menschliche
Maßstäbe unfassbarer Größe existieren, bleibt als logische Konsequenz nur
anzunehmen, dass entweder Gott nicht allmächtig ist oder nicht allgütig oder
sich für die Welt und ihre Menschen nicht interessiert, also nicht willens ist,
das Übel und das Böse zu verhindern. Was Menschen im christlich-abendländischen
Bereich früher kaum zu denken wagten, dürfte dennoch die logisch
befriedigendste Lösungsvariante darstellen: dass es nämlich diesen von uns mit
menschlichen Eigenschaften versehenen Gott gar nicht gibt. Ein Argument gegen
die Existenz eines Gottes überhaupt wären Leid und Elend in dieser Welt jedoch
nicht!
In
Diskussionen wird an dieser Stelle gern eingewandt, dass man die Güte Gottes
nicht nach menschlichen Kategorien beurteilen dürfe. Aber – so möchte ich
einwenden - was wäre das für ein Gott, der nicht einmal die bescheidenen Formen
von Zuwendung und Gerechtigkeit kennt, die wir als Basis ganz elementaren
mitmenschlichen Handelns empfinden und die im Zentrum des allgemein akzeptierten
menschlich-moralischen Verhaltens stehen. Und noch ein weiterer Einwand wird an
dieser Stelle vorgebracht. Gottes Wesen übersteige alles menschliche
Erkenntnisvermögen, deswegen sei es anmaßend und geradezu hochmütig, mit den
eigenen bescheidenen Verstandesmitteln die im Rahmen der so genannten Theodizee
aufgeworfene Problematik bewältigen zu wollen. Hier könne man eben nur glauben.
(178)
Anders als Bibel und Kirche uns weismachen wollen, sind moralische Prinzipien nicht
von Gott dem Menschen in Form offenbarter Texte vorgeschrieben worden, sondern
haben sich im Laufe der Menschheitsgeschichte auf evolutionärem Wege von selbst
herausgebildet. Es haben sich in Jahrtausenden jene Regeln des Zusammenlebens
herauskristallisiert, die das Überleben einer Gesellschaft am besten
ermöglichten. Moral, also ein System von sittlichen Normen, das dem Mitmenschen
und der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit gut tut, hat sich auf diese Weise
selbst konstituiert. Dass dem wohl so ist, dafür spricht die Tatsache, dass
weltweit weitgehend dieselben Grundsätze gelten: Du sollst nicht töten, nicht
lügen und betrügen, du sollst das Eigentum des Anderen respektieren, du sollst
dem in Not Geratenen helfen und weitere, weltweit übereinstimmende Gebote.
Dabei dürfte unbestritten sein, dass die behauptete Existenz eines höheren
Wesens, das nach dem Tode angeblich gutes Verhalten belohnen und schlechtes
bestrafen würde, solchen grundlegenden Normen höchste Autorität verlieh.
(187) Wenn
Naturwissenschaftler sich als gläubig bezeichnen, dann ist es zumeist ein
allgemeiner Gottesglaube, der sich als Glauben an eine nicht näher bestimmte
umfassende göttliche Idee, an einen kosmischen Geist von Ordnung und Harmonie,
an eine Macht als Urgrund und Ursache alles Seienden darstellt. Die wenigsten
Naturwissenschaftler glauben an einen persönlichen Gott, so wie er in der Bibel
beschrieben wird, der in die individuellen Geschicke eingreift, der durch Beten
gnädig gestimmt werden kann und der auch ein Leben nach dem Tod verheißt. Die
Elite der US-amerikanischen Naturwissenschaftler ist Mitglied in der National
Academy of Science, die etwa 1800 Mitglieder zählt. Unter ihnen gelten
besonders die Biologen als die größten Zweifler. 95 Prozent von ihnen geben an,
Atheist oder Agnostiker zu sein.
ALBERT
EINSTEIN (1879-1955) schrieb 1926 in einem Brief an den Physiker Max Born: »Die
Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns doch nicht
näher. Jedenfalls bin ich überzeugt davon, dass der nicht würfelt. «. EINSTEIN
wollte mit dieser Formulierung seine Ablehnung der Quantentheorie untermauern.
Aus diesen locker dahin geworfenen Worten wurde in der Öffentlichkeit der
berühmte Ausspruch »Gott würfelt nicht«, der gern als Zitat verwendet wird, um
zu belegen, dass er an Gott geglaubt habe. EINSTEIN bestreitet in einem 1954
geschriebenen Brief diese Auffassung:
»Es ist
natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiöse Überzeugung lesen, eine Lüge,
die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott
und habe dies nie verhehlt, sondern habe es klar zum Ausdruck gebracht. Wenn es
etwas in mir gibt, das religiös genannt werden kann, dann ist es die
grenzenlose Bewunderung für die Struktur der Welt, so weit sie jedenfalls) die
Wissenschaft erkennen kann. «
(191) Zu
welchen theologischen Konstruktionen die Bedrückung über Gottes
Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden der Juden in der Zeit des
Nationalsozialismus führen kann, demonstriert uns der deutsch-amerikanische
Philosoph und Religionswissenschaftler HANS JONAS (1903-1993). In seiner
Schrift »Der Gottesbegriff nach Auschwitz«, die hier nur kurz erwähnt werden
soll, hat er die These aufgestellt, dass Gott mit der Erschaffung des Menschen
seine Macht selbst begrenzt habe. So sei er zwar allmächtig, habe aber, damit
die Menschen nicht nur Marionetten seien, zugelassen, dass sie auch gegen ihn
denken und handeln.
Ich sehe in
dieser These nur den verzweifelten Versuch, die Existenz eines Gottes zu
verteidigen, der menschlicher Logik und menschlicher Erfahrung immer mehr
widerspricht. Eine solche Auffassung scheint mir unvereinbar zu sein mit der
sonst verbreiteten Vorstellung von Gott als eines Wesens von reinster Moral und
größter Barmherzigkeit. Kann man es wagen, einem Überlebenden des Holocaust,
der Eltern und Geschwister grausam
verloren
hat, eine solche Erklärung anzubieten, die nur erfunden wurde, um das
Unbegreifliche logisch erscheinen zu lassen?
(192) Was
bin ich nun? Bin ich ein Atheist, der Gottes Existenz strikt leugnet? Bin ich
vielleicht doch eher ein Agnostiker, also einer, der das Göttliche für un-
erkennbar hält, aber dessen Existenz nicht unbedingt verneint? Als ein mit
Vernunft begabtes Wesen sehe ich mich jedenfalls nicht in der Lage, an den mir
kulturell anerzogenen »lieben Gott« zu glauben. Denn wer einmal »vom Baum der
Erkenntnis« gegessen hat, für den gibt es kein Zurück. Zu viele Widersprüche
zwischen verkündeter Botschaft und erlebter Wirklichkeit tun meinem Verstand
weh. Aber auch das weiß ich: Mein und unser aller Verstand ist begrenzt, vieles
können wir nicht sehen, vieles nicht denken und begreifen, noch viel mehr nicht
wissen, und wer weiß, wieviel wir nicht einmal erahnen?
So halte
ich denn meinen Geist und meine Seele - so ich denn eine hätte - offen für
Einsichten, die mir vielleicht bisher verborgen geblieben sind. Der Christ und
der Muslim freuen sich auf den Himmel, der ihnen dereinst unendliche Freuden
bescheren wird. Ich bin da bescheidener und freue mich darüber, ein wenn auch
winziger Teil des Universums zu sein, der sich vorübergehend als ein »lch«
empfinden und dieses unbegreiflichen Universums bewusst werden konnte.
Vielleicht - so denke ich manchmal - hat ja das Universum uns Menschen
hervorgebracht - aber das ist nun wirklich nur naives Phantasieren jenseits
aller wissenschaftlichen Logik und Erkenntnis! - nur um sich durch uns seiner
selbst bewusst zu werden.
(198) »Die
Bücher des Alten Testaments stammen von Verfassern, durch die Gott zu den
Menschen spricht und durch die das Volk Israel seinen Glauben an die Heilstaten
und Verheißungen Gottes bekennt. Juden und Christen glauben an die Inspiration
(Eingebung) dieser Bücher durch den Geist Gottes. ... Die Lehrer Israels haben
das so empfangene Wort Gottes betend durchdacht, erläutert und erweitert. Schließlich
fanden sich Männer, die der so weitergegebenen Überlieferung jene endgültige
schriftliche Form gaben, die Jesus und die Urkirche als Heilige Schrift
anerkannten und der Kirche anvertrauten.«
Und im
Vorwort zum Neuen Testament der Einheitsbibel heißt es:
»Die im
Neuen Testament ... enthaltenen urchristlichen Schriften wurden von der Kirche
des 2. Jahrhunderts gesammelt, weil sie den Glauben der apostolischen und
nachapostolischen Zeit auf zuverlässige Weise bezeugen. Nach Auffassung der
Kirche sind sie unter dem Beistand des Heiligen Geistes abgefasst worden.«
Die
katholische Kirche ist in ihrem neuesten, unter der Leitung des damaligen
KARDINALS JOSEPH RATZINGER (*1927) (heute PAPST BENEDIKT XVI.)
zusammengestellten und von PAPST JOHANNES PAUL II. 1992 herausgegebenen
Katechismus noch deutlicher. Dort heißt es:
»Die Heilige Schrift ist Gottes Rede,
insofern sie unter dem Anhauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet
worden ist.« (S. 60) An anderer Stelle heißt es (S.
65): »Gott hat die menschlichen Verfasser
(Autoren) der Heiligen Schrift inspiriert. « Weiter: »Die inspirierten Bücher lehren die Wahrheit. Da also all das, was
die inspirierten Verfasser ... aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt
gelten muss, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher,
getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen
in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte.« (Kursivdruck im Original!)
Festzuhalten
bleibt also, dass nach Überzeugung insbesondere der katholischen Kirche die
Bibel, und das meint nicht nur Neues sondern ebenso Altes Testament, vom
Heiligen Geist inspiriert ist und somit Gottes Wort darstellt und ohne
lrrtum(!) die Wahrheit lehrt. Betont sei in diesem Zusammenhang, dass der hier
zitierte Katechismus der für alle katholischen Gläubigen verbindliche aktuelle
Leitfaden der christlichen Glaubenslehre ist. Es handelt sich um eine Schrift,
die von höchster Stelle herausgegeben wurde.
(204)
Einerseits ist festzustellen, dass über die Jahrhunderte und bis heute
Millionen und Abermillionen Menschen tröstenden Zuspruch und moralischen Halt
durch Bibel und Kirche erfahren haben. Auch die unermesslichen, teilweise
lebenslangen Mühen und großen Opfer, die Menschen auf sich genommen haben, um
durch Gotteshäuser unübertroffener Größe, Gestalt und Schönheit ihre
Gottergebenheit zu bekunden, zeugen von der Kraft dieses Glaubens. Und auch die
kirchenmusikalischen Werke eines Bach, Mozart oder beispielsweise Mendelssohn
Bartholdy mit ihrer Fähigkeit, den zuhörenden Gläubigen in eine überirdisch
anmutende Welt zu entführen, können als Zeugnis eines »Geist und Seele in
höchste Gefilde« tragenden Glaubens gedeutet werden.
Andererseits
hat diese kraftvolle, unsere Welt prägende Glaubenslehre Unheil und Unglück in
ebenso unfassbarer Dimension über die Menschen gebracht: Kreuzzüge,
Glaubenskriege, Inquisition, Hexenverbrennungen, Verfolgung Andersgläubiger und
Zwangsmissionierungen. Aber auch die seelischen Deformationen von ungezählten
Menschen durch die permanente Drohung mit Hölle und ewiger Verdammnis, sollte
denn das gottgefällige Leben verfehlt werden, gehen auf ihr Konto. Auch der
derzeit immense geldwerte Grundbesitz der Kirchen und seine Herkunft sowie die
weltweiten, teilweise dubiosen Finanzgeschäfte des Vatikan wären einer näheren
Betrachtung wert, besonders unter dem Aspekt der von Jesus gepredigten Armut.
(226)
Selbstverständlich enthält die Bibel auch Aussagen, die anerkennenswert in
ihrer Absicht sind, menschliches Verhalten moralisch so zu beeinflussen, dass
wir uns auch heute damit identifizieren können. Worte wie »Wer ohne Schuld ist,
der hebe den ersten Stein« oder »Die Rache ist mein, spricht der Herr« oder das
von Jesus abgelehnte alttestamentarische Rachedenken »Auge um Auge, Zahn um
Zahn« zeugen in ihrer zu Frieden und Verständigung aufrufenden Ermahnung davon,
dass die Bibel ein Buch ist, das aufgrund seiner Jahrtausende währenden
Entstehungszeit auch kulturelle Schätze bedeutender Art enthält. Diese
zweifellos ebenfalls vorhandenen Bibelstellen, denen ein auch unseren heutigen
Moralvorstellungen entsprechender Rang nicht abzusprechen ist, können die
archaisch-inhumanen und fragwürdigen Teile innerhalb dieser »unheiligen
Schrift« jedoch in keiner Weise aufwiegen. Es macht doch auch einen Raubmörder
nicht zu einem Heiligen, wenn man erfährt, dass er mit einem Teil des
erbeuteten Geldes ein Waisenhaus finanziert. Soll sagen, dass es die Qualität
bestimmter Aussagen oder Taten nicht zulässt, durch andere relativiert oder gar
aufgehoben zu werden.
Das Nebeneinander
von Aussagen unterschiedlichster moralischer Qualität erhärtet die für mich
schon lange bestehende Überzeugung, dass die Bibel reines Menschenwerk ist,
verfasst von Menschen unterschiedlichster moralischer Natur und Absicht. Was
schließlich die selektive Vorgehensweise bei der hier getroffenen Auswahl
betrifft, so kopiert sie lediglich die in Schule, Konfirmandenunterricht und
Predigt seit jeher übliche Methode, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen und
verhält sich damit in legitimer Weise kompensatorisch. Ich habe während meines
bisherigen Lebens keine der hier von mir zitierten fragwürdigen Bibelstellen zu
Gehör bekommen …
(227) An
dieser Stelle höre ich dann oft das Argument, dass man die Bibel eben nicht so
buchstabenfixiert lesen dürfe, vielmehr sei zu berücksichtigen, dass in ihr
vielfach in Bildern und Allegorien im Verständnis der damaligen Zeit gesprochen
werde und dass manches einfach als interpretationsbedürftige Dichtung zu
verstehen sei. Solche Auffassung - so würde ich darauf antworten - mag moderner
Theologensicht entsprechen, über fast zwei Jahrtausende jedoch haben die
Menschen das so geglaubt, wie es geschrieben steht (beziehungsweise ihnen
vorgelesen wurde) und auch wörtlich gemeint war. Und die meisten Menschen
verstehen die Bibel - wenn sie denn in ihr lesen - auch heute noch so. Deswegen
ist meines Erachtens nicht maßgebend, was moderne Textdeutung heute
hineininterpretiert, sondern allein das, was Menschen ohne diese
Interpretationsmuster diesem Text unmittelbar entnehmen. Denn Lehre, Praxis und
Macht des Christentums wurden und werden durch den Originaltext der Bibel
bestimmt und geformt und nicht durch das, was moderne Theologen an
Interpretationen entwickelt haben oder an zeitgeistiger Deutung uns anbieten.
Auch heißt
es oft, man dürfe die Aussagen der Bibel nicht mit heutigen Maßstäben
beurteilen, man müsse vielmehr den geschichtlichen Rahmen dieser Zeit
berücksichtigen. Die Menschenrechte, die wir als Leitbild immer vor Augen
hätten, seien schließlich ein Ergebnis erst der jüngeren Zeit, deshalb sei es
unangebracht, an die Texte der Bibel mit diesen heutigen Kriterien
heranzugehen. Das ist gewiss richtig. Dennoch war bestimmt auch damals schon
das von Gott befohlene Pfählen von Andersgläubigen (Num 25, 1-5) ein Akt schlimmster
Barbarei und das Zerschmettern unschuldiger Kinder an Felsen (Psalmen 137, 8-9)
nichts anderes als elender Mord.
(245) Kaum
bekannt ist, dass die evangelischen Landesbischöfe und Landeskirchenpräsidenten
von Sachsen, Hessen-Nassau, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Anhalt, Thüringen
und Lübeck am 17.12.1941 sich mit folgender Erklärung eindeutig hinter das
nationalsozialistische Programm der Judenverfolgung stellten:
»Die
nationalsozialistische deutsche Führung hat mit zahlreichen Dokumenten
unwiderleglich bewiesen, dass dieser Krieg in seinen weltweiten Ausmaßen von
den Juden angezettelt ist. Als Glieder der deutschen Volksgemeinschaft stehen
die unterzeichneten deutschen Evangelischen Landeskirchen und Kirchenleiter in
der Front dieses historischen Abwehrkampfes, der unter anderem die
Reichspolizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden als der geborenen
Welt- und Reichsfeinde notwendig gemacht hat. Schon Dr. Martin Luther erhob
nach bitteren Erfahrungen die Forderung, schärfste Maßnahmen gegen die Juden zu
ergreifen und sie aus deutschen Landen auszuweisen. Von der Kreuzigung Christi
bis zum heutigen Tage haben die Juden das Christentum bekämpft oder zur
Erreichung ihrer eigennützigen Ziele missbraucht oder verfälscht. Durch die
christliche Taufe wird an der rassischen Eigenart des Juden, seiner
Volkszugehörigkeit und seinem biologischen Sein nichts geändert. Eine deutsche
evangelische Kirche hat das religiöse Leben deutscher Volksgenossen zu pflegen
und zu fördern. Rassejüdische Christen haben in ihr keinen Raum und kein Recht.
Die unterzeichneten deutschen Evangelischen Kirchen und Kirchenleiter haben
deshalb jegliche Gemeinschaft mit Judenchristen aufgehoben. Sie sind
entschlossen, keinerlei Einflüsse jüdischen Geistes auf das deutsche religiöse
und kirchliche Leben zu dulden.«
(264)
Schauen wir uns an, was der durch PAPST JOHANNES PAUL II. und KARDINAL JOSEPH
RATZINGER (heute PAPST BENEDIKT XVI.) gemeinsam verantwortete Katechismus sagt
und - für mich - als modernes Zeugnis archaischen, alttestamentarischen und
unmenschlichen Denkens festhält:
»Die
Rechtfertigung [d.h. Reinwaschung von unseren Sünden, U.L.] wurde uns durch das
Leiden Christi verdient, der sich am Kreuz als lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfergabe dargestellt hat und dessen Blut zum
Werkzeug der Sühne für die
Sünden aller Menschen geworden ist.«
An anderer
Stelle heißt es:
»Auch die
selige Jungfrau ging den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung mit dem Sohn
hielt sie in Treue bis zum Kreuz, wo sie nicht ohne göttliche Absicht stand,
heftig mit ihrem Eingeborenen litt und sich mit seinem Opfer in mütterlichem
Geist verband, indem sie der Darbringung
des Schlachtopfers, das sie geboren hatte, liebevoll zustimmte.« (Hervorhebungen
von mir)
Diesen
letzten, hervorgehobenen Halbsatz muss man zweimal lesen, um ihn in seiner
Abartigkeit voll zu erfassen - oder sind meine Maßstäbe so völlig „verrückt“ …
(269) Und
der Petersdom in seiner majestätischen Größe, das einmalige kirchenmusikalische
Schaffen eines Johann Sebastian Bach oder das opfervolle Leben so vieler
Menschen, die sich ausschließlich ihrem Gott und ihrem Glauben hingaben - alles
das soll letztlich nur einer Einbildung geschuldet sein? Es fällt nicht leicht,
darauf mit einem betonten »Ja« zu antworten. Aber haben wir Skrupel, dasselbe
über Menschen auszusprechen, die einem anderen Glauben anhängen, über die
Azteken oder Assyrer etwa, die seinerziet im Rahmen ihrer Glaubenssysteme ihre
Götter auch mit größter Inbrunst und Überzeugung verehrten, …
(273) Die
Vorstellung, dass das eigene Ende endgültig ist, dass das eigene Ich nie wieder
die Möglichkeit haben wird, sich seiner und dieser Welt bewusst zu werden, dass
ein Wiedersehen von geliebten Menschen nie mehr möglich sein wird, hat etwas
sehr traurig Stimmendes an sich. Aber ist der Gedanke wirklich so unerträglich,
dass man aus dem Nichts kommt, für einen kosmischen Augenblick dieser Welt
gewahr wird und wieder im Nichts verschwindet? Ist es nicht vielmehr als etwas
Unbegreifliches, Unfassbares, ja Unergründliches zu betrachten, dass die
Gesetze dieses Kosmos aus dessen Bausteinen etwas zusammengefügt haben, das ein
Bewusstsein von sich und dieser Welt entwickelt und das sich als ein einmaliges
Ich erlebt? Unendlich viele andere Ichs sind denkbar, die aber nie die
Gelegenheit hatten, in die Wirklichkeit einzutreten. Wir, die wir jetzt über
unsere Endlichkeit nachdenken, hatten diese Chance, und wenn wir unser Leben
gerne gelebt haben, dann können wir von einem einzigartigen Glück sprechen,
über unsere Sinne und unseren Verstand etwas von der Existenz dieser Welt
erfahren zu haben.
(275) Zu
bedenken ist aber bei alledem, dass die Wissenschaften, insbesondere die
Naturwissenschaften, trotz ihrer höchst beeindruckenden Erfolge und der noch zu
erwartenden und uns sicher auch noch sehr überraschenden Einsichten nicht in
der Lage sind, auf bestimmte Fragen eine Antwort zu geben. Die Wissenschaft
wird uns auf die Frage nach dem Sinn des Lebens eine Antwort schuldig bleiben. Auch
die Frage, was ein erfülltes Leben sein könnte, „versteht“ die Wissenschaft
nicht. Ebenso sind Probleme der Ethik keine Themen, die wie wissenschaftliche
zu behandeln wären …
(276)
Selbstverständlich gibt es Dinge, von denen - wie WILLIAM SHAKESPEARE
(1564-1616) es damals schon formulierte - »sich unsere Schulweisheit nichts
träumen lässt«, Dinge, die heute noch oder womöglich für immer außerhalb des
für uns Erfahrbaren und Begreifbaren liegen, Dinge, die sich soweit jenseits
des uns sprachlich-begrifflich Fassbaren bewegen, dass sie nicht einmal in den
Horizont unseres Erahnens geraten. Eine Welt, die nur aus dem unmittelbar
Erfahrbaren und Erkennbaren bestünde, wäre sicherlich um wesentliche
Dimensionen verkürzt.
Die
Wirklichkeit geht mit Sicherheit über das uns - wenigstens heute noch - als
denkende und fühlende Menschen Zugängliche hinaus. Fragen, die man - wie
erwähnt - als religiöse bezeichnen könnte, die unseren Alltag transzendieren,
die auf etwas verweisen, das sich unserem Erkenntnisstreben verschließt, sind so legitim wie Fragen des
täglichen Lebens. Aber gegen die Antworten der christlichen Religion auf solche
uns bewegenden Fragen wehre ich mich vehement. Was ich vor allem nicht
hinnehmen will, ist, dass die Antworten auf das uns Unbegreifliche unseren
Erfahrungen, Erkenntnissen und bewährten Denkmustern diametral entgegengesetzt
sein sollten, dass sie als um so tiefsinniger und glaubwürdiger gelten sollten,
je mehr sie unserem Verstand widersprechen. »Credo, quia absurdum - ich glaube,
weil es widervernünftig ist«, wie es in dem schon erwähnten theologischen
Diktum heißt …
Der
Naturwissenschaft wird von seiten der Kirche gern vorgeworfen, dass sie in
ihrem Erklärungsanspruch anmaßend und überheblich sei. Die dogmatisch
definierte Unfehlbarkeit des Papstes in Fragen der Lehre, die das l.
Vatikanische Konzil 1870 beschloss, ist tatsächlich anmaßend und überheblich.
Wie
überraschend ist hier die Position des derzeitigen DALAI-LAMA (* 1935), des
geistlichen und früher auch politischen Oberhaupts des tibetischen Volkes. Im
Vorwort seines Buches »Die Welt in einem einzigen Atom« formuliert er folgende
erstaunliche Auffassung:
»Das
Vertrauen, das ich in diesen Dialog [mit den Naturwissenschaften, U.L.] setze,
beruht auf meiner grundlegenden Überzeugung, wonach das Verständnis der
Wirklichkeit in den Naturwissenschaften - genau wie im Buddhismus - durch
kritische Untersuchungen gewonnen wird. Sollte die Wissenschaft abschließend
nachweisen können, dass gewisse Behauptungen des Buddhismus falsch sind, müssen
wir die Erkenntnisse der Wissenschaft annehmen und überholte Anschauungen
revidieren.«
Solche
Offenheit und Flexibilität eines Religionsführers ist der Kirche unbekannt. Wer
seinerzeit erkannte, dass die Erde nicht im Mittelpunkt der Welt steht und wagte,
dieses Wissen auch öffentlich kund zu tun, wurde - wenn er der Kirche
unterstand - verbrannt. Wer als Mediziner darauf verwies, dass ein Mann
keineswegs eine Rippe weniger hat, jene nämlich, aus der Eva geschaffen worden
sein sollte, hatte ebenfalls sein Leben verwirkt. Die DARWINsche
Evolutionstheorie war in den Augen der Kirche Teufelswerk, wurde schließlich
aber im Jahr 1996 von der katholischen Kirche als wissenschaftliche Erklärung
für die Entwicklung der Arten und letztlich des Menschen anerkannt. Diese
Anerkennung erfolgte allerdings nur unter der Bedingung, dass Gott die
Entwicklung auf den Menschen als Ziel gelenkt und ihm im Gegensatz zum Tier
eine unsterbliche Seele verliehen habe. (Zwischenfrage: Ab wann eigentlich
verfügte der aus dem Tierreich sich entwickelnde »ebenbildliche« Mensch über
eine Seele? Schon vor 100000 Jahren, schon als inzwischen ausgestorbener
Neandertaler oder erst sehr viel später?)
Rückblickend
betrachtet hat die Kirche in ihren Auseinandersetzungen mit der Wissenschaft
ein Rückzugsgefecht nach dem anderen angetreten und stets endgültig verloren.
PAPST BENEDIKT XVI. (*1927) ist vorsichtiger geworden. In einer Rede im
September 2006 in der Universität Regensburg über Glauben und Vernunft
beanspruchte er für Gott nur noch die Rolle als Erstbeweger und Sinnstifter.
(280) Und
noch etwas ist von großer Merkwürdigkeit: Wenn Gott uns wirklich etwas zu sagen
hat, warum sagt er es uns nicht selbst? Ganz direkt und unmittelbar und nicht
durch selbsternannte Vertreter vermittelt. Warum bedarf es einer Priesterkaste,
die über die Jahrhunderte oft genug gezeigt hat, wie sie die - teilweise
durchaus beherzigens- und bedenkenswerten - Forderungen der Bergpredigt wie
Barmherzigkeit, Nächstenliebe oder Verzicht auf nicht lebensnotwendigen
Reichtum verraten hat und statt dessen eher am Ausbau ihrer Macht interessiert
war. Wenn Gott wirklich auf unserer Seite steht, warum zeigt er uns das nicht
so unmissverständlich, dass es nicht der Interpretationshilfe sich in so
vielfacher Weise widersprechender »Zwischenhändler« bedarf? In seiner Allmacht
und Weisheit dürfte es ihm nicht schwerfallen, Mittel und Wege zu finden, uns
unmittelbar und glaubhaft anzusprechen. Eine solche direkte göttliche Ansprache
würde wohl jeden Menschen überzeugen und machte dann die riesigen kirchlichen
Verkündigungsbetriebe und die Heerscharen von Vertretern, die Gottes Wort
glauben erklären zu müssen, überflüssig. Würde Gott in seiner angeblichen
Fürsorge sich klar und eindeutig offenbaren, dann wären so zahllose mörderische
Auseinandersetzungen zwischen seinen Anhängern unterblieben, weil sie ihn dann
nicht alle unterschiedlich verstanden hätten; dann wäre so unermesslich viel
menschliches Leid entfallen, weil sein aufklärendes Wort den gnadenlosen
Verfolgungen in seinem Namen dann Einhalt geboten hätte. Warum äußert er sich
in seiner angeblich unendlichen Liebe zu uns nicht deutlich und verständlich?
Warum »schweigt und schweigt und schweigt er«? (Hans Küng) Und wenn er
angeblich spricht, warum sind dann seine Worte so vieldeutig, dass sie der
Interpretation seiner Propagandisten bedürfen, die dann mit vielen und sich
widersprechenden Stimmen sprechen? So viele ungezählte, in den Himmel empor
gestreckte, um Hilfe flehende Arme wären nicht ohne hörbare Antwort geblieben, wenn
er wirklich für uns da wäre. Deswegen nein und nochmal nein zu einer solchen
meinen - ich betone ausdrücklich: meinen – Verstand beleidigenden Religion.
(284) Für
Touristen sind solche an historischen Orten stattfindenden sakralen
Veranstaltungen besonders beliebte Ziele. Es spielt dabei überhaupt keine Rolle
mehr, ob man selbst noch eine Beziehung zu dem beobachteten Kult hat, allein
das Schauspiel interessiert, es wird als gefilmter Erlebnisbericht mit nach
Hause genommen. Die Dome in Berlin und Köln, in Mailand und Rom sind für sehr
viele Menschen nur noch als ästhetisches Kulturobjekt von Interesse, so wie wir
das beispielsweise bei einem Tempel aus altägyptischer oder babylonischer Zeit
schon immer empfunden haben. Der Glaube an das Göttliche spielt hier keine oder
kaum noch eine Rolle, stattdessen stellen sich eher Bewunderung, allenfalls
eine gewisse Nachdenklichkeit ein. Für nicht mehr kirchlich gebundene Menschen
ist das Christentum in seiner rituellen, baulichen und musikalischen Ausprägung
Kultur geworden, deren religiöser Ursprung oftmals nur noch als ergänzende
Information wahrgenommen wird.
Sollte man
nun redlicherweise als erklärter Nichtchrist alles Christliche aus seinem
Alltag und Jahresablauf verbannen? Wie steht man als Nichtchrist zu kirchlicher
Trauung und kirchlicher Beerdigung? Lebensstationen, denen die Kirche ihren
eigenen Stempel aufgedrückt hat, für die sie einen würdevollen Rahmen bietet,
der selbst von Kirchenfernen mangels gleichwertiger Alternative oft genug noch
in Anspruch genommen wird. Auch die dem Jahreszyklus Abwechslung und Farbe
verleihenden Zeiten wie Ostern, Pfingsten, Advent und Weihnachten sind
christlich geprägte Tage im Jahr, auch wenn zum Beispiel Ostern ursprünglich
ein heidnisches Frühlingsfest war und Weihnachten auf die germanische
Sonnenwendfeier beziehungsweise auf das am gleichen Tag begangene römische
Staatsfest der Geburt des Sonnengottes zurückgeht, also ebenfalls
nicht-christlichen Ursprungs ist.
Ich denke,
dass es falsch und unhistorisch gedacht wäre, den ganzen einmaligen Reichtum an
Traditionen, Musik, Malerei und Architektur ablehnen, gar verachten zu wollen,
der im Laufe der Jahrhunderte entstand und der Phantasie und der Schöpferkraft
gläubiger Menschen zu verdanken ist. Es käme einer Bilderstürmerei von
talibanischer Gesinnung gleich und würde die Zeitlosigkeit von Kunst verkennen,
wollte man sich dieses kulturellen Erbes nur deswegen entledigen, weil der
Grund seines Vorhandenseins –jedenfalls für mich und jene, für die der
christliche Glaube seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat - eine
gedankliche Konstruktion war. Man kann ohne Verlust an ideeller und materieller
Kultur die europäische, ganz wesentlich durch das Christentum geprägte
Geschichte nicht einfach zurückdrehen und an einem selbst definierten Punkt neu
beginnen lassen. Die überwältigend großen, auch die Vielzahl weniger mächtiger,
dennoch einfach schöner Kirchenbauten, die phantasiereichen und vielfach
unerreichten Malereien und Skulpturen als Zeugnis christlicher Frömmigkeit und Ergebenheit,
vor allem die von Menschen selbst unterschiedlichster religiöser oder
weltanschaulicher Auffassung fast wie ein himmlisches Geschenk empfundene
geistliche Musik eines Bach, Händel, Mozart, Bruckner oder beispielsweise die
unvergleichlich schönen gregorianischen Gesänge stellen einen unschätzbaren
Wert schon für sich allein dar. Eine Vielzahl solcher Werke ist Bestandteil
meiner Musik-CD-Sammlung. Sie abzulehnen, nur weil der Grund ihres
Erschaffenwerdens für viele Menschen nicht mehr existiert, würde den Eigenwert
von Kunst ignorieren. Die Verzweiflung und die Hoffnung, die Trauer und die
Freude, die menschliche Sehnsucht nach Halt und Trost, die eine Messe oder
Kantate zum Ausdruck bringt, kann auch ohne ihren Bezug zur christlichen
Verkündigung erlebt und verstanden werden. Kirchliche Kunst kann auch in einem
nicht-gläubigen Menschen das Gefühl aufkommen lassen, dass es Fragen gibt, die
über uns hinausweisen, auf die
jeder seine
eigenen Antworten finden muss, dass es etwas gibt, das uns im Innern bewegt,
unser Verstand aber kaum in Worte fassen kann.
(286) Denn
auch ein gläubiger Christ erfreut sich ja an griechischer, an ägyptischer oder
vielleicht alter mittelamerikanischer religiöser Kunst und bewundert sie,
unabhängig davon, dass er die damit seinerzeit verehrten Götter heute als
Phantasiegebilde betrachtet. Diese Werke haben sich für ihn als Betrachter
losgelöst von ihrem jeweiligen konkreten religiösen Motiv.
(287) Was
dieser Form eines wieder verweltlichten Weihnachtsfestes fehlen würde, ist eine
das Gefühl ansprechende, gemeinschaftlich erlebte Feierlichkeit. Dass sich zu
Weihnachten regelmäßig die Kirchen füllen, ist für mich weniger Zeichen einer
jährlich einmal aufflackernden Frömmigkeit, sondern vielmehr der unbewusst sich
äußernde Wunsch nach einer gefühlsmäßigen Überhöhung eines solchen Tages, die
in uns eine Ahnung aufsteigen lässt, dass das Leben aus mehr besteht als aus
der rationalen Bewältigung des täglichen Lebens, dass es Fragen gibt, die unser
Wissen über die Welt und uns übersteigen, die sich der Beantwortung entziehen
und doch als Fragen immer da sind. Es fehlt eine Form von Feierlichkeit, die
das Gemüt - oder wenn man es lieber so ausdrücken möchte: die Seele -
anspricht, ohne den Verstand zu kränken.
Deswegen
sei noch einmal betont: Die Ablehnung der christlichen Religion bedeutet für
mich keinesfalls auch Ablehnung einer Art religiöser oder spiritueller
Dimension überhaupt, einer Dimension also, die jenseits unserer Erkenntnis und
Erfahrung liegt, unsere Alltagslogik übersteigt und damit über die uns rational
zugängliche Welt hinausweist. Ob diese »jenseitige Welt« uns immer verschlossen
bleiben wird, weil unseren Verstand prinzipiell übersteigend oder ob wir sie
über wissenschaftliches Erforschen zunehmend zum Diesseits machen können, ist
für mich derzeit nicht entscheidbar. Die Anerkennung einer unsere erkenn- und
erlebbare Wirklichkeit transzendierenden Dimension bedeutet aber andererseits
keinesfalls auch Zustimmung zu den nur noch historisch zu begreifenden naiven
Vorstellungen von einem Himmel, einer Hölle und einem richtenden Gott, der zu
Paradies oder ewigen Verdammnis verurteilt. EINSTEIN hat es etwas pathetisch so
formuliert:
»Das Wissen
um die Existenz des für uns Undurchdringlichen, der Manifestationen tiefster
Vernunft und leuchtendster Schönheit, die unserer Vernunft nur in ihren
primitivsten Formen zugänglich sind, dies Wissen und Fühlen macht wahre
Religiosität aus; in diesem Sinn und nur in diesem gehöre ich zu den tief
religiösen Menschen. Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt und
bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach Art desjenigen, den wir an uns
selbst erleben, kann ich mir nicht einbilden.«
Für viele
Menschen ist jedoch die Bibel immer noch ein Buch, das ihr Gefühl
beziehungsweise ihren Glauben in Worte fasst, dass es eine Wirklichkeit gibt,
die jenseits unserer Einsicht liegt. Die Bibel oder genauer gesagte das was sie
aufgrund selektiver Zitierpraxis als Bibel ansehen (ohnehin fast nur die
bekannten Passagen aus dem neuen Testament!), mag daher unsicheren Menschen
eine Hilfe bei der Suche nach metaphysischer Orientierung sein. Deswegen möchte
ich auch sagen: Wer sich als eigentlich mündiger Mensch überfordert fühlt und
sich nicht traut, auf seinen Verstand zu bauen, sich stattdessen nach einer
Autorität sehnt, die ihm sagt, was er zu tun hat, der mag mit seinem
christlichen Glauben, wie er sich ihn auch zurecht gelegt haben mag, besser
fahren. Ich begegne dem berühmten »alten gläubigen Mütterchen« mit Verständnis
und Respekt. Und würde ich gefragt, ob es siel vor der Hölle fürchten müsste,
würde ich zu einer frommen Lüge greifen und sagen, dass Gott jeden Menschen,
der sich ehrlich bemüht hat, ein guter Mensch zu sein, bestimmt zu sich
aufnehmen würde. Warum einen Menschen mit der eigenen Überzeugung »beglücken«,
wenn man ihn dadurch in Unsicherheit oder gar Verzweiflung stürzen würde.
Wir
Menschen sehnen uns nach Sicherheit, Es scheint so zu sein, dass manche
Menschen besser mit Lebenskrisen wie Tod und schwerer Krankheit umgehen können,
wenn sie ein starker Glaube erfüllt. Viele Menschen fühlen sich daher vom
Christentum, vom jüdischen oder muslimischen Glaubet oder anderen
Glaubenssystemen angezogen, die auf jede Lebenssituation scheinbar eine Antwort
haben. Diese Menschen finden es beruhigend, wem aus einer als heilig
angesehenen Schrift immer eine passende Weisheit zitiert werden kann, die als
Lebenshilfe deutbar ist. Je einfacher diese Vorschriften, um so besser; sie
machen einfaches Denken und Handeln in einer unüberschaubar gewordenen Welt
möglich. Diese Menschen lieben Lebensregeln, die Tag und Jahr strukturieren,
und unterwerfen sich gern verpflichtenden, Demut zeigende Riten. Es ist dies
die Sehnsucht nach Halt und Orientierung und die Hoffnung auf Belohnung, die
aus einerjenseitigen Welt versprochen wird.
(303)
Solche sehr generell gehaltenen Fragen wie die nach dem Urgrund alles Seins,
nach dem Woher und Wohin unserer Existenz, nach einem Weiterleben einer vermuteten
Seele über den körperlichen Tod hinaus, nach einer möglichen außerweltlichen
Orientierung unseres Denkens und Handelns bilden wohl den Ursprung aller
Religionen. Menschen stellten sich solche, den Horizont ihrer Alltagswelt
überschreitende Fragen seit jeher, unabhängig zunächst von irgendeinem
spezifischen religiösen System. Auch ein Mensch mit einer naturalistisch
ausgerichteten Weltsicht wird solchen Fragen nicht von vornherein die
Berechtigung absprechen und sie als sinnlos bezeichnen. Seine möglichen
Antworten würden allerdings so ausfallen, dass sie logischen Kriterien und
empirischer Erfahrung nicht widersprechen, Merkmale also, die auf wesentliche
Aussagen des biblisch-christlichen Glaubenssystems schwerlich zutreffen.
(304)
(H.v.Ditfurth) »Als Aberglaube muss eine Überzeugung angesehen werden, die
nachweislich unhaltbare Behauptungen einschließt (indem sie z.B. konkret
vorliegenden oder nachprüfbaren Erfahrungen widerspricht).«
Ich habe
hier die Einstellung von HOIMARV. DITFURTH ausführlicher dargestellt, nicht so
sehr, um mich mit seinem Buch auseinander zu setzen, sondem weil er mir typisch
zu sein scheint in seiner Haltung gegenüber Christentum und Kirche für eine
ganze Klasse von Intellektuellen. Er repräsentiert jene nicht gerade kleine
Schar Intellektueller, die in souveräner Manier und ganz allgemein für
christlich-religiöse Positionen eintritt, im konkreten Fall jedoch Festlegungen
und klare Aussagen vermeidet, stattdessen in Gesprächen dann gern auf die
Zeitgebundenheit biblischer Texte verweist, auf die symbolisch gemeinte
Bedeutung von sakralen Handlungen, auf die gesellschaftliche Notwendigkeit
einer jenseitigen absoluten moralischen Instanz, überhaupt auf die kulturellen
Leistungen des Christentums. Ganz allgemein wird der Eindruck vermittelt, dass
christliche Lehre und moderne Wissenschaft sehr wohl vereinbar seien, obwohl
man insgeheim, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, die Unvereinbarkeit
allenthalben mindestens ahnen müsste.
(326)
Abschließend noch dies: Ich habe in diesem Buch mit grundsätzlicher Kritik an
Kirche und Christentum nicht gespart und habe meine Ablehnung dieser Religion
sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Was ich aber mit Respekt anerkenne, ist
die praktische Hilfe, der tatsächlich »Leid mindernde und Glück vermehrende«
Dienst von ungezählten Pfarrerinnen, Pfarrern, Nonnen, Diakonissen und anderen
Menschen, die aufgrund ihrer christlichen Einstellung Nächstenliebe
praktizieren. Auch andere Religionsgemeinschaften könnten hier genannt werden.
Die Motive unseres Handelns mögen mitunter ganz unterschiedliche sein, es zählt
allein, was der Schriftsteller ERICH KÄSTNER (1899-1974) einst so formulierte:
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Die Geschichte vom barmherzigen
Samariter - sie steht im Lukas-Evangelium in Kapitel 10, Vers 25-37 - ist hier
ein schönes Beispiel für Nächstenliebe: Dem Andern selbstlos helfen, weil er
leidet, gleichgültig von welcher Stammeszugehörigkeit oder religiösen
Auffassung er ist. In einer solchen Praxis sehe ich eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit
auch mit einem mir ansonsten fernstehenden christlichen Glauben.
(328) Das
in Kapitel V, 3 »lst Moral ohne Gott möglich?« dargestellte Prinzip Faimess mit
den Beurteilungskriterien »fair« beziehungsweise »unfair« bei der Lösung von
Interessenkonflikten, die zwischen Menschen natürlicherweise bestehen, scheint
mir ein sehr gelungener, dem Menschen gerecht werdender Ansatz zu sein. Im
Zentrum meines humanistischen Konzepts steht jedenfalls für mich der Satz, der
in den Ohren vieler Menschen wie eine Provokation klingen mag, dass der Mensch
das Maß aller Dinge sei und nicht eine vermeintlich über uns stehende
jenseitige Instanz.
Nun könnte
man einwenden, dass das Faimess-Prinzip mit seinen Kriterien »fair« und
»unfair« ebenso willkürlich gesetzt sei wie das oben abgelehnte Schuldprinzip,
das aus den Kriterien »gut« und »böse« folgt. Der Einwand ist berechtigt,
tatsächlich ist auch diese Setzung willkürlich erfolgt. Auch der Satz, dass der
Mensch das Maß aller Dinge sei, ist lediglich die Spiegelung der Behauptung,
dass ein göttliches Gesetz die oberste Richtschnur menschlichen Verhaltens sei.
Es ist daher an dieser Stelle notwendig, sich darüber klar zu werden, wie
menschliche Normen, Gesetze und Verhaltensregeln zu Stande kommen: Sie werden
in der Tat gesetzt beziehungsweise gefordert oder aus übergeordneten, ebenfalls
gesetzten Normen und Regeln abgeleitet. Sind sie deshalb willkürliche
Setzungen? Ja und nein. Sie sind insofern willkürlich, als sie letztlich nicht
logisch oder wissenschaftlich bewiesen oder widerlegt werden können wie zum
Beispiel ein mathematischer Satz oder ein physikalisches Gesetz. Sie müssen
dennoch nicht beliebig sein, weil sie mit dem Anspruch - ebenfalls eine
Setzung! – verknüpft sein können, unmittelbar einsichtig und in ihren
Konsequenzen zustimmungsfähig zu sein.
Wir können
uns das am Beispiel der so genannten Menschenrechte verdeutlichen. Die
»Allgemeine Erklärung der Menschenrechte« wurde 1948 von den Vereinten Nationen
verkündet und ist damit Grundlage des heute gültigen Völkerrechts geworden. Der
Grundgedanke dieser Erklärung kommt gleich in den ersten drei Artikeln zum
Ausdruck, dass nämlich
»alle
Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind« (Artikel l),
und zwar
»ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache,
Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer
Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand« (Artikel 2),
und »jeder
hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person« (Artikel 3).
Allgemeine
Menschenrechte wurden erstmals in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung
von 1776 formuliert. Dort heißt es ebenso bestimmend:
»Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich
erschaffen wurden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen
Rechten begabt wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach
Glückseligkeit sind.«
Bemerkenswert
erscheint mir, dass schon damals das »Streben nach Glückseligkeit« als ein
selbstverständliches Menschenrecht angesehen wurde.
Betrachtet
man diese beiden Menschenrechts-Erklärungen näher, so wird man feststellen,
dass sie lediglich Forderungen und Bekenntnisse darstellen. Diese können nicht
bewiesen, sie können nur verlangt oder behauptet werden.
(352) Ich
selbst verwende für mich den Begriff Atheist nicht, obwohl von meiner
Einstellung her eine solche Bezeichnung zutreffend wäre. Ich definiere meine
Weltanschauung weniger in Abgrenzung gegen eine Auffassung …