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Hat der
„Mensch“ wirklich nach Gen.2,15 den biblischen
Auftrag, „die Erde zu bebauen und zu bewahren“ ?
Es
wird immer wieder gesagt, dass der „Mensch“ den biblischen Auftrag habe, „die
Erde zu bebauen und zu bewahren“, wobei man sich auf Gen.2,15
beruft. Auch in der verbreiteten Formulierung, der Mensch sei zur „Bewahrung
der Schöpfung“ gerufen, schwingt sicher die Erinnerung an die gleiche
Bibelstelle mit. Aber lässt sich der verantwortliche Umgang mit (Um-)Welt und
„Schöpfung“ wirklich unter Bezug auf diese Textstelle in der Bibel begründen?
Im
Folgenden soll den Beziehungen zwischen „Mensch“ und „Erde“ in den ersten drei
Kapiteln der Bibel genauer nachgespürt werden.
1. „Die Schöpfung“
(Gen.1 bis 2,4a)
Gen 1,
1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 2 Und die Erde war wüst und leer, und
es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. 3
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. 4 Und Gott sah, dass das
Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis 5 und nannte das
Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide
zwischen den Wassern. 7 Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter
der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. 8 Und Gott nannte
die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag. 9 Und Gott
sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man
das Trockene sehe. Und es geschah so. 10 Und Gott nannte das Trockene Erde, und
die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. 11 Und
Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und
fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in
denen ihr Same ist. Und es geschah so. 12 Und die Erde ließ aufgehen Gras und
Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte
tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es
gut war. 13 Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. 14 Und Gott sprach: Es
werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und
geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre 15 und seien Lichter an der Feste des
Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. 16 Und Gott machte
zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines
Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. 17 Und Gott setzte sie an
die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde 18 und den Tag und die
Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und
Gott sah, dass es gut war. 19 Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. 20
Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen
fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. 21 Und Gott schuf große
Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein
jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art.
Und Gott sah, dass es gut war. 22 Und Gott segnete sie und sprach: Seid
fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen
sich mehren auf Erden. 23 Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. 24 Und
Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner
Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es
geschah so. 25 Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art,
und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art.
Und Gott sah, dass es gut war. 26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen,
ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über
die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und
über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27 Und Gott schuf den Menschen zu
seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.
28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und
füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im
Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles
Getier, das auf Erden kriecht. 29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch
gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume
mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. 30 Aber allen Tieren auf
Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt,
habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. 31 Und Gott
sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus
Abend und Morgen der sechste Tag.
1 So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. 2
Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte
am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. 3 Und Gott
segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte
von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. 4 So
sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden. Es war zu der Zeit,
da Gott der HERR Erde und Himmel machte.
Wenn
man den Text Gen.1,1-2,4a in der Luther-Übersetzung
liest, begegnet das Wort „Erde“
insgesamt 20 mal. Das hebräische Wort dafür ist HA-AREZ. Es steht im Kapitel Gen.1 in den Versen 1, 2, 10, 11 2x,
12, 15, 17, 20, 22, 24, 26 2x und in Gen.2 in den Versen 1 und 4a. An zwei
Stellen (Gen.1, 24 + 25) steht im Original ebenfalls HA-AREZ, wird aber von Luther anders übersetzt – dort geht es um die
„Tiere des Feldes“ (die auf der (trockenen) Erde leben). Wo das Wort HA-AREZ steht, geht es um eine
Benennung für „das Große Ganze“, um allgemeine
Beschreibungen, um ein eher abstraktes Verständnis von „Welt“:
· Die Erde (unten) ist
das Gegenüber zum Himmel (oben) - in Gen.1,1+15,
Gen.2,1+4a.
· Die Erde ist das
Gegenüber zum Meer – in Gen.1,10.
· Die Erde hat die
Eigenschaft der Fruchtbarkeit, aus ihr wachsen die Pflanzen (Gen.1,11) und sie
bringt auch die landlebenden Tiere hervor; Vögel, Tiere und Gewürm haben die
Erde, das feste, trockene Land, als ihren Lebens-Raum (Gen.1,22+24+25).
· Die Menschen sollen
die ganze Erde (die „Welt“) bevölkern (Gen.1,28).
Nur
an einer Stelle in diesem Erzählstrang (Gen.1,25)
steht, wo Luther „Erde“ übersetzt, im Hebräischen ein anderes Wort: ADAMA. Damit ist an dieser Stelle die
fruchtbare oberste Erdschicht gemeint, der Ackerboden, als der konkrete
begrenzte Lebensraum, auf und in dem das „Gewürm“ lebt.
Gott
schafft nach Gen.1,27f. den Menschen (ADAM), er segnet ihn, und in dem, was
danach gesagt wird, konkretisiert sich der göttliche Segen: In der
Fruchtbarkeit und Vermehrung der Menschen wird der Segen wirksam und sichtbar.
Aber auch im Untertan-Machen der
(ganzen) „Erde“ – von der ganzen „Schöpfung“ ist hier nicht die Rede - soll der
Mensch segensreich tätig sein, indem er den Auftrag Gottes erfüllt, als sein
Statthalter („Bild Gottes“) ein guter fürsorglicher Herrscher ist und seine
besondere Stellung auf der Erde in Verantwortung vor Gott wahrnimmt.
Martin
Luther merkt zu seinem Verständnis von „untertan“ in einer Randbemerkung in
seiner Bibel von 1534 an:
(untertan)
Was ihr (an)bauet und (er)arbeitet auf dem Lande,
(nur?) das soll euer Eigen(tum) sein und die
Erde soll euch (nur?) hierin dienen
(Biblia, das ist die gantze
Heilige Schrifft Deudsch,
Mart. Luth. Wittemberg. 1534,
Einfügungen in Klammern von J.Krause)
Nach
diesem Verständnis sind Allmachtsphantasien und
Weltbeherrschungs-Ansprüche ausgeschlossen. Der Mensch muss sich mühen, er darf
(nur?) die Früchte seiner Arbeit besitzen und nutzen, und (allein?) darin – in
der lebenssichernden Landbewirtschaftung - darf er die Erde in Anspruch nehmen.
1. Fazit:
An dieser – immer wieder auch anders verstandenen und ausgedeuteten Stelle
Gen.1,28 mahnt die Bibel also zum fürsorglichen Umgang
des Menschen (ADAM) mit der Erde / Welt (HA-AREZ), die (Teil von) Gottes
Schöpfung ist.
2. „Das Paradies“
(Gen.2,4b-15)
Gen 2,
5 Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das
Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch
nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; 6
aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. 7 Da machte
Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens
in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. 8 Und Gott der HERR
pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein,
den er gemacht hatte. 9 Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei
Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im
Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. 10 Und es ging aus von
Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilte sich von da in vier
Hauptarme. 11 Der erste heißt Pischon, der fließt um
das ganze Land Hawila und dort findet man Gold; 12
und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz
und den Edelstein Schoham. 13 Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. 14 Der dritte
Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der
Euphrat. 15 Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten
Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
In
dem sich nun anschließenden Text, der Erzählung vom „Paradies“, steht eingangs
in der Luther-Übersetzung vier Mal das Wort „Erde“ als Übersetzung des hebräischen Wortes HA-AREZ (Gen.2, Verse 4b, 5 2x, 6).
Aber
im Weiteren wird ein zweiter Aspekt von „Erde“ wichtig: jetzt steht hier im
Hebräischen das Wort ADAMA, welches
das fruchtbare Erdreich meint, das durch den Menschen (ADAM) zum Ackerboden umgestaltet und genutzt wird (Gen.2,5+6+7+9).
Das „Baumaterial“ für den Menschen (ADAM)
wird vom Acker-Boden (ADAMA)
genommen (siehe Gen.2,7 – dabei steht dort, wo Luther
„Erde“ übersetzt, im Hebräischen das konkretere Wort APAR = Lehm). Damit entsteht und besteht eine innige, im
Hebräischen auch durch sprachliche Verwandtschaft ausgedrückte Beziehung: Der
Mensch (ADAM) kommt von der Erde (ADAMA), und zu ihr wird er zurückkehren (vgl.
Gen.3,19).
Die einzige in Gen.2 benannte Aufgabe für den Menschen besteht darin, das
Erdreich, den Ackerboden (ADAMA) zu
bearbeiten (hebr. ABOD, erstmals in Gen.2,5, auch in der
Bedeutung: bedienen). An späterer Stelle wird auch Kain,
der Sohn des ADAM, als „Diener der ADAMA“, als „Knecht der ADAMA“ bezeichnet: Gen.4,2).
Aus
der Acker-Erde (ADAMA) „macht“ Gott
auch alle Tiere (Gen.2,19). Mensch und Tiere sind
damit als engstens miteinander verwandt
charakterisiert. Aus Gen.2,17+18+20 geht hervor, dass
Gott die Tiere als mögliche Partner des Menschen erschafft, um den Menschen
(„es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei!“) zu ergänzen.
Martin Luthers Übersetzung führt hier in (zu) zielstrebiger Ausrichtung direkt
auf die Erschaffung der Frau hin, Gott sucht nach dem Luther-Text für ADAM eine
„Gehilfin“ … „die um ihn sei“. Exakter und allgemeiner ist hier aber im Text
die Rede von einer erwünschten und notwendigen Ergänzung für ADAM, einem
„Gegenpart“.
2. Fazit:
Auch in der in Gen.2 vorliegenden Darstellung der (materiellen) Verwandtschaft
und möglichen Partnerschaft zwischen Mensch und Tieren findet sich eine
Begründung dafür, dass der Mensch zumindest gegenüber Tieren in einem
besonderen Verhältnis steht. Vielleicht kann diese Vorstellung auch auf die
Pflanzen ausgeweitet werden, die ja nach Gen.1,11
ebenfalls von der Erde – dort HA-AREZ – hervorgebracht werden.
Im
weiteren Verlauf der Erzählung (Gen.2,8ff.) wird
geschildert, dass Gott einen Garten der Wonne anlegt (Garten Eden; GAN EDEN). Dieser Garten befindet sich
an einer begrenzten, genau beschriebenen Stelle der Erde / Welt (HA-AREZ), ist ein Teil von ihr, ist
nicht mit ihr identisch. In diesem Garten stehen besonders schutzwürdige Bäume:
der „Baum des Lebens“ und der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ (Gen.2,9). Gott verbietet ADAM den Genuss der Früchte vom „Baum
der Erkenntnis des Guten und Bösen“, die Übertretung wird mit der Todesstrafe
bedroht (Gen.2,17)!
Nach Gen.2,15 wird der Mensch von Gott in diesen
Garten „gesetzt“. Und er erhält einen Auftrag, der zwei Ziele beinhaltet: ADAM soll diesen Garten bebauen (bearbeiten, bedienen, hebr. AB-DAHH) –
das Bearbeiten des Ackers ist nach biblischer Sicht immer und überall seine
Aufgabe – siehe Gen. 2,5 - so also konsequenterweise auch hier im Garten Eden.
Und zweitens soll ADAM den Garten bewachen
(auch: hüten; hebr. LESCHAMERAHH), soll unberechtigten Zugang und Zugriff verwehren
(wohl im engeren Sinne zu den „verbotenen Früchten“).
3. „Der Sündenfall“
(Gen.3,1-24)
Gen. 3,
1 Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der
HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr
sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? 2 Da sprach die Frau zu der
Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; 3 aber von den
Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret
sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet! 4 Da sprach die Schlange zur Frau:
Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, 5 sondern Gott weiß: an dem Tage, da
ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und
wissen, was gut und böse ist. 6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu
essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er
klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr
war, auch davon und er aß. 7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie
wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und
machten sich Schurze. 8 Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging,
als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem
Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten. 9 Und Gott der HERR rief
Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? 10 Und er sprach: Ich hörte dich im Garten
und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. 11 Und er
sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem
Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? 12 Da sprach Adam:
Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß. 13 Da
sprach Gott der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die
Schlange betrog mich, sodass ich aß. 14 Da sprach Gott der HERR zu der
Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh
und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde
fressen dein Leben lang. 15 Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und
der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den
Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. 16 Und zur Frau sprach
er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen
sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber
er soll dein Herr sein. 17 Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der
Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach:
Du sollst nicht davon essen -, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit
Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. 18 Dornen und Disteln
soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. 19 Im Schweiße
deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest,
davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden. 20 Und
Adam nannte seine Frau Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben. 21
Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie
ihnen an. 22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie
unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht
ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe
ewiglich! 23 Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde
bebaute, von der er genommen war. 24 Und er trieb den Menschen hinaus und ließ
lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert,
zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.
Aber
die Menschen können den Verlockungen der verbotenen Früchte am Baum der
Erkenntnis nicht widerstehen: Der von Gott eingesetzte Hüter übertritt selbst
die Schutz-Bestimmungen!
Der
Erzählstrang in Gen.3 schildert, dass Gott den Menschen für diese Verfehlung
straft und dass er auch den Schutz des Gartens neu regelt. Die Erde (ADAMA), an die der Mensch (ADAM) gebunden bleibt, wird verflucht.
Sie wird (nun auch) Dornen und Disteln tragen. Der Mensch darf weiterleben,
aber es ist ein erdgebunden-mühsames und zeitlich begrenztes Dasein (Gen.3,17+18+19). Der Mensch wird aus dem Garten Eden verwiesen
(Gen.3,23f.), weil er der ihm übertragenen
Wächter-Aufgabe im Garten nicht gerecht geworden ist.
Sein Wirken wird wieder auf seine ursprüngliche Aufgabe begrenzt. Der Mensch
soll weiterhin – nun (wieder) draußen in der „Welt“ außerhalb des Gartens - den
Ackerboden (ADAMA) bearbeiten (hebr. ABOD;
Gen.3,23).
Dass
beim „Bebauen“ an einen schonenden, fürsorglichen Umgang mit der Ackererde zu
denken ist, nicht an Ausbeutung und Verwüstung der Erde, ist wohl selbstverständlich
mit-gemeint: Der Ackerboden ist Lebensgrundlage, die allein des Menschen
Existenz sichern kann, und er ist als „Diener“, nicht als Beherrscher der ADAMA
(Gen. 2,7; Gen. 4,2) eingesetzt.
Dennoch
ist festzustellen: Vom „Bewahren“ (besser: bewachen) ist nun an dieser Stelle
im Text nicht mehr die Rede. Für den zweiten Teil der Aufgabe, die in Gen.2,15 dem Menschen übertragen worden war, werden fortan die
Cherubim als Wächter eingesetzt. Sie sollen nun nach Gen.3,24
den Weg zum Baum des Lebens schützen (bewachen, hebr.
LISCHEMOR, es handelt sich hier um
den gleichen Wortstamm wie in Gen.2,15).
3. Fazit:
Mit der isoliert vorgetragenen Aussage von Gen.2,15 sollte meines Erachtens
NICHT begründet werden, dass „der Mensch“ von Anfang an bis heute den Auftrag
habe, „die Erde (oder gar die ganze Schöpfung) zu bebauen und zu bewahren“ !
Der Bezug auf diese Bibelstelle könnte aber durchaus so verstanden werden, dass
ein „paradiesischer Zustand“ beschrieben wird, wie das Verhältnis des Menschen
zur Schöpfung „eigentlich gemeint“ war/ist.
Dass ADAM in der Welt und für die Mitgeschöpfe Verantwortung trägt, wird nach
der hier gegebenen Darstellung in vielen biblischen
Aussagen deutlich, bei konkreter Bezugnahme sollte aber sorgsam auf den
wirklichen Kontext geachtet werden.
(Nachsatz:
Erst nach Fertigstellung dieses Textes habe ich entdeckt, dass das Thema
„Bebauen und Bewahren?“ schon einmal
in den BRIEFEN thematisiert wurde: Kirchliches Forschungsheim Wittenberg, BRIEFE
zur Orientierung im Konflikt Mensch – Erde, Nr.27, 1992, S.5ff.).