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Sächsischer Landespreis für Heimatforschung 2018

 

Laudatio von Werner Rellecke M.A.,

Sächsische Landeszentrale für politische Bildung

für das Buch

Joachim Krause (Hrsg.),

Im Glauben an Gott und Hitler.
Die „Deutschen Christen“ aus dem Wieratal und ihr Siegeszug ins Reich von 1928 bis 1945, Sax-Verlag, Markkleeberg 2018, 128 S.

 

Meine lieben Damen und Herren,

die Deutschen Christen repräsentierten von 1931 bis 1945 den Teil der evangelischen Kirchen in Deutschland, der eine Verschmelzung von Nationalsozialismus und Christentum anstrebte.

Joachim Krause begibt sich in seinem Buch „Im Glauben an Gott und Hitler“ auf die Suche nach der Geschichte der Deutschen Christen.

Im Mittelpunkt seiner Darstellung stehen Siegfried Leffler und Julius Leutheuser. Sie waren Pfarrer in Niederwiera und Flemmingen. Diese Orte liegen im Grenzgebiet von Sachsen und Thüringen, in der Nähe von Waldenburg.

1928 gründeten die beiden Pfarrer den „Nationalsozialistischen Pfarrer- und Lehrerkreis des Wieratals“.

Mit großem Erfolg gelang es ihnen, das kirchliche und gesellschaftliche Leben ideologisch auszurichten.

So wurde zum Beispiel Adolf Hitler zum „Retter der Sache Christi in Deutschland“ stilisiert.

Fanatismus und Verführbarkeit sind die eigentlichen Leitthemen des kleinen Buches von Joachim Krause.

Unser Preisträger ist von Hause aus Diplom-Chemiker und Theologe, er war unter anderem Songschreiber für Musikgruppen wie Lift und die Puhdys. 2017 gab er einen Band zur Geschichte seiner Eltern in der NS-Zeit unter dem Titel „Fremde Eltern“ heraus, der in den Medien viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Sein Heimatort ist Schönberg, die Nachbargemeinde von Oberwiera, zu der heute auch Niederwiera gehört.

Herr Krause forschte für sein neues Buch in Kirchenarchiven und er befragte Zeitzeugen. Zusätzlich stieß er als wichtige Quelle auf das Buch „Aus dem Wieratal ins Reich! Ursprung und Aufbruch des Deutschen Christentums“. Es stammt aus der Feder des fanatischen Volksschullehrers Kurt Thieme aus Flemmingen und erschien bereits 1939.

Diese zeitgenössische Veröffentlichung ist ein Beleg für die deutschlandweite Bedeutung der Region um Oberwiera für die Geschichte der Deutschen Christen allgemein.

Das brisante Thema des Antisemitismus und der NS-Gefolgschaft innerhalb der evangelisch-lutherischen Kirche bettet Joachim Krause in eine kritische Betrachtung ein.

Er kommt zu dem Ergebnis, dass sich zwar viele den Deutschen Christen anschlossen. Unter den Pfarrern in Sachsen und Thüringen waren etwa 40 Prozent.

Viele ließen sich aber auch nicht vereinnahmen, verhielten sich defensiv oder engagierten sich in der Bekennenden Kirche.

Vor diesem Hintergrund stellt der Autor auch die Frage nach Schuld und Schuldbekenntnissen, also nach der Aufarbeitung und Erinnerungsarbeit in der Zeit nach 1945.

Der gesamte Band zeugt von der umfangreichen Recherchearbeit des Autors. Seine Bewertungen sind zurückhaltend und angemessen.

Der Autor lässt die Quellen sprechen. Er urteilt nicht apodiktisch, sondern fordert die Leser zur kritischen Prüfung und zur eigenen Meinungsbildung auf.

Als Regionalstudie leistet das Buch dabei auch einen neuen Beitrag zur Geschichte der „Deutschen Christen“ weit über Sachsen und Thüringen hinaus.

Aufgrund dieser beispielgebenden Arbeit wird Herrn Joachim Krause nun der Zweite Preis des Sächsischen Landespreises für Heimatforschung verliehen.

Lieber Herr Krause: Herzlichen Glückwunsch!