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Schöpfung contra Evolution (!?)

 

Joachim Krause

© Joachim Krause 2005

 

 

Unsere Überschrift enthält gleich mehrere gewichtige Reizworte:

·        Schöpfung: ein Begriff, der im christlichen Glauben eine zentrale Rolle spielt

·        Evolution: ein Modell, mit dem die Naturwissenschaft die Entfaltung des Lebens auf der Erde beschreibt

·        Und zwischen den beiden Begriffen steht contra, das heißt „gegen“, könnte also einen Gegensatz meinen, einen Konflikt aufzeigen, eine Entscheidungs-Situation.
Contra könnte aber auch auf ein Gegen-Gewicht hindeuten, also die Suche nach einer Balance zwischen zwei Größen.

Es wären ja auch andere Worte als Bindeglieder zwischen „Schöpfung“ und „Evolution“ denkbar: ein ODER oder ein UND (für ein Nebeneinander) oder gar ein = (Gleichheitszeichen, um eine Gleichsetzung der Inhalte nahezulegen).

 

Wir beschäftigen uns hier mit einem Thema, das immer wieder Anlass gewesen ist zum Nachdenken, aber auch für schmerzliche, manchmal sehr handfeste Konflikte:

 

1. Wie ist das mit dem Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft ?

 

Da ist auf der einen Seite für Christen ihr Glaube, die Bibel, Gott.
Da sind auf der anderen Seite die Meldungen aus der Natur­wissenschaft, mit der uns Schule und Medien konfrontieren.

Wir leben in einer Zeit, die total geprägt ist von Naturwissen­schaft und Technik, sie begegnen uns im Alltag auf Schritt und Tritt. Die Naturwissenschaft erklärt uns die Welt, Technik ge­staltet die Welt um, und sie tun das sehr nachdrücklich und erfolgreich!

Welche Rolle spielt der christliche Glaube im Zeitalter der mo­dernen Naturwissenschaft? Kann ich im Jahre 2005 von Schöpfung reden, meinen Glauben an einen Schöpfer beken­nen – ist das noch zeitgemäß? Oder ist der Schöpfungsglaube vielleicht sogar nötiger denn je?

Und wie begegnen sich Glaube und Naturwissenschaft? Sind sie wie Feuer und Wasser, wie einander feindliche Elemente, sind Konflikte unausweichlich?

 

Menschen sind neugierig. Sie möchten die Welt verstehen, sie möchten sich in ihr zurechtzufinden, sie möchten sie zu ihrem Wohle umgestalten.

 

2. Zugänge zur Wirklichkeit

 

2.1. Das Erleben der Welt als „Schöpfung“

 

Ein möglicher Zugang zur Welt kann sich von daher öffnen, dass die Welt als „Schöpfung“ erfahren wird.

Christen reden von der Welt, von der Natur als SCHÖPFUNG. Was meinen wir damit?

„Schöpfung“ – das ist ein Begriff mit vielen Farben. Er wird in sehr unter­schiedlichen Zusammenhängen ver­wendet: Christen bekennen vom „Schöpfer“, wenn sie das Glaubens­be­kenntnis sprechen. Aber auch in der Verfassung des Freistaates Sachsen kommt der Begriff vor: dort, wo es um die Bewahrung der natürlichen Umwelt geht. Oder ein drittes Beispiel: Als 1987 das Klon-Schaf DOLLY in die Schlagzeilen der Weltpresse kam, fragten manche Zeitungen, ob nun der „achte Tag der Schöpfung“ angebro­chen sei. Wir könnten uns ja auch selbst die Frage stellen, ob der Begriff „Schöpfung“ uns etwas bedeutet, und was an ganz konkreten Inhalten ich damit verbinde. Hier sei stellvertretend das Ergebnis einer sponta­nen Umfrage in einer Gesprächsgruppe dargestellt:

 

                       bebauen und bewahren

               Klonschaf DOLLY          7 Tage

          Anfang und Ende                      Jahreszeiten

       Musik                                                      Blumen

   Liebe                                                                Gott

Arbeit                                                                    Ordnung

Freude    SCHÖPFUNG ?      Kiefernwälder

Urknall                                                               Leben               
     Morgenröte                                                Adam

         Entfaltung                                         Vielfalt
             Zufall oder Absicht?     bedrohte Schöpfung

                           Wasser schöpfen

 

Da entsteht ein vielfarbiges Bild, da wird das ganz Große (Kosmos) wie ganz Kleines (Blumen) benannt, der Ursprung der Welt und des menschlichen Daseins kommen genauso in den Blick wie „moderne“ Fra­gen nach dem verantwor­tungsbewussten Umgang mit der Welt (Gentechnik, Umweltprobleme), es geht um Staunen, Fragen und um Verant­wortung. Es wird deutlich: das Thema „Schöpfung“ hat mit MIR und es hat mit GOTT zu tun, neben gewichtigen Fra­gen nach dem Urgrund des Seins gehört das konkrete Erle­ben der Welt hier und heute, gehören ganz persönli­che Lebens-Erfahrungen verschiede­ner Menschen dazu.
Wenn Menschen die Welt als „Schöpfung“ erfahren – dann sehen wir uns die Welt nicht neutral von außen an, da ste­hen wir Menschen mittendrin, da sind wir unmittelbar beteiligt und betroffen: wir leben in Beziehungen (zur Natur, zu anderen Menschen, zu Gott), wir staunen, wir haben Gefühle.
Und wenn wir uns der Welt als „Schöpfung“ nähern, gehen die Fragen, die uns begegnen, in die Tiefe. Wir fragen nach dem Sinn und dem Ziel unseres Daseins:

 

Wer bin ich?

Woher komme ich und wo gehe ich hin?

Warum gibt es das Böse?

Was wird nach diesem Leben sein?

Hat das Leben einen Sinn?

Wohin führt es?

 

Christen suchen in ihrem Glauben, in der Bibel Antworten auf diese Fragen, sie erhoffen sich eine Deutung der verwir­renden Welt und Orientierung für ein gutes gelungenes Leben.

 

1.2. Der naturwissenschaftliche Blick auf die Welt

 

Wenn es um das Zurechtfinden in der Welt geht, haben Menschen auch ganz andere Fragen und Interessen. Wir können die Welt auch unter dem Blickwinkel der Naturwissenschaft betrachten (dazu gehört z.B. auch die Biologie mit ihrem Evolutionsmodell).

Wenn wir Naturwissenschaft betreiben, erleben wir die Welt nicht von innen, sondern wir betrachten sie mit Abstand, von außen her, und wir möchten Wissen gewinnen (im Sinne von Tatsachen, Fakten, Formeln): WIE können wir uns die Welt erklären (Aufbau, Funktionen), wie können wir sie verstehen, wie sie in Besitz nehmen?

Zwei wichtige Begriffe aus der Naturwissenschaft unserer Zeit sind dabei in der Physik „Urknall“ (als Modell für das kosmische Drama, das sich seit 14 Milliarden Jahren abspielt), und in der Biologie: „Evolution“ (als Modell für die Ent­wick­lung des Lebens auf unserem blauen Planeten).

 

2. Schöpfung und/oder Evolution ?

 

Wie aber geht es mir, wenn die Begriffe aus der Welt des Glaubens und aus der der Naturwissenschaft unmittelbar nebeneinander stehen? Wie komme ich damit zu Recht?
Gibt es da Widersprüche, die aber nur scheinbar sind, die man im Gespräch aufklären kann?
Oder ergeben sich ganz zwangsläufig Konflikte, die ein Entweder-Oder nahe legen (z.B. bei den Altersangaben der Bibel und des Urknallmodells)?
Oder gibt es gar keinen Anlass zur Aufgeregtheit, sondern eher für Neugier? Sind für mich vielleicht gerade die Er­kenntnisse der Naturwissenschaft ein immer neuer Hinweis auf den Schöpfer, Anlass zum Staunen über seine Werke und zu Dankbarkeit?

? 7 Tage                         Adam und Eva             10.000 Jahre

Sintflut  Schöpfung  Himmelsgewölbe

                    ?

Ursuppe Evolution

                                           Naturgesetze und Zufall

allmähliche Entwicklung                                  ?

14.000.000.000 Jahre Urknall

                       Schwarze Löcher, Rote Riesen, Weiße Zwerge

                               ?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Ich denke, jeder von uns bringt da seine ganz eigenen Erfahrungen und Einsichten mit.

Mancher erlebt die Naturwis­senschaft als Gegner, als Feind des christlichen Glaubens, ein anderer als anregenden und wichtigen Gesprächspart­ner.

 

Irritation: Darwin redet vom Schöpfer (!?)

„Es ist wahrlich etwas Erhabenes um die Auffas­sung, dass das Leben mit seinen verschiedenen Fähigkeiten vom Schöpfer ursprünglich nur wenigen oder gar nur einer einzigen Form ein­gehaucht wurde und dass, während dieser Planet nach dem ehernen Gravitationsgesetz seine Kreise zieht, aus ei­nem so schlichten Anfang eine unendliche Zahl der schönsten und wunderbarsten Formen ent­wickelt wurden und immer weiter entwickelt werden.“
(Charles Darwin, Biologe, letzter Satz in seinem Hauptwerk: „Die Entstehung der Arten ...“, 1859)

 

 

 

3. Annäherung in drei Schritten

Wir wollen uns im weiteren drei Teil-Aspekte etwas genauer ansehen:

·        Naturwissenschaft – mit ihrem Ansatz und Anspruch, mit ihren Möglichkeiten und mit ihren Grenzen

·        biblischer Schöpfungs-Glaube – welche Antworten gibt die Bibel auf unsere Fragen ?

·        Wie kann die Begegnung zwischen Glaube und Naturwissenschaft aussehen – sind sie unvereinbar wie Feuer und Wasser oder ist ein sinnvolles Gespräch möglich?

Wir wollen im weiteren einer konkreten Frage nachgehen, und sehen, was die Naturwissenschaften und was die Bibel dazu sagen.

Eine Frage, die viele Menschen bewegt, lautet: Woher kommen wir - wir Menschen - und im weiteren Sinne: Woher kommt das Leben?

 
3.1. Woher kommt das Leben ? – Welche Antwort hat die Biologie?

 

Zunächst führt uns die Frage zur Naturwissenschaft, zur Biologie.

Wir blättern in Fachbüchern und Zeitschriften und erfahren: Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist unsere Erde vor 4,6 Milliarden Jahren entstanden, zunächst als ein glühender Ball, auf den ein ständiges Bombardement von Meteoriten niedergeht, auf dem Vulkanausbrüche alltäglich sind, die Ozeane kochen, in dessen Atmosphäre heftige Gewitter to­ben mit gewaltigen elektrischen Entladungen, und der ganze Planet ist umgeben von einer nicht gerade lebensfreund­lichen Atmosphäre: sie enthält keinen freien Sauerstoff !

Und trotzdem berichten die Geologen von fossilen Funden, die darauf hinweisen, dass es bereits „kurze Zeit“ später – vor 3,8 Milliarden Jahren - erste Lebens­formen gab, noch sehr einfach, aber das Leben hatte begonnen, die Erde zu erobern. Was war da passiert? Wie konnte aus unbelebter Materie Leben entstehen?
Die Lehrbücher bieten (im Kapitel „Evolution“) Erklärungen an, wie die ersten Schritte ausgesehen haben könnten:
Hier ein konkretes Beispiel – es wurden die Originalüberschriften übernommen:

Lehrbuch: BIOLOGIE heute, Lehrbuch für die Sekundarstufe II;
Schroedel Verlag Hannover, 2004, S.423ff.)

4. Chemische Evolution und die Anfänge des Lebens

4.1. Die Ursuppe (Bildung von organischen Stoffen in reduzierender Atmosphäre)
4.2. Die Schwarzen Raucher (Bildung von organischen Substanzen unter Mitwirkung von schwefelhaltigen Verbindungen in der Nähe unterseeischer Vulkanschlote)

4.3. Leben an Kristallen? (Entstehung von Organischen Stoffen z.B. an Pyrit-Kristallen (FeS2))

4.4. Viele Theorien – viele Fragen (es werden kritische Argumente gegen die zuvor aufgeführten Theorien dargestellt, es wird auf weitere Erklärungsansätze hingewiesen; „Wahrscheinlich ist, dass keine der Theorien allein richtig ist und dass möglicherweise alle Theorien einen Beitrag zu der endgültigen Vorstellung über die Entstehung des Lebens geben werden“)

 

1) URSUPPE
(Suche nach Möglichkeiten der Entstehung von Lebensbausteinen unter den Bedingungen der Ur-Erde an der Erd­oberfläche; man hat z.B. versucht, die oben geschilderten Bedingungen der Ur-Erde im Labor nachzubauen; nach wenigen Ta­gen Versuchsdauer bildeten sich Lebensbausteine wie Aminosäuren, Fettsäuren, Harnstoff, Milchsäure, Zucker ...)

Beschreibung: Beschreibung: urerde_f_grob

 

2) SCHWARZE RAUCHER
(an Vulkanschloten auf dem Grund der Weltmeer sind eine Fülle von verschiedenen Lebensformen entdeckt worden, obwohl es dort absolut dunkel und weit mehr als hundert Grad heiß ist und Schwefelverbindungen das Wasser ver­giften; sind dort in der Tiefe vielleicht auch die ersten Lebensbausteine und Lebensformen entstanden?)

Beschreibung: Beschreibung: schwarzer_raucher_f_grob

3) Oder ist das LEBEN AN KRISTALLEN entstanden, an deren Oberfläche bestimmte chemische Prozesse haben bevorzugt ablaufen können?

 

Das alles sind spannende Spekulationen. Viele Theorien werden in der Fachwissenschaft kontrovers diskutiert. Viele Fragen sind ungelöst, werden sich vielleicht nie eindeutig beantworten lassen.
Selbst wenn eines der vorgeschlagenen Modelle richtig sein sollte, wäre das nur die Erklärung für die Bereitstellung der notwendigen Bausteine für Lebewesen, das ist noch kein Leben! Wie dann Ei­weiße und Lebensmoleküle (DNS,RNS) sinnvoll zusammenspielen, dafür gibt es weitere spannende und komplizierte Modelle (z.B. Hyperzyklen – Kreisläufe), die in der Fachwelt diskutiert werden und umstritten sind.

Woher kommt das Leben? Wir bekommen auf unsere Frage durch die Biologie keine klaren endgültig überzeugen­den Antworten, eher erzeugt die Vielzahl der Erklärungsmodelle Verwirrung ...

Was sagt die Wissenschaft zu dieser Lage? Wir lesen dazu in einem anderen modernen (und guten) Schullehrbuch:

 

Kapitel 6.7: Probleme in der Theorie von der Entstehung des Lebens

·        „Viele der Gedanken, die hier in den letzten Abschnitten bespro­chen wurden, beruhen auf Vermu­tungen und Spekulationen ...“

·        „... reproduzierbare Experimente sind nicht möglich ... so sind wir auf die Auswertung von Indizien angewie­sen ...“

·        „... muss man feststellen, dass die Evolutionstheorie über die Entste­hung des Lebens auf der Erde noch kein gesichertes Bild bieten kann ...“

(Schroedel Schulbuchverlag Hannover 1995, Materialien für den Sekundarbereich II, Lehrbuch BIOLOGIE, Kapitel EVOLUTION, S.103)

 

Noch allgemeiner und ganz grundsätzlich gilt zu den Erkenntnismöglichkeiten der Naturwissenschaften:

Naturwissenschaftliche Erkenntnis führt nicht zu endgültigen Wahrheiten. Das Wissen bleibt immer unvollkommen, vorläufig und ist verbesserungsbedürftig. Die Ergebnisse sind Modelle, Hypothesen, Theorien.

 

Einige weiterführende Aussagen ergeben sich beim Blick in ein weiteres Biologie-Lehrbuch:

 

Ein bisschen Wissenschaftstheorie im Biologielehrbuch:

·        „Das naturwissenschaftliche Weltbild kann nur ein Teilbild der Welt sein, und es kann nur ein vorläu­figes Bild sein ...

·        Was ist der Sinn der Evolution? ... Warum hat sie zum Menschen geführt, einem Wesen mit Geist ...?

·        Was steckt hinter dem, was die Naturwis­senschaft als „Zufall“ beschreibt? ...

·        Willensfreiheit und Sinn des Seins vermag die Biologie nicht zu deuten. ...

Solche Fragen lassen sich mit den Mit­teln der Natur­wis­senschaft nicht lösen, Ant­worten darauf sind dem per­sönlichen Glauben überlas­sen.“
(Bayerhuber/Kull: BIOLOGIE, Lehrbuch für die Oberstufe, Linder, Stuttgart 1994, S.453, 456)

 

Gewarnt werden muss vor unerlaubten Grenzüberschreitungen: Aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen lassen sich keine weltanschaulichen Deutungen herleiten!

 

3.2. Woher kommt das Leben ? – Welche Antwort gibt die Bibel ?

Woher kommt das Leben? Viele Christen würden sagen: Das steht doch in der Bibel, gleich am Anfang, unter der Überschrift „Schöpfung“!

Wir machen also einen zweiten Anlauf: Wir lesen das erste Kapitel der Bibel. Die Bibel erzählt in gewaltigen Bildern, die in der folgen­den nüchternen Kurzfassung nicht angemessen wie­dergegeben werden können.

 

(Zusammenfassung von 1.Buch Mose Kap.1 bis Kap.2 Vers 4;
die Zahlen geben den jeweiligen „Schöpfungstag“ an):

·        Der „Grund“ (der Wille, der Anfang, das Fundament) dafür, dass es eine „Schöpfung“ und darin Leben gibt, liegt in Gott.

·        Gott schafft Ordnung und bringt Struktur in das Chaos des An­fangs (Tag und Nacht 1, oben und unten 2, Land und Meer 3, Ge­stirne als Zeitgeber 4).

·        Die Erde wird ein geschützter (Wohn-) Raum für Leben.

·        Gott beauftragt das Land (den fruchtbaren Boden), Pflanzen hervor­zubringen 3.

·        Er schafft die Wassertiere und Vögel 5.

·        Das Land wird beauftragt, die landlebenden Tiere hervor­zubrin­gen 6.

·        Am Ende will Gott, dass es Men­schen gibt 6 (als sein Gegen­über; und er schafft sie als Mann und Frau - das heißt, der Mensch ist Mensch nur in Beziehung zu anderen).

·        Er setzt die Menschen als verantwort­liche Haus­halter in seine Schöpfung ein.

·        Das ganze Schöpfungshandeln wird im Rhythmus von sechs „Ta­gen“ geschil­dert.

·        Das (Wert-)Urteil Gottes über seine Schöp­fung lautet „es war alles sehr gut“.

·        Der siebente Tag ist heilig und ein Tag der Ruhe.

 

Es lassen sich folgende Kernaussagen heraus-„destillieren“, die der Text vermitteln will:

 

·        Es gibt nur EINEN GOTT und keine anderen (Natur-) Götter (neben ihm).
(Sonne, Mond und Sterne, Tiere, Bäume, Blitz und Donner wurden in anderen Religionen als Götter verehrt)

·        GOTT hat Alles, die Welt (Kosmos, Erde, Mensch) ins Dasein gebracht.
Er hat ihr eine ORDNUNG gegeben.
Gott ist ihr „SCHÖPFER“. (für das unbegreifliche Schaffen Gottes gibt es ein besonderes Wort in der Bibel)
Er ist ALLMÄCHTIG.

·        Gott meint es GUT mit seinen Geschöpfen, er ist wie ein fürsorglicher VATER.

·        Den Geschöpfen werden von Gott „schöpferische“ Aufgaben übertragen (die Erde bringt Lebewesen hervor; der Mensch erhält gestalterische Freiheit: er soll den Garten bebauen und bewahren)

 

Das christliche Glaubensbekenntnis nimmt den „Extrakt“ dieser Glaubensaussagen auf und fasst – noch knapper und in nüchternen Worten - zusammen:

 

„Ich glaube an GOTT den VATER, den ALLMÄCHTIGEN, den SCHÖPFER
des Himmels und der Erde.“

 

Es geht hier nicht darum, einen trockenen Merksatz „nachzubeten“: Meine Antwort ist gefragt. Das Bekenntnis ist als Ich-Satz formuliert. Wenn ich es mir zu eigen mache, sage ich eine ganz persönliche Erfahrung aus, die ich nur sagen kann, wenn ich auch meine Welt als gute Heimat erfahre und bereit bin, mich unter den Auftrag des Schöpfers zu stellen. Dann gilt die „alte Geschichte“ nicht nur für „damals“, sie gewinnt BEDEUTUNG FÜR MICH HIER UND HEUTE! Ich bekomme Antworten auf ganz wichtige Fragen, das Bekenntnis im ersten Kapitel der Bibel enthält ein Angebot für die Deutung meines Daseins in die­ser Welt.
Es geht in dem Text der Bibel um den Urgrund, den Ursprung, es geht um den Sinn und um das Ziel meines Daseins. Woher? Warum? Wozu? Wohin? Diese Fragen finden hier eine Antwort. Der Text will mir Mut machen, daran zu glau­ben und darauf zu ver­trauen, DASS ich Gott mein Dasein verdanke und dass ich bei ihm gut aufgehoben bin.

Ich bekomme keine Antwort auf unsere Wissens­fragen: WIE ist das alles ganz konkret passiert? Das Geschehen wird nicht so genau erklärt, dass ich es als Mensch verstehen und naturwissenschaftlich ein­ordnen kann.

Ich bekomme keine Antwort auf unsere Wissens­fragen: WIE ist das alles ganz konkret passiert? Das Geschehen wird nicht so genau erklärt, dass ich es als Mensch verstehen und naturwissenschaftlich ein­ordnen kann.

ICH verstehe die Bibel so, dass sie mir vorrangig Orientierung und Maßstäbe vermitteln will für ein gutes gottgefälli­ges Leben in dieser Welt. Die Bibel ist nicht geschrieben zur Belehrung über naturwissenschaftliche Zusammenhänge, sie ist damit auch kein brauchbares Lehrbuch für den Physik- oder Biologieunterricht im Jahr 2005!
Auch hier gilt also: keine unzulässige Grenzüberschreitung !

 

Das altorientalische Weltbild, von dem einzelne Bausteine auch in Texten der Bibel vorkommen

 

Beschreibung: Beschreibung: altorientalisches_weltbild_komp

Die Menschen der Zeit der Entstehung der Bibel haben sich die Welt so vorgestellt und beschrieben, wie sie aussieht und wie wir sie auch heute noch mit unseren Augen wahrnehmen.
Der Himmel scheint sich wie eine riesige halbku­gelförmige Glocke über uns zu wöl­ben. Er ist blau, wie das Wasser in einem See. Darum muss dort oben auch Wasser sein, ein gewaltiges Meer, die Urflut („das Wasser oberhalb des Ge­wölbes“ 1. Mose 1,7). Das Himmels-„Gewölbe“ (1. Mose, 1,6) muss schon sehr fest sein, um die Wasser­massen zu­rückzuhalten. Es heißt darum auch FESTE (in der lateinischen Bibel wurde das Wort mit FIRMA­MENTUM übersetzt – firmus = fest; wir sprechen heute noch von den Sternen am Firmament). Im Gewölbe eingebaut sind die „Schleusen des Him­mels“ (1. Mose 7,11), die sich bei Regen öffnen (bei der Sintflut bricht das Wasser katastro­phal in den ge­schützten Lebensraum ein). Die Feste ruht auf den „Säulen des Him­mels“ (Hiob 26,11). Die Erde ist eine vom Meer umspülte Scheibe. Sie wird gestützt von den „Säulen der Erde“ (Hiob 9,6). Unter der von Menschen. Tieren und Pflan­zen bewohnten Erde befindet sich die „Un­terwelt“ (2. Petrus, 2,4), das „Reich des Todes“ (vgl. hier auch unser christli­ches Glaubensbekenntnis).

 

3.3. Begegnung von Glaube und Naturwissenschaft

 

Ich sehe hier zwei wesentliche Möglichkeiten: Kampf und Auseinandersetzung oder Gespräch.

3.3.1. Begegnung im (kritischen) Gespräch

Beschreibung: Beschreibung: welt-bild-anderwand_komp

Wenn wir anderen Menschen begegnen, dann wird bald deutlich: Wir haben nicht alle die gleiche Welt-Sicht. Jeder von uns hat seinen eigenen Zugang zum Erfah­rungsbereich der Naturwissenschaften, er hat aber auch seine eigenen Glaubens­erfahrungen, sein persön­lich geprägtes Bibelver­ständnis.
Menschen machen Erfahrungen in der Welt (abhängig da­von, wie neugierig sie sind, wo­für sie sich interessie­ren, was ihnen an Bildung und Erziehung ange­boten oder vorenthal­ten wird), setzen sich mit ihr auseinander, denken über ihr eigenes Dasein nach, kommen zu ihrer persönlichen Deu­tung der Welt und le­ben in und mit ganz persönlichen Weltbil­dern. Diese sind so verschieden wie die Menschen – und daraus ergibt sich Ge­sprächs­bedarf, manchmal auch Auseinandersetzung.

Auf dem nebenstehen­den Bild wartet draußen vor dem Fenster die große Wirklichkeit der ganzen Welt, die uns um­gibt, wartet dar­auf, entdeckt zu wer­den. Und daneben stehe ICH vor dem Bild, das ich mir im Laufe meines bis­he­rigen Lebens von dieser Welt ge­macht habe, meinem „Welt­bild“. Wenn nun an­dere Men­schen ne­ben mir ste­hen – muss dann (kann dann) jeder das glei­che Weltbild haben wie ich, oder ist da nicht eine Galerie sehr unter­schiedlicher Bilder zu er­warten: wissen­schaft­lich ex­akte Fotogra­fien neben naiven, lebens­frohen Farb­klecksereien, No­tenblätter neben Colla­gen, poetische Texte neben einer nüchternen Zusammen­stellung von Fakten?
Menschen glauben vor allem (sie halten für wahr), was sie sehen. Deshalb haben und brauchen wir Weltbilder. Un­sere Weltbilder enthalten immer ein Stück von uns selbst – in ei­ner Ecke sind wir quasi selbst mit abgebildet. Bilder sind (von einem Rahmen) begrenzt: sie enthalten damit eine be­grenzte Weltsicht. Und (Welt-)Bilder, die in Lehrbü­chern in Form von bildlichen Darstellungen Gestalt gewonnen haben oder in Lehrsätzen niedergelegt sind, beinhalten eine Gefahr. Sie legen den Betrachter fest: so ist die Welt, ein für al­lemal!
Ich stelle mir vor: Eine Gruppe von Menschen trifft sich zur gleichen Zeit am gleichen Ort, auf einer Blumen­wiese. Alle sind in der gleichen natürli­chen Umwelt aufgewach­sen, in der gleichen Gesellschaft erzogen und geprägt worden. Und doch nehmen sie das kleine Stück Welt – diese Blumenwiese – ganz unter­schiedlich wahr.

 

 

 

Der Biologe holt vielleicht sein Bestimmungsbuch aus der Tasche, um als Wissen­schaftler genau zu erfassen, was da kreucht und fleucht. Im ebenfalls naturwissen­schaftlich ge­prägten Geologen findet er einen willkomme­nen Ge­sprächspartner, der anhand der vor­kommenden Pflanzen genau sagen kann, welche Boden- und Ge­steinsqualitäten hier vor­herrschen. Vielleicht gesellt sich ein Landwirt dazu, dem wie­der andere Gesichtspunkte wichtig sind: die Blu­men auf der Wiese sind zwar ganz nett anzusehen, aber damit hier in Zukunft ordentliche Futtererträge wachsen, sollte mal kräftig mit Kalk und Dünger nachge­holfen werden! Musisch begabte Men­schen (ein Maler, denken Sie an Dürers „Kleines Rasenstück“; ein Musiker – Smetana hat einmal „einen Fluss komponiert“, die „Moldau“) sehen die Welt durch ihre „Brille“. Ein Grundstücksmakler hat handfeste wirtschaftli­che Interessen, die seinen Blick auf die Wiese bestimmen: er schätzt Fläche und Hangneigung ab und entwirft im Kopf den Plan für ein Gewerbegebiet. Eine Person aus der Gruppe ist gerade verliebt, und ihre Weltsicht re­duziert sich auf eine Blüte, deren Blätter sie nach­denklich zerpflückt: sie liebt mich, sie liebt mich nicht ... Und dann ist da noch ein „sinnen­der Gast“, ein Mensch, der besonders empfänglich ist für philosophische oder religi­öse Gedanken­gänge, der sich auf die Wiese legt, alle Sinne „auf Emp­fang“ gestellt hat, und dem ein Danklied durch den Kopf geht.

Wer von ihnen allen hat nun mit seiner Weltsicht recht, hat das richtige Weltbild? Ich meine, hier wird sehr schnell klar, dass Kategorien wie „richtig oder falsch“, „wichtig oder unwichtig“ nicht passen. Jeder Mensch hat seinen Zugang zur Welt, er hat in „seinem“ Weltbild (in seinen Vorstellungen, seinem Verständnis und seiner Deutung der Welt) die für ihn prägenden, bedeutsamen Erfahrungen und Ein­drücke zusammenge­stellt in der Erfahrung und mit der Erwartung, dass sein Weltbild ihm hilft, sich in der Welt zu­rechtzufinden.

 

Diese ganz persönlichen Erfahrungen und Einsichten müssen einander jedoch – trotz ihrer Verschiedenartig­keit – nicht zwangsläufig ausschließen, sondern sie kön­nen sich auch fruchtbar wechselseitig ergänzen und be­reichern, und vielleicht auch zu (kritischen) Fragen anregen.

Ich meine, Christen dürfen neugierig sein auch auf die Aspekte der Wirklichkeit, die in den Naturwissenschaften ent­deckt und untersucht werden. Und vielleicht können sie in das Gespräch mit Naturwissenschaftlern Maß­stäbe des Glaubens einbringen, aus der bibli­schen Tradition, wenn es beispielsweise um den Sinn des menschlichen Daseins geht oder um die Verantwortung des Menschen beim „Untertan-Machen“ dieser Welt.

 

3.3.2. Auseinandersetzung (oft als Kampf von Ideologien)

 

Es gibt die Begegnung zwischen Glaube und Naturwissenschaft als knallharte Konfrontation, als Kampf. Die beiden Kontrahenten werden dann erlebt wie Feuer und Wasser, wie einander feindliche Elemente, die nicht mit­ein­ander verträglich sind. Wo eine sol­che Kampfsituation begegnet, hat man es in der Regel mit IDEOLO­GEN zu tun, auf einer Seite oder auch auf beiden.
Ein Ideologe erhebt immer den Anspruch, allein zuständig zu sein für die Erklärung und Deutung der Wirklich­keit. Er hat erschöpfende, endgültige Antworten auf alle Fragen, er verwaltet „ewige Wahrheiten“. Wenn doch verunsichernde Neuigkeiten auftauchen, gibt es nichts zu diskutieren, alle Antworten sind bereits vorgegeben (in der Dogmenweisheit un­antastbarer „heiliger“ Bücher – in dieser Weise wurde in DDR-Zeiten z.B. das „Kapi­tal“ von Marx und Engels be­nutzt – oder mit dem Hinweis auf die Autorität von „Führern“ oder „Lehrern“ mit deutlichen Zeichen von Personenkult). Die „richtigen“ Ant­worten zu haben, das ist dann eine Frage des „Standpunktes“, oder es ist „Glaubenssache“. Die Welt von Ideologen ist klar geteilt in schwarz oder weiß, gut oder böse, richtig oder falsch. Es gibt kein (eigenes) Nachdenken und Prüfen und Abwä­gen. Es gibt nur den Weg der Entscheidung: ENTWEDER stehst Du hier (bei uns, auf der richtigen Seite) ODER dort (auf der letzt­lich falschen, feindlichen Position). Ideologie er­weist sich als er­starrte Weltanschauung, die nicht (mehr) offen ist für neue Einsichten und Erfahrun­gen. Bücherweisheit steht vor und über der konkreten Wirklichkeitserfahrung. Und die Begeg­nung mit Andersdenkenden wird schnell zu Auseinandersetzung und Kampf, in dem es oft nicht mehr um die Wahr­heit, sondern um Herrschaft und Macht geht.
Jeder von uns ist in der Gefahr, zum Ideologen zu werden, oder er könnte für ideolo­gische Zwecke missbraucht wer­den. Dieser Gefahr sind auch christlicher Glaube und Na­turwissen­schaft immer wieder erlegen. Ein Beispiel sei in Erinnerung ge­rufen - Der Fall Galilei:
Der klassische „Krisenfall“ für die Auseinandersetzung der Kirche des Mittelalters mit der aufstrebenden Naturwissenschaft ist mit dem Namen des Physi­kers Galileo Galilei verbun­den. Galilei hatte als erster mit dem neu entwickelten Fernrohr entdeckt, dass der Mond eine zerklüftete Oberfläche besitzt, darüber hinaus auch, dass der Planet Ju­piter von vier Monden umkreist wird (wir wissen heute, dass der Jupiter sogar mehr als 50 Monde besitzt), die Sonne „Flecken“ aufweist. Diese Entdeckungen passten aber nicht in das Weltbild der Astronomen und der Philosophen seiner Zeit – und diese zogen die Theologen in den Konflikt (wer denn die rechte Lehre vertrete) mit hinein. Die Kritiker Galileis be­riefen sich dabei auf den antiken Philosophen Aristo­teles. Bei Aristoteles stand geschrieben, dass zum einen der Erdmond – wie alle Him­mels-Körper – eine ideale Ges­talt, also auch eine völlig glatte Oberflä­che habe; also mussten die Krater und Furchen, die Galilei zu sehen meinte, Trug­bilder sein. Nach dem Weltbild des Aristote­les stand die Erde im Mittelpunkt der Welt. Sie war umgeben von „Kristallsphären“, Glasschalen, die sich eine um die andere wölbten, und mit je einer dieser Schalen kreisten Sonne und Mond sowie die Plane­ten, die „Wandel­sterne“, um die Erde. Auch dem Jupiter war eine solche Sphäre zu­geordnet. Und nun war es einfach schwer vorstell­bar, dass ihn eigene Monde umkreisen sollten – diese hätten ja bei jedem ihrer Umläufe die fest ge­dachte Kristall­schale durchstoßen müssen ... Und weil nicht sein konnte, was (nach Lehrmeinung) nicht sein durfte, stellten sie gegen die Appelle Galileis zur Beobachtung ihre dogmatischen Prinzipien und weigerten sich, durch das Fernrohr zu schauen. Ihr Motto lautete: „Ich habe mir meine Meinung bereits ge­bildet, bitte beunruhigt mich nicht mit neuen Fakten!“ Der offizielle Grund für die Verurteilung Galileis durch die Inquisition war nicht sein Eintreten für das kopernikanische Weltbild an sich (das die Sonne ins Zentrum gesetzt hatte), sondern weil Galilei angab, damit die Wahrheit zu vertreten, statt das neue Weltbild - angemessen – als Hypothese zu lehren (die Richtigkeit seiner Überzeugung konnte er damals tat­sächlich noch nicht durch Messungen beweisen). Daraus ergaben sich aber schwierige Deutungen für manche Aussagen in der Bibel (z.B. das Wunder des Josua Jos.10,12). Und für die Verkündigung von „Wahrheit“ fühlte sich allein die Kirche zuständig.

4. Zusammenfassung

 

Für mich betrachten Glaube und Naturwissenschaft die Welt unter zwei verschiede­nen Blickwinkeln, die sich nicht ausschließen, sondern einander sinnvoll ergänzen. Dabei nimmt der Glaube wie die Naturwissenschaft jeweils nur ei­nen Teil der Wirk­lichkeit wahr, es gibt über sie hinaus noch weitere Annäherungen (Poesie, Medita­tion, Ökonomie, Musik, Psychologie usw.).

 

Im Glauben finde ich die Gewissheit, DASS Gott die Welt und auch mich gewollt und ge­schaffen hat, dass mein Da­sein einen Sinn und ein Ziel hat.

Die Naturwissenschaft fragt danach, WIE die Welt geworden ist und wie sie funktio­niert, und sie versucht das alles mit den Mitteln des menschlichen Verstandes zu er­klären.

 

Die Frage, WIE die Welt entstanden ist, wird durch die (derzeit favorisierte) Urknalltheorie zwar im Sinne eines An­fangs entschieden; die Frage nach dem WARUM aber bleibt ungeklärt.

Viele Aspekte unseres Themas habe ich wiedergefunden in einem alten Text, der von Martin Luther stammt:

 

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“

Was ist das?

 

Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat
samt allen Kreaturen,
mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder,
Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält;
dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken,
Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter;
mit allem, was not tut für Leib und Leben,
mich reichlich und täglich versorgt,
in allen Gefahren beschirmt
und vor allem Übel behütet und bewahrt;
und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher
Güte und Barmherzigkeit,
ohn all mein Verdienst und Würdigkeit:
für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehor­sam zu sein schuldig bin.

 

(Martin Luther: Der Kleine Katechismus (1529), Erklärung zum ersten Ar­tikel des christlichen Glaubensbekenntnisses)

 

Das Nachdenken über Schöpfer und Schöpfung beginnt bei Luther mit ICH: „Schöp­fung“ ist überhaupt nur span­nend, weil ich sie er-leben, dabei sein kann, es geht zu­nächst um mich (und nicht um große, aber letztlich abstrakte Dinge wie etwa die ganze Welt oder den Anfang von allem). „Für Luther ist Schöpfung vor allem eine Beziehungskategorie. Die Dinge erweisen sich insofern als Gottes Schöpfung, als sie von Gott für mich geordnet sind. Die Welt wird als Teil einer Dreierbeziehung (Gott – Mensch – Welt) zur „Schöpfung“, insofern ihr ein Sinn zukommt.“ (Christian Schwarke / Roland Biewald: Weltbilder – Menschenbilder; Themenhefte Religion, Ev. Verlagsnastalt Leipzig, S.27)

Der Glaube bringt mir Vergewisserung, DASS Gott MICH gewollt hat.

Dann folgt aber gleich die Einordnung in den Zusammenhang. Es geht nicht allein um mich. Gott hat mich neben viele andere Geschöpfe gestellt, ich bin Geschöpf unter Milli­onen Arten von anderem Leben. Der Mensch ist Geschöpf - und kein Halbgott.

Und dann folgt noch eine Ergänzung – dass Gott seine Schöpfung auch jetzt noch er­hält. Das macht klar: das Nach­denken über Schöpfung ist nicht vorrangig an der Vergangenheit orientiert, an der Frage nach den Ur­sprüngen, son­dern Schöpfung erlebe ich hier und heute. Schöpfung geschieht ständig neu. Wenn eine Knospe sich öffnet, wenn ein Kind geboren wird, kommt eine neue Farbe in die Welt.

Weiter ist Luther dankbar dafür, dass Gott ihm „Vernunft und alle Sinne gegeben hat“, ratio­nalen Verstand und Ge­fühle. Die forschende Neugier und der erklärende Verstand sind Begabungen, die auch Christen dankbar nutzen dür­fen. Naturwissen­schaft zu betrei­ben, wenigstens deren Erkenntnissen offen zu begegnen, ist Christen nicht ver­boten.

Luther sagt, dass er von Gott auch Kleider und Schuhe erhalten hat. Das ist natürlich Re­den in Bildern. Sicher wusste Luther, wo sein Schuster wohnt und wer seinen Mantel ge­näht hatte, ihm war klar, dass da menschliche Fertigkeiten unverzichtbar waren. Aber er wollte mit diesem Bild („gegeben von Gott“) deutlich machen, dass für ihn die Zuwen­dung Gottes bei allem Lebenswichtigen dazukommen muss, damit un­ser Leben gelingen kann.
Und das Bekenntnis zum Schöpfer mündet bei Luther in Dankbarkeit und Verant­wortung.

 

Hier noch ein zweiter Versuch, sich bei der Wanderung zwischen Glaube und Natur­wis­senschaft zurechtzufin­den.

 

Die Schöpfungsgeschichte sagt uns nicht,

wie der Himmel funktioniert,

sondern wie man dort hinkommt.

(George Coyne, Jesuitenpater und leitender Astrophysiker an der päpstlichen Sternwarte, 1995)

 

Der Chef-Astronom des Papstes hätte in seiner Muttersprache, dem Englischen, die Mög­lichkeit, sich eindeutig aus­zudrücken, nämlich ob er vom Himmel im religiösen Sinne spricht (heaven) oder von dem Himmel, den er Nacht um Nacht mit seinem Tele­skop betrachtet (sky). Im Deutschen müsste schon ein Gespräch über Himmel mit einer Defini­tion begin­nen (mit „Himmel“ meine ich jetzt... ), sonst kann Verwirrung entstehen darüber, welche Ebene jetzt gemeint ist.

In dem hier zitierten Satz aber wird deutlich: Beide Zugänge zur Wirklichkeit sind dem glaubenden Physiker wichtig. Als Naturwis­sen­schaftler möchte er wissen, wie der Himmel funkti­oniert (sonst würde er nicht nächte­lang vor seinen Instrumenten sit­zen). Aber für sein Leben be­stimmend und vielleicht wichtiger ist die Hoff­nung, eines Tages in den ganz an­deren Himmel zu kommen, den er mit sei­nem Teleskop nie zu sehen bekommt.

 

 

 

Meditation zum Ersten Artikel im christlichen Glaubensbekennt­nis

 

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,

Schöpfer des Himmels und der Erde.

 

Das bedeutet:

Ich staune über diese Welt.

Ich danke Gott für mein Leben.

Ich möchte glücklich sein

und glücklich machen mit allen Kräften.

Ich möchte alle Geschöpfe lieben,

die mir anvertraut sind, und sie schützen.

Ich kann und weiß mehr als sie,

aber sie sind nicht weniger als ich.

 

Ich staune über die Gedanken Gottes,

die so viel tiefer sind als die meinen,

über seinen Geist,

der so viel höher ist als meine Vernunft.

Ich bin überzeugt, dass ich von seiner Welt

nur das Geringe wahrnehme,

das meinem Geist entspricht,

und mir mehr verborgen ist,

als ich je sehen und begreifen werde.

 

Ich sehe keinen Widerspruch

zwischen meinem Wissen und meinem Glauben.

Dass es elektronische Rechner gibt,

was beweist das

gegen die Auferstehung vom Tode?

Ist ein Maulwurfshaufen ein Argument

gegen den Himalaja?

Je größer die Kunst ist,

die wir Menschen beherrschen,

desto größer wird mir Gott,

dessen Gedanken wir denken,

und ich bitte Gott,

mir Weisheit und Sorgfalt zu geben,

dass ich immer mehr von seiner Welt verstehe.

 

Ich glaube an den Schöpfer der Welt,

der Erde und des Himmels.

Der Welt, die ich sehe,

und der viel größeren,

von der ich nicht den Schatten

einer Ahnung habe.

 

Das ist wahr.

 

(aus: Jörg Zink: Die Welt hat noch eine Zukunft. Kreuz Verlag Stuttgart 1984, S.9)

 

 

 

Ich erweise Gott meinen unendlichen Dank, weil er mich allein als ersten Beobachter bewunderungs­wür­diger Dinge ausersehen hat, die den bisherigen Jahr­hunder­ten verborgen geblieben waren.
(Galileo Galilei in einem Brief 1610)

So wenig die Naturwissenschaften einen Gottes­be­weis hergeben, so wenig postulieren sie etwa, dass der Mensch eines Gottesglaubens nicht be­darf.
(Manfred Eigen, Evolutionstheoretiker, Nobelpreis Che­mie 1975)

 

Biologie als Naturwissenschaft schließt gewisse Fragen einfach aus, die anderswo gestellt werden. Fragen nach Daseinszielen, nach dem Sinn des Lebens, nach einem Weltenschöpfer oder Weltenlenker, nach Geltungsgründen oder moralischen Rechtfertigungen werden in der Biologie nicht nur nicht beantwortet: Sie werden gar nicht erst gestellt, nicht einmal zugelassen,. Als legitim gelten innerhalb der Erfahrungswissenschaften nur Fragen, die Tatsachen betreffen und die im Rahmen erfahrungswissenschaftlicher Methoden wenigstens prinzipiell Aussicht auf Beantwortung haben.
(Gerhard Vollmer: Biophilosophie, Reclam Stuttgart, 1995, S.51)

 

 

5. verwendete und weiterführende Literatur und Quellen:

 

·       Christian Schwarke / Roland Biewald: Weltbilder – Menschenbilder; Themenhefte Religion, Ev. Verlagsanstalt Leip­zig 2003

·       Kirchenamt der EKD, Texte94: Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule; Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, 2008; Internet: www.ekd.de/download/ekd_texte_94.pdf

·       Hans Küng: Der Anfang aller Dinge – Naturwissenschaft und Religion, Piper München 2005

·       Jürgen Audretsch (Hrsg.): Die andere Hälfte der Wahrheit – Naturwissenschaft, Philosophie, Religion, Beck Mün­chen 1992

·       Arnold Benz: Die Zukunft des Universums – Zufall, Chaos, Gott?, Patmos Düsseldorf 1997

·       Hansjörg Hemminger, Wolfgang Hemminger: Jenseits der Weltbilder, Quell Verlag Stuttgart 1991

·       Joachim Krause: Ständig aktualisierte Sammlung von Fakten und Zitaten zum Themenbereich „Schöpfungsglaube, Naturwissenschaft, Evolutionstheorie, Schöpfungstheologie, Kreationismus …“ - http://www.krause-schoenberg.de/gn_faktensammlung_alles_aktuell.htm

·       Joachim Krause: „Wenn es in der Schule um Schöpfung, Evolution und Urknall geht … Naturwissenschaft in der Begegnung mit philosophischen und religiösen Fragen – In welcher Weise nehmen in Sachsen zugelassene Lehrbücher für die Fächer Biologie, Physik, Astronomie und Religion solche Grenzfragen auf?“ – Schulbuch-Analyse - eine ausführliche, kommentierte Materialsammlung – http://www.krause-schoenberg.de/SB30_schulbuchanalyse_komplett.htm

·       Joachim Krause: „GOTT würfelt nicht!“ - Wenn Naturwissenschaftler von GOTT reden – was meinen sie damit? Sammlung von Äußerungen von Aristoteles, Galilei, Newton, Darwin, Planck, Einstein, Hawking und anderen Naturwissenschaftlern – http://www.krause-schoenberg.de/SB17_nwler_und_gott.htm

·       Joachim Krause: „Kreationismus“, „Intelligent Design“, „Schöpfungs-Wissenschaft“ - Kritische Stimmen zur Evolutionstheorie und zur historisch-kritischen Auslegung der Bibel; Sammlung von Zitaten und Argumenten und deren (selbst-) kritische Bewertung – http://www.krause-schoenberg.de/SB18_kreationismus.htm

·       Joachim Krause: „Charles Darwin – Leben, Werk, Wirkung“ http://www.krause-schoenberg.de/SB28_darwin_leben_werk_wirkung.htm

·       Joachim Krause: „Was Charles Darwin geglaubt hat“, Buch, Wartburg-Verlag Weimar 2012;
Auszüge: http://www.krause-schoenberg.de/darwin_buch_info.htm

·       Joachim Krause: „Schöpfungstheologie“; Zitatensammlung aus drei Büchern von Eugen Drewermann zu Religion uns Naturwissenschaft (Herkunft des Menschen – Biologie – Kosmologie) - http://www.krause-schoenberg.de/SB21_schoepfungstheologie_drewermann_zitate.htm

·       Warum manche Mitmenschen keine Christen sein wollen, was sie am christlichen Glauben und an der Bibel irritiert – Atheisten (wie Richard Dawkins), Agnostiker, Unitarier – Originalzitate - http://www.krause-schoenberg.de/sachinfos_religionskritik.htm